Kommentar
11:15 Uhr, 22.05.2009

Risiken an den Rentenmärkten deutlich gesunken

Durch die von den politischen Entscheidungsträgern ergriffenen Maßnahmen hat sich die Stimmung an den Rentenmärkten maßgeblich verbessert. Damit geht das Risiko eines Zusammenbruchs des Finanzsystems (Systemrisiko) praktisch gegen null. Auch die Liquiditätsquellen sprudeln wieder. Durch die erfolgreichen wirtschaftspolitischen Interventionen haben sich auch die Spreads deutlich verengt, wenn auch noch Raum für eine weitere Verringerung besteht.

Vor zwei Monaten waren die Märkte noch von erheblichen Systemrisiken geprägt. In der Zwischenzeit hat sich die Situation allerdings überraschend schnell zum Besseren gewendet, wie sich auch an den geringeren Spreads ablesen lässt. Auch die Risiken an den Rentenmärkten sind deutlich gesunken. Nach unserer Einschätzung haben die Märkte jetzt die Talsohle erreicht und eine Wiederholung der extremen Spreads von 2008 ist unwahrscheinlich.

Für Investoren in High Yield-Unternehmensanleihen und Emerging Markets-Anleihen war 2009 bisher ein gutes Jahr (Stand: 18.05.09). Die Verluste von 2008 wurden je nach Marktsegment weitgehend wettgemacht. Damit ist das Rendite-Risiko-Verhältnis nach unserem Dafürhalten weiterhin attraktiv.

Rally im Zuge wiedererwachter Zuversicht

Die Maßnahmen und Pläne von Zentralbanken und Regierungen haben die Liquidität im Markt mobilisiert. Hatten die Märkte zuvor noch eine globale Depression eingepreist, sind diese Ängste jetzt verflogen. Die Kombination aus unerwartet guten Konjunkturzahlen und positiven Quartalszahlen hat das Vertrauen in die Märkte gestärkt. Auch die liquiditätsstarken Positionen von Investoren haben zur Entspannung beigetragen. Die Weltkonjunktur dürfte bereits im ersten Quartal dieses Jahres die Talsohle erreicht haben. Gerade vor dem Hintergrund einer schweren Rezession ist die freundliche Stimmung an den Märkten daher ein ausgesprochen gutes Zeichen. Unternehmen mit Finanzierungsbedarf können sich jetzt wieder an den Kapitalmärkten eindecken, was im vierten Quartal 2008 schier unmöglich war.

Die Situation der Banken verbesserte sich ganz erheblich im April, als nachrangige Schuldtitel von Banken mühelos die anderen Segmente des Rentenmarktes übertrafen.

Rentenmärkte mit höherem Risiko

Investment-Grade-Anleihen und ABS

Die Stimmung am Unternehmensanleihenmarkt ist jetzt spürbar freundlicher. Die Emissionstätigkeit hat sich belebt und unter den Anlegern besteht erhebliches Kaufinteresse. Das Emissionsvolumen am europäischen Unternehmensanleihenmarkt hat seit Beginn des Jahres bereits € 150 Mrd. erreicht. Der Markt ist technisch gesund, wenn auch ein vorübergehender Abschwung nach der jüngsten Rally nicht auszuschließen ist. Vor allem nachrangige Banktitel bleiben weiterhin anfällig. In jedem Fall ist es als positiv zu bewerten, dass die EZB zum Aufkauf von Covered Bonds bereit ist.

Hochzinsanleihen

Noch im November 2008 ging man davon aus, dass rund 60 bis 70% dieses Universums innerhalb der nächsten drei Jahre in Verzug geraten werden. Dieser Prozentsatz ist mittlerweile auf knapp unter 50% gesunken, liegt damit aber immer noch über dem historischen Höchststand von 30%. Die Zahl der Unternehmen, die in diesem Jahr in Verzug geraten werden, wächst zwar, aber nicht in einem Maße, das die aktuellen Marktbewertungen rechtfertigen würde. Die Liquidität im globalen Hochzinsmarkt ist deutlich gestiegen, wenn auch nicht so sehr wie am Investment-Grade-Markt (Makler scheuen sich noch, Risiken in ihre Bücher zu nehmen). Obgleich High Yields nicht mehr extrem unterbewertet sind, hinken ihre Bewertungen immer noch der Realität hinterher. Dabei muss man allerdings bedenken, dass Hochzinsanleihen infolge des starken Anstiegs von Insolvenzen in besonderem Maße von der Rezession betroffen sind. Nach unserer Einschätzung bieten die Bewertungen im Vergleich zu Staatsanleihen mit derselben Durchschnittslaufzeit langfristig immer noch reichlich Raum für attraktive Überschussrenditen.

Emerging Markets-Anleihen

Auch hier sank das Risiko dank dezidierter staatlicher Maßnahmen ganz erheblich. So genehmigte der G20-Gipfel im April bedeutende zusätzliche Ressourcen für den Internationalen Währungsfonds. Damit stehen dem IWF ausreichend Mittel zur Verfügung, um Staaten in Zahlungsschwierigkeiten beizuspringen, so dass diese Länder die notwendigen Anpassungen sukzessive umsetzen können.

Wir meinen, dass Schwellenländeranleihen – ob in Landeswährung oder harter Währung – weiterhin besser abschneiden werden als die Anleihen aus Industrieländern. Bei den Schwellenländerwährungen besteht sehr viel mehr Spielraum für eine Aufwertung gegenüber US-Dollar und Euro, wenn auch die schwere Rezession und die darauf folgende Stagnation des Welthandels eine solche Aufwertung bis auf weiteres bremsen werden.

Quelle: ING Investment Management

ING Investment Management ist der globale Asset Manager der ING Gruppe. Mit annähernd 375 Milliarden Euro Assets under Management, vertreten in 37 Ländern mit mehr als 3.700 Mitarbeitern, ist ING Investment Management (ING IM) weltweit auf Platz 27 im Asset Management.

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