Kommentar
08:54 Uhr, 01.10.2009

Rohöl und Ölprodukte: von Knappheit keine Spur

1. Gut gefüllte Lager – so lautet das derzeitige Motto an den US-Öl- und Ölproduktmärkten. In der zweiten Woche in Folge wurde mehr Rohöl in die US-Lager gepumpt, diesmal ein Plus von 2,8 Mio. Barrels (Bloomberg- Median: 2,0 Mio. Barrels). Die Ölraffinerien verarbeiten weniger Öl, so bleibt mehr in den Lagern liegen. Die Auslastung der US-Ölraffinerien sank in der vergangenen Woche erneut, diesmal um einen Prozentpunkt auf 84,6 %. Als reichlich ist auch der Öllagerbestand am Hauptlieferort von WTI, in Cushing (Oklahoma) anzusehen. Zwar wurden dort zuletzt die Vorräte etwas reduziert, doch noch immer sind in Cushing gut 50 % mehr Öl auf Lager, als dies in den vergangenen 5 Jahren saisonüblich der Fall war. Von Knappheit kann auch bei den Ölprodukten nicht die Rede sein. Wenngleich sich die Benzinvorräte in der vergangenen Woche um 1,7 Mio. Barrels reduzierten (Bloomberg-Median: 1,0 Mio. Barrels), ist das Lagerniveau weit überdurchschnittlich. Bei Diesel- und Heizöl setzt sich der Aufbautrend trotz des enorm hohen Niveaus weiter fort: diesmal ein Plus von 0,3 Mio. Barrels (Bloomberg-Median: 1,2 Mio. Barrels).

2. Der Ölpreis (Sorte WTI) hat sich seit Mitte letzter Woche von der 70 US-Dollar-Marke verabschiedet, und Rohöl kostete zeitweise weniger als 66 US-Dollar. Im bisherigen Wochenverlauf hat sich der Ölpreis allerdings auf diesem Niveau erstmal stabilisiert. Fallende Aktienmärkte und ein festerer Außenwert des US-Dollar waren einmal mehr die Ursache für die Verbilligung von Rohöl seit Mitte letzter Woche. Betrachtet man das große Bild am Ölmarkt, ist das Ölpreisniveau nach wie vor als durch Angebot und Nachfrage gerechtfertigt anzusehen. Die US-Wirtschaft und auch der Rest der Welt sind derzeit reichlich mit Rohöl und Ölprodukten versorgt. Zwar ist die konjunkturelle Erholung weltweit im Gange. Doch es könnte noch eine Weile dauern, bis die Weltwirtschaft den Rohölmarkt wieder an seine Kapazitätsgrenzen bringt. Wir gehen davon aus, dass der Ölpreis sich in den nächsten Monaten weitgehend in der Region um die 70 USDollar bewegen wird. Eventuelle stärkere Rohölpreisanstiege dürften sich relativ schnell zurückbilden, wenn am Markt klar wird, dass die Angebotsseite flexibel auf höhere Preise reagiert.

3. Ein zunehmender Konjunkturoptimismus macht sich seit ein paar Wochen bei den Ölspekulanten bemerkbar. Eine größer werdende Zahl von Ihnen setzt auf steigende Ölnotierungen. In der Woche bis einschließlich 22. September weiteten die nicht-kommerziellen Ölhändler ihre Netto-Long-Positionen auf 62 Tausend Kontrakte aus, den höchsten Stand seit Anfang Januar 2009. Auch in der neuen Händlerabgrenzung, für die es seit Anfang September Daten gibt, setzen die Händler in der Summe der drei Kategorien Swap Dealer, Managed Money und sonstige Spekulanten verstärkt auf Ölpreisanstiege.

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Autor: Dr. Dora Borbély
Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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