Robuste Konjunktur – Wie lange noch?
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Externe Quelle : UniCredit
Im zweiten Halbjahr ist ein weiterer Rückgang in den Frühindikatoren zu erwarten. Das abermals deutlich besser als erwartet ausgefallene ifo Geschäftsklima ist als weiteres Indiz für eine sehr graduell verlaufende Verlangsamung der Weltkonjunktur zu werten. Die Eintrübung dürfte sich jedoch noch weiter fortsetzen, zumal von dem weiter steigenden Ölpreis zusätzliche Gefahren für das Wachstum ausgehen und der Abschwung auch in Europa an Breite gewinnt. Bereits in Q1 wurde deutlich, dass sich das Wachstum in einigen Ländern Europas (Spanien, Großbritannien) merklich abschwächt. Zwar profitieren gerade deutsche Unternehmen von immer noch prall gefüllten Auftragsbüchern, die Frühindikatoren befinden sich global jedoch weiter auf dem Rückzug. So zeigte der vor einigen Tagen veröffentlichte World Economic Survey des ifo Instituts ein deutlich nüchterneres Bild des Geschäftsklimas als es aus den Umfrageergebnissen für Deutschland hervorging. Vor diesem Hintergrund dürfte es lediglich eine Frage der Zeit sein, dass die Wachstumsverlangsamung auch weitere Volkswirtschaften erfasst. Wir gehen daher weiterhin davon aus, dass sich die Eintrübung des konjunkturellen Umfelds fortsetzen wird und der Trend in den Gewinnschätzungen der G3 Aktienmärkte abwärtsgerichtet bleibt.
Inflation ist als zweischneidiges Schwert für Aktien anzusehen, der Nettoeffekt ist jedoch negativ. Eine kürzlich von uns vorgenommene Analyse deutet darauf hin, dass ein Großteil der Unternehmen die gestiegenen Inputpreise bislang weiterreichen konnte, so dass die Gefahren für die Gewinnentwicklung von dieser Seite erst im Falle einer deutlichen Nachfrageverlangsamung sichtbarer werden dürften. Diese Einschätzung wird durch den jüngsten Anstieg in der Kernrate der USProduzentenpreise auf den höchsten Stand seit mehr als 17 Jahren bestätigt. Allerdings ist aus dieser Entwicklung auch eine weitere Verbreiterung des Preisdrucks auf nachgelagerte Wertschöpfungsketten ersichtlich, was für eine steigende Gefahr einer persistenten Verschlechterung spricht. Ein dauerhaft höher liegendes Inflationsniveau ist aus Top-Down Sicht klar als negativ zu bewerten, da strukturell höhere Inflationsraten historisch mit niedrigeren Aktienmarkt- Bewertungen einhergingen.
Der Gegenwind für die Aktienmärkte aus dem Makro- Umfeld bleibt erhalten. Angesichts der Kombination fallender Frühindikatoren und anhaltend hoher Inflationsraten ist davon auszugehen, dass der Gegenwind für die Aktienmärkte aus dem Makro-Umfeld weiter anhalten wird. Mit dem Auslaufen der Mikro-Impulse durch die Berichtssaison dürfte sich an den Aktienmärkten in den nächsten Wochen daher wieder eine uneinheitlichere Entwicklung einstellen Dies gilt insbesondere, da die Erholungsbewegung der letzten Wochen sehr selektiv verlaufen ist. Innerhalb der europäischen Sektoren fällt auf, dass die Erholung des Gesamtmarktes der letzten Wochen in erster Linie von zyklischen Sektoren angeführt wurde, die von weiter robusten Emerging Markets profitieren. Demgegenüber verbuchten insbesondere Finanzwerte und konsumorientierte Sektoren eine Underperformance. Steigende Ölpreise und die Unsicherheit im Vorfeld der Veröffentlichung der Q2-Ergebnisse durch die US-Investmentbanken in ca. 4 Wochen sprechen gegen eine schnelle Auflösung dieser Divergenzen. In diesem Umfeld dürften insbesondere zyklische Sektoren anfällig für Gewinnmitnahmen sein.
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