Kommentar
12:00 Uhr, 02.01.2007

Rohöl: Kommt der Crash jetzt doch?

Der Ölpreis sank in der letzten Woche weiter. Aus charttechnischer Sicht könnte es zu weiteren, deutlichen Preisrückgängen kommen, wenn Erdöl nicht wieder nachhaltig über den Bereich von 68 US-Dollar pro Barrel ansteigen kann. Ansonsten drohen unserer Meinung nach weitere, relativ schnelle Preisabgaben bis unter die Marke von 50 Dollar.

Dieses Szenario scheint man auch bei der Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC) nicht mehr auszuschließen. Im Dezember verlautbarte das Ölkartell daher eine weitere Fördermengenkürzung um 500,000 Barrel pro Tag beginnend im Februar 2007 – eine Ankündigung, die wirkungslos verpuffte. Was bleibt, ist eine trübe Stimmung am Ölmarkt, die sich auch durch die Zurückeroberung der 60-Dollar-Marke nicht wirklich aufhellen konnte.

Wie könnte es auch sein, dass sich die Stimmung aufhellt, betrachtet man das milde Wetter im Nordosten der USA. Dort werden mehr als zwei Drittel des Heizöls im Winter verbraucht, der Rest des Landes ist eher auf Erdgas zur Beheizung der Häuser angewiesen. Die Heizölnachfrage liegt im Nordosten der USA schon seit Wochen rund 20% unter dem Normalmaß. Gerade aus diesem Grund kann und muss die OPEC ihre Fördermengen kürzen, da tatsächlich zu viel Erdöl auf dem Markt vorhanden ist. Sie schafft sich damit Restkapazitäten, und lockert damit die Anspannung am Ölmarkt weiter auf. Denn auf die dann zur Verfügung stehenden Restkapazitäten kann in Zukunft immer dann zurückgegriffen werden, wenn sich irgendwo auf der Welt das Angebot verknappen sollte.

Aus diesem Grund handelt es sich bei den Fördermengenkürzungen um ein zweischneidiges Schwert: Zum einen wird das phsysische Angebot verknappt, zum anderen lockert sich aber die psychologische Hemmschwelle vor einer Verknappung des Ölangebots in der Zukunft, da neue Restkapazitäten aufgebaut werden. Solange die Nachfrage durch weiter milde Wintertemperaturen nicht anzieht, rechnen wir daher mit weiter fallenden Ölpreisen.

Autor: Jochen Stanzl, BörseGo GmbH

Quelle des Artikels: Rohstoff-Report

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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