Rezession erfasst Asien, und die Deflation auch
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Michael Spencer, Chefvolkswirt Asien, Deutsche Bank
Asien hat sich nie „abgekoppelt“, so dass eine Rezession in den G2-Ländern äußerst ungünstige Folgen für die Region hat. Seit dem Jahr 2000 führte ein Rückgang des Wachstums um ein Prozent in den G2 zu einer Verlangsamung des Wachstums um 1,4 Prozent in den Asien-8. Obgleich die günstigere finanzielle Situation der Privatwirtschaft und des öffentlichen Sektors Asien ein wenig vor der Krise in den G2-Ländern schützen dürften, hat das Wachstum in Asien in diesem Jahr sensibler auf die Entwicklung in den G2 reagiert als die „Elastizität“ erwarten ließe. In den G2 hat sich das Wachstum um 1,6 Prozent verlangsamt, in den Asien-8 dagegen um 2,8 Prozent. Wir sind zwar sehr viel pessimistischer als der Konsens, könnten jedoch immer noch zu optimistisch sein.
Insgesamt dürfte sich das Wachstum in den Asien-8-Ländern von vier Prozent im laufenden auf 1,1 Prozent im kommenden Jahr verlangsamen. Wir erwarten jetzt für 2010 eine stärkere Erholung als zuvor, durch die sich das Wachstum wieder auf 3,7 Prozent beschleunigen könnte. Innerhalb dieser Ländergruppe dürften Hongkong, Singapur und Taiwan jedoch im kommenden Jahr negative Wachstumsraten verzeichnen.
Dass das Wachstum in Asien so stark von der Entwicklung in den G2-Ländern abhängt, ist auf den hohen Anteil der Exporte am BIP (aggregiert 64 Prozent) zurückzuführen. Wenn sich das Exportwachstum verlangsamt, schwächen sich auch die Investitionen und häufig der Konsum ab. In China liegt der Anteil der Exporte am BIP insgesamt bei 35 Prozent, in den Küstenprovinzen, in denen rund 60 Prozent des Bruttoinlandsprodukts erwirtschaftet werden, jedoch bei 65 Prozent. Eine Verlangsamung des Exportwachstums in diesen Provinzen dürfte die Investitionen und den Konsum ähnlich stark dämpfen wie in anderen asiatischen Ländern. Schwache Einzelhandelsumsätze zum Beispiel in Schanghai stützen diese These. Die Entwicklung wird noch durch die Verlangsamung der Investitionstätigkeit nach Jahren mit hohen Investitionen verschärft. Daher rechnen wir auch in China mit einer spürbaren Konjunkturabschwächung.
Indiens Wirtschaft ist weniger offen als diejenige der übrigen asiatischen Länder, hat jedoch in jüngster Zeit mit einer restriktiveren Geld- und Kreditpolitik zu kämpfen. Das Wachstum verlangsamt sich, wenn auch nicht allzu deutlich. Die vor kurzem vorgenommenen, großen Zinssenkungen und Lockerungen der Reserveanforderungen infolge von Kapitalabflüssen dürften zu einer weichen Landung beitragen.
Sinkende Immobilienpreise verschärfen Abwärtsrisiken
Die Immobilienmärkte sind in ganz Asien schwach, was jedoch in den meisten Ländern auf die zunehmenden Unsicherheiten und die Wachstumsverlangsamung in den vergangenen Quartalen zurückzuführen ist. In China und Indien wurde die Entwicklung an den Immobilienmärkten bereits durch die restriktivere Geldpolitik und/oder speziell auf den Immobilienmarkt ausgerichtete Maßnahmen gedämpft. Sinkende Immobilienpreise führen auch in solchen Ländern zu einem negativen Vermögenseffekt, wo dies nie zuvor eine Rolle gespielt hat. Zudem erhöhen sich bei sinkenden Werten der Sicherheiten die Risiken für die Aktivaqualität der Bankensysteme in der Region, die bereits durch steigende Arbeitslosigkeit und sinkende Rentabilität der Unternehmen zugenommen haben.
Deflation in Nordasien und Singapur im Jahr 2009
Die deutliche Abschwächung des weltweiten Wachstums hat die Rohstoffpreise dem IWF-Rohstoffpreisindex zufolge seit Juli bereits um 36 Prozent sinken lassen. Seit 2003 erklärt dieser Index die Schwankungen der Inflationsraten in Asien zu zwei Dritteln, und dieser jüngste Rückgang deutet darauf hin, dass die Inflation in den kommenden Monaten wieder auf die Anfang 2007 verzeichneten Tiefstände zurückgehen wird. In Singapur, Südkorea, Taiwan und Thailand dürfte Mitte 2009 insgesamt eine Deflation verzeichnet werden, und vorübergehend dürfte dies in Q1 auch in China der Fall sein. Bei einem unter dem Trend liegenden Wachstum im Jahr 2010 könnte die Deflation bis 2011 anhalten. Aufgrund der verzögerten Auswirkungen des Mietniveaus auf den VPI in Hongkong dürfte die Deflation dort erst im Jahr 2010 zu spüren sein und bis 2011 anhalten.
Steigende Realzinsen dürften zur Trendwende bei Wechselkursen beitragen
Eine niedrige Inflation wird es den Zentralbanken ermöglichen, die Zinsen zu senken (und eine Deflation wird dies sogar erforderlich machen). Die Leitzinsen wurden bereits rascher reduziert als wir angenommen hatten. Sieben Zentralbanken haben ihre Leitzinsen seit September um durchschnittlich 136 Basispunkte gesenkt. In diesen Ländern hat sich die Inflation jedoch bereits um 166 Basispunkte verringert. Die Zinsen könnten noch einmal in ähnlichem Umfang sinken, wobei die Inflation in Asien (ohne Pakistan und Vietnam) allerdings um 370 Basispunkte zurückgehen dürfte. Die Realzinsen steigen bereits an, da sich die Inflation stärker verlangsamt als die Nominalzinsen gesenkt werden, und bis Mitte 2009 dürften die Realzinsen in den meisten Ländern wieder positiv sein.
Sinkende Rohstoffpreise dürften die Leistungsbilanzüberschüsse der Region noch erhöhen; positive Realzinsen dürften Kapitalabflüsse ins Ausland dämpfen; und bis Mitte des Jahres dürften ausländische Anleger damit aufhören, Gelder aus der Region abzuziehen. Nach einigen Monaten, in denen die Wechselkurse abwerten, dürften sie ab der Jahresmitte gegenüber dem Dollar wieder aufwerten.
Risiken
Die asiatischen Währungen - vor allem der koreanischer Won und die indonesische Rupie – haben 2008 sehr schwach gehandelt. Keines der beiden Länder verfügt über umfangreiche Reserven aufgrund von Auslandsverschuldung oder Investitionen ausländischer Anleger; sie wollten jedoch beide nicht die SLF des IWF in Anspruch nehmen. Ihre Währungen dürften weiter rasch abwerten, wenn nicht aggressiver interveniert wird; dazu scheinen die beiden Zentralbanken jedoch nicht in der Lage oder willens zu sein.
Pakistan hat ein IWF-Programm zur Unterstützung seiner Stabilisierung unterzeichnet, Vietnam jedoch nicht. Da es in einem zunehmend ungünstigeren internationalen Umfeld ein großes Leistungsbilanzdefizit finanzieren muss, ist die Anfälligkeit für externe Entwicklungen hoch. Dennoch senkt die Zentralbank die Zinsen. In den nächsten Monaten dürfte es erneut zu Druck auf den Wechselkurs und die lokalen Zinsen kommen.
SkyEurope Holding
Der Aktienkurs der slowakischen Billigfluggesellschaft SkyEurope Holding (ISIN: AT0000497003) hat einen schweren Absturz hinter sich. Das lässt sich leicht erklären, befindet sich die Gesellschaft doch im Kampf ums Überleben. Im Geschäftsjahr 2007/08 sind die Verluste bei einem Anstieg von 146,8 Prozent auf ein Nettoergebnis von minus 59,412 Mio. Euro deutlich gestiegen. Zudem war das Eigenkapital mit minus 61,302 Mio. Euro negativ, nach 2,738 Mio. Euro Vorjahr. Neuerdings versucht der Kurs zwar eine Bodenbildung auf tiefem Niveau, was mit genehmigten Überbrückungsdarlehen zu tun haben dürfte und der Übernahme der von Großaktionär York gehaltenen Aktien durch die Investorengruppe Longstock Sapo. Über dem Berg ist die Gesellschaft aber noch lange nicht.
Quelle: Ostbörsen-Report
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