Kommentar
11:27 Uhr, 21.05.2010

Rohstoff-Airbag spannt Anleger lange „auf die Folter“

Erwähnte Instrumente

  • LBBW Top-10-Rohstoff-Index E
    Aktueller Kursstand:  

Airbag-Zertifikate bieten einen sehr effektiven, aber nicht ganz billigen und obendrein stark erklärungsbedürftigen Teilschutz. Nicht zuletzt deshalb kam dieser erstmals von der UBS emittierte Produkttyp trotz seiner langjährigen Marktpräsenz bei den meisten Anbietern nicht über den Einzel- bzw. Kleinserien-Status hinaus, auch wenn die gegenüber anderen Teilschutz-Zertifikaten etwas komplexere Absicherungs-Struktur inzwischen sogar vereinzelt bei rollierenden Zertifikaten eingesetzt wird. Dabei verdienen „Airbags" aufgrund ihrer zweifellos vorhandenen Vorteile durchaus eine höhere Beachtung. So ist die Barriere beispielsweise immer nur am finalen Bewertungstag aktiv. Das gibt dem Anleger von vornherein ein etwas sichereres Gefühl, wird aber mittlerweile auch von anderen Teilschutz-Varianten angeboten. Viel wesentlicher und damit ein Alleinstellungsmerkmal stellt dagegen die spezielle Airbag-Absicherung dar, die Verluste, die über den partiellen Schutz hinausgehen, stets abfedert, d.h. immer geringer ausfallen lässt, als dies bei einem gleichzeitigem Direktinvestment der Fall wäre, auch wenn ein Totalverlust natürlich auch hier nicht ausgeschlossen werden kann. Erreicht kann das Ganze durch einen zugrundeliegenden Call-Spread zwischen Nullmarke und dem jeweiligen Absicherungsniveau werden, bei dem durch eine entsprechende Hebelung sicherstellt wird, dass der vollständige Nennbetrag bei Laufzeitende bereits auf Höhe der Barriere für die Rückzahlung zur Verfügung steht. Unterhalb davon ergibt sich dadurch automatisch eine Outperformance gegenüber dem Basiswert. Um auch nach oben partizipieren zu können, ist der Erwerb eines zusätzlichen Calls ab dem Startkurs erforderlich.

Airbag-Zertifikate werden auch gerne bei Rohstoffen eingesetzt, wie z.B. von der Société Générale im Edel- bzw. Industriemetall-Sektor oder bei Erdöl. Die Landesbank Baden-Württemberg bietet jetzt auch eine solche Struktur bis 28. Mai zur Zeichnung an. Das stolze sechs Jahre laufende Produkt bezieht sich auf den hauseigenen Top-10-Rohstoff-Index ER, der nicht nur eine Diversifikation über die fünf Rohstoff-Sektoren Energie, Basis- und Edelmetalle, Agrar, sowie Viehwirtschaft ermöglicht, sondern sich auch noch der bekannten Rollproblematik annimmt und diese zu optimieren versucht. Dabei werden aus dem 19 Einzel-Rohstoffe umfassenden DJ UBS Commodity Index als Grundgesamtheit alle drei Monate die zehn Rohstoff-Futures ausgewählt, die das stärkste „Backwardation" bzw. das schwächste „Contango" aufweisen. Um eine ausreichend große Streuung zu erhalten, wird für jeden Rohstoff-Bereich eine Mindestgewichtung von zehn bzw. 20 Prozent vorgeschrieben. Um darüber hinaus zu hohe Transaktionskosten zu vermeiden, belaufen sich die Kontraktlaufzeiten jeweils auf sechs bis zwölf Monate. Aufgrund der Erstveröffentlichung des Index im April 2008 kann das rolloptimierte Barometer bereits auf eine kleine Historie zurückblicken, in der es bislang eine sehr gute Figur gegenüber dem eigenen Anlageuniversum DJ UBS Commodity, sowie gängigen Benchmarks wie dem S&P GSCI, dem CRB oder dem RICI abgibt.

Bei der zugrundeliegenden Airbag-Struktur partizipiert der Anleger eins zu eins an der Indexentwicklung bis zum Cap von 150 Prozent des Startkurses. Bis zur Barriere bei 75 Prozent ist am Ende die Rückzahlung zu 100 Prozent gesichert, bevor darunter der Airbag seine Wirkung entfaltet, wobei jeder Schlusskurs auf Prozentbasis mit dem Faktor 1,33 (=100/75) multipliziert den Tilgungsbetrag ergibt. Sollte der Index also beispielsweise nur noch bei 60 Prozent des Ausgangsniveaus mit einem Verlust von 40 Prozent schließen, käme es noch immer zu einer Tilgung in Höhe von knapp 80 Prozent beim Zertifikat und damit „nur" zu einem Verlust von rund 20 Prozent. Das Papier verfügt zusätzlich über eine Währungsabsicherung, die vor einem möglicherweise wieder schwächer gehenden US-Dollar gegenüber dem Euro schützt.

Der Rohstoff-Report Tipp:
Das Papier kann durch seine Airbag-Struktur gefallen, die sich noch dazu auf einen möglicherweise aussichtsreichen rolloptimierten Index bezieht und würde sich speziell auch für ein breit diversifiziertes Basisinvestment eignen, wenn da nicht die für „Airbags" relativ ungewohnte Kappung der Performance wäre, insbesondere wenn man auch noch die mit sechs Jahren ebenso unüblich lange Laufzeit zugrunde legt.

Top-10-Rohstoff-Index ER Zertifikat (quanto)

Emittent/WKN:

Landesbank Baden-Württemberg / LB0AK4

Laufzeit:

31.05.2016

Preis: (in Zeichnung: 03.05.10 – 28.05.10)

Ausgabepreis: 100 € zzgl. 1,5 % Agio

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/zertifikate

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Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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