Kommentar
11:10 Uhr, 21.05.2009

Rohöl: Jetzt geht es den Vorräten an den Kragen

1. Die Anzeichen verdichten sich nunmehr seit zwei Wochen, dass die massiven Produktionskürzungen am Rohölmarkt bei den Lagerbeständen ankommen. Zum zweiten Mal in Folge reduzierten sich die USRohölvorräte, diesmal um 2,1 Mio. Barrels (Bloomberg-Median: -0,4 Mio. Barrels). Nach den Fundamentaldaten zu urteilen, wäre es an der Zeit für die Trendwende nach unten bei der Entwicklung der Lagerbestände. Behauptet sich diese Tendenz zur Reduzierung der Öllagerbestände in den USA auch in den kommenden Wochen, sehen wir dies als Unterstützung für unsere Prognose von wieder nachhaltig steigenden Ölpreisen ab den Sommermonaten. Denn Druck auf den Ölpreis entsteht erst, wenn die extrem hohen Vorräte abgebaut wurden, was einige Wochen in Anspruch nehmen kann. Bei den Benzinlagerbeständen erwies sich der Rückgang in der vergangenen Woche mit -4,3 Mio. Barrels sogar noch stärker als beim Rohöl. Nur bei den Heizöl- und Dieselvorräten setzte sich die leichte Aufwärtstendenz fort.

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2. Nachdem der Ölpreis (für die Sorte WTI) schon letzte Woche einen Anlauf auf die 60 US-Dollar-Marke gestartet hatte, konnte er sie gestern und heute hinter sich lassen und markiert damit ein 6-Monatshoch. In erster Linie ist es nach wie vor die Stabilisierung der makroökonomischen Erwartungen und weniger ölmarktspezifische Faktoren, die für den Preisanstieg verantwortlich sind. Dennoch mischen auch ein paar Nachrichten bezüglich der fundamentalen Entwicklung mit. So kam es in Nigeria erneut zu Anschlägen auf Ölförderanlagen und damit zu Produktionsausfällen. Zudem hat China angekündigt, neben seinen Ölreserven auch Kraftstoffreserven aufbauen zu wollen. Alles in allem sind aber die fundamentalen Ölnachrichten derzeit nicht ausreichend, um einen nachhaltigen Ölpreisanstieg zu bewirken. Wir rechnen deshalb in den kommenden Wochen eher mit einem Rückgang des Ölpreises in den Bereich um 55 US-Dollar, bevor sich Rohöl in den Sommermonaten nachhaltig verteuern dürfte.

3. Erwartungsgemäß hielt der Pessimismus nicht länger Einzug bei der Positionierung der nicht-kommerziellen Ölhändler, also der Rohölspekulanten. In der Woche bis einschließlich 12. Mai setzte die Mehrheit der nicht-kommerziellen Ölhändler an der Warenterminbörse in New York wieder auf steigende Ölnotierungen, wenngleich die Long-Kontrakte um nur 3000 gegenüber den Short-Kontrakten in der Überzahl waren. Die Spekulanten scheinen hin und her gerissen zu sein zwischen der aktuell schwachen Nachfrage sowie der prallgefüllten Lagerbestände einerseits und der sich aufhellenden wirtschaftlichen Perspektiven auch für die Ölnachfrage andererseits. Wir sind der Meinung, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis die nichtkommerziellen Ölhändler wieder nennenswerte Netto-Long-Positionen aufbauen und damit den Ölpreis tendenziell stützen werden.

Autor: Dr. Dora Borbély
Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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