Kommentar
11:38 Uhr, 20.08.2009

Riskante Segmente des Anleihemarktes steigen in der Gunst der Anleger

Innerhalb eines Konjunkturzyklus verschieben sich üblicherweise die Erträge der verschiedenen Anleihemarkt-Segmente und ihre Beliebtheit bei den Investoren. Derzeit stehen Emerging Market Bonds bei Anlegern wieder auf der ‚Kaufliste’ weit oben.

Schwellenländer-Staatsanleihen sind relativ sicher, Unternehmensanleihen riskant

Die Nachfrage nach Anleihen aus Schwellenländern ist in den vergangenen Monaten wieder gestiegen. Mit ihnen können Anleger über die traditionellen Anleihemärkte hinaus diversifizieren und dabei attraktive Renditen erzielen. Im letzten Jahrzehnt haben sich die Schwellenländer-Volkswirtschaften zudem dramatisch verbessert, viele Länder haben inzwischen Fremdwährungsreserven, die ihre Auslandsschulden bei weitem übersteigen. Regierungen und Zentralbanken der Schwellenländer sorgen für immer mehr Stabilität, was zusammen mit den besser gewordenen Fundamentaldaten die Wahrscheinlichkeit von Zahlungsausfällen verringert. Wird das Anlageuniversum mit dem JP Morgan Emerging Market Bond Index definiert, so halten wir einen kurzfristigen Ausfall nur bei weniger als fünf Prozent der staatlichen Schwellenländer-Emittenten für möglich. Bei Unternehmensanleihen aus Schwellenländern gibt es dagegen noch immer ein deutliches Ausfallrisiko, dieser Markt leidet zudem unter anhaltenden Liquiditätsproblemen.

Wir bevorzugen Anleihen von Staaten, die starke volkswirtschaftliche Fundamentaldaten aufweisen. Das bedeutet, dass sie im Verhältnis zu ihren Reserven ein niedriges Schuldenniveau besitzen und in einer guten Position sind, um alle kurzfristigen Zins- und Rückzahlungen leisten zu können. Angesichts der Rallye bei Anleihen spekulativerer Emittenten wie Ecuador und Pakistan wird sich der Markt in den Sommermonaten auf die besseren Schuldner konzentrieren, darunter fallen Länder wie Venezuela, Brasilien, Russland und auch Mexiko. Interessant sind Anleihen, die in Fremdwährungen wie dem US-Dollar denominiert sind, doch langfristig sehen wir auch bei Schwellenländer-Anleihen in lokalen Währungen gute Anlagemöglichkeiten. Allerdings ist die Auswahl nicht einfach, wenn man an die Liquiditäts- und Transparenz-Probleme denkt, die das Jahr 2008 offenbarte.

Hochzins- und Investment-Grade-Unternehmensanleihen aus Europa sind attraktiv

Die Volatilität auf dem europäischen Markt für Hochzinsanleihen war seit Sommer 2007 extrem: Zwischen Juli 2007 und August 2008 betrug die Gesamtrendite minus 8,5 Prozent, annualisiert minus 7,4 Prozent, wenn man den Merrill Lynch European Currency 3% Constrained High Yield Index als Maßstab nimmt. Nach dem Kollaps von Lehman Brothers gab der europäische Hochzins-Index im September und Oktober 2008 um mehr als 25 Prozent nach. Zwischen Ende Februar 2009 und dem 22. Juli 2009 jedoch zog der europäische Hochzins-Index wieder um 37 Prozent an, womit die Verluste der zweiten Jahreshälfte 2008 annähernd ausgeglichen wurden.

Die hohen Verluste des Jahres 2008 spiegelten noch die negative Stimmung und Risikoscheu der Anleger wider, sowie die Erwartung steigender Ausfallraten. Abgestimmte Hilfsmaßnahmen von Zentralbanken, Regierungsinterventionen und die Erkenntnis, dass die Marktreaktionen zu extrem ausgefallen waren, haben seitdem für die Erholung dieser Marktbereiche und eine Rückkehr des Risikoappetits gesorgt. Anlegern wurde klar, dass der Markt zwischenzeitlich höhere Ausfallraten einpreiste, als jemals realistisch zu erwarten waren. Besonders attraktiv erscheinen derzeit Unternehmensanleihen mit Investment-Grade-Qualität, denn dieser Markt preist auf Sicht von fünf Jahren, abhängig von den erzielbaren Restwerten, Ausfallraten zwischen sechs und achteinhalb Prozent ein. Der schlimmste in den letzten 40 Jahren beobachtete Wert lag aber unter 2,5 Prozent.

Erstklassige Staatsanleihen leiden unter steigendem Risikoappetit

Während Hochzins- und Schwellenländer-Staatsanleihen inzwischen wieder Fahrt aufnehmen, entwickeln sich europäische Staatsanleihen in die entgegengesetzte Richtung. Während diese Anlageklasse, gemessen am Merrill Lynch ESOV Index, zwischen Juli 2007 und August 2008 noch 6,1 Prozent (5,2 Prozent annualisiert) Rendite brachte und von September bis Ende Dezember 2008 weitere 6,7 Prozent hinzugewann, wendete sich in diesem Jahr das Blatt. Erstklassige Staatsanleihen litten unter der Mittelumschichtung von Investoren, die sich von Niedrigrisikoanlagen verabschiedeten und riskantere Anlageformen wählten. Seit Anfang 2009 fielen die Erträge europäischer Staatsanleihen mit nur 2,5 Prozent entsprechend dünn aus, auch weil die Kreditqualität einiger europäischer Staaten bezweifelt wurde, das Volumen jetziger und künftiger Staatsanleihen-Emissionen Anleger beunruhigte und mittelfristige Inflationsrisiken Sorgen bereiteten. Zumindest die Inflationsängste halten wir allerdings für etwas übertrieben.

Privatanleger sind mit flexiblen Rentenfonds auf der sicheren Seite

Die reduzierte Unsicherheit und eine niedrigere Volatilität werden Anleger auch weiterhin ermutigen, in Fonds für riskantere festverzinsliche Anlagen zu investieren. Wer die Auswahl der jeweils attraktivsten Märkte aber Profis überlassen will, findet in flexiblen Rentenfonds eine gute Lösung. Sie können aus allen sich bietenden Möglichkeiten der globalen Anleihemärkte ihren Nutzen ziehen und damit Anlegern unter verschiedensten Marktbedingungen Renditen liefern.

Quelle: Threadneedle

Die im Jahr 1994 gegründete Fondsgesellschaft Threadneedle gehört zu den führenden Investmentgesellschaften in Europa. Das Unternehmen verwaltet 52 Milliarden Euro und bietet Investmentlösungen für institutionelle Investoren und Privatanleger (Stand: 31.12.2008). Die Investmentexpertise von Threadneedle umfasst alle Regionen und bedeutenden Anlageklassen von Aktien und Anleihen bis hin zu Immobilien und alternativen Investments. Bei Threadneedle arbeiten mehr als 500 Mitarbeiter an 12 Standorten (Großbritannien, Deutschland, Österreich, Frankreich, Schweiz, Niederlande, Schweden, Dänemark, Spanien, Italien, Singapore und Hong Kong).

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