„Reverse-Bonus“ – mehr Komfort auf der Shortseite
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Der DAX hat seit Juni eine ganz heiße Sohle aufs Parkett gelegt und sich in der Spitze rund 1.500 Punkte nach oben geschoben. Kein Wunder, dass seit ein paar Wochen erst einmal ein gewisses Durchschnaufen am Markt angesagt ist. In welcher Richtung es dann weitergeht, bleibt abzuwarten, auch wenn die meisten Experten mit der üblichen Jahresend-Rally rechnen. Nachdem die historisch gesehen schlechtesten Monate des Jahres aber bislang so außergewöhnlich positiv verlaufen sind, könnte es vielleicht diesmal noch eine böse Überraschung geben. Denn die Börse macht bekanntlich auch häufig das Gegenteil von dem, was die meisten von ihr erwarten. Aber selbst wenn es weiter nach oben gehen sollte, scheint das Potential angesichts der zahlreichen Risikofaktoren eher begrenzt. Von Nachhaltigkeit ist der insbesondere liquiditätsgetriebene Aufschwung sowieso nicht geprägt, was dafür spricht, dass es bei Bewusstwerden der tatsächlichen Lage in Verbindung mit entsprechenden negativen Nachrichten jederzeit wieder zu einem blitzartigen Abverkauf kommen kann.
Anleger könnten vor diesem Hintergrund durchaus zu dem Mittel des sanften „Shortens“ des Marktes greifen. Die Rede ist dabei von Reverse-Bonus-Zertifikaten, die dem Investor die Möglichkeit bieten, grundsätzlich auf fallende Notierungen zu setzen ohne gleich wieder vor weiter steigenden Kursen kapitulieren zu müssen. Möglich macht das eine Bonus-Struktur, die spiegelverkehrt zu herkömmlichen Long-Bonus-Papieren funktioniert und erst bei einem Bruch der hier oberhalb des Referenzkurses festgelegten Barriere verloren geht. Die Commerzbank hat dazu in dieser Woche zwei neue Tranchen an Produkten ohne Cap mit unterschiedlichen Basispreisen auf den DAX emittiert. Wegen der fehlenden Performance-Begrenzung eignen sich die Zertifikate je nach gewählter Laufzeit auch für eine längerfristige Absicherungsstrategie. Voraussetzung dafür ist allerdings, lässt man den Bonus einmal beiseite, dass die Basis des Papiers möglichst nahe am aktuellen Referenzkurs des Underlyings gewählt wird, da sich die Rückzahlung aus dem Zweifachen dieses Parameters quasi als künstlicher Nullpunkt, häufig auch Reverse-Level genannt, abzüglich des tatsächlichen Indexschlussstandes multipliziert mit dem Bezugsverhältnis errechnet. Nur so ist es möglich, dass ein Indexverlust adäquat umgesetzt werden kann. Wer dagegen eine Produkt-Basis von deutlich unter oder über dem aktuellen Referenzindexstand wählt, muss damit rechnen, dass die Indexbewegung überproportional also mit Hebel, bzw. nicht ganz in voller Höhe über das Produkt dargestellt wird. Darüber hinaus sollten Investoren wie auch bei klassischen Long-Bonus-Positionen als zweite wichtige Größe unbedingt die Höhe des meist zu zahlenden Aufgeldes in ihre Überlegungen miteinbeziehen. Dieses gibt den aktuellen Nachteil gegenüber einer gleichzeitigen direkten Shortanlage an.
Vor diesem Hintergrund erscheint die neue Tranche mit einem Basispreis bei 7.200 Punkten besonders interessant, auch wenn die Produkte kaum eine Bonus-Rendite abwerfen. Dafür sind die Aufgelder hier noch relativ moderat. Wer beispielsweise bis zum Jahresende eine Barriere von 7.900 Punkten im DAX für ausreichend hält, könnte mit einem Papier (CZ1QB2) immer noch eine Seitwärtsrendite von rund 1,5 Prozent erzielen. Das Aufgeld beträgt etwa 4,50 Prozent und damit fast ebenso viel wie bei einem Reverse-Bonus-Zertifikat mit einer Barriere von 8.250 Zählern (CZ1QB8) und einer Laufzeit bis März 2013. Die Seitwärtsrendite beläuft sich bei dieser Ausstattung auf etwas mehr als ein Prozent. Wählt man noch längere Laufzeiten, gehen natürlich auch tendenziell die Aufgelder zurück. Wer z.B. bis Dezember 2013 davon ausgeht, dass es kein neues Allzeithoch beim Deutschen Leitindex gibt, zahlt für ein entsprechendes Papier mit einer Barriere bei 8.200 Punkten (CZ1QBZ) fast gar keinen Aufschlag mehr und kann gleichzeitig auch noch eine Bonus-Rendite von über neun Prozent erzielen. Allerdings beträgt der Puffer nur noch etwas mehr als elf Prozent. Aber selbst bei gleicher Laufzeit und einer Absicherung von mehr als 20 Prozent (CZ1QC5) beträgt das Aufgeld aktuell nicht einmal drei Prozent. Zwar lässt sich dabei kaum noch eine Seitwärts-Rendite erwirtschaften, aber für eine in erster Linie auf Absicherung ausgerichtete Strategie ergibt sich ein durchaus interessantes Chance-Risiko-Profil. Dagegen stellt sich dieses für Produkte mit einer Basis von 6.800 Punkten deutlich zugespitzter dar und ist gerade für sehr kurze Laufzeiten ziemlich teuer. Geht man auch hier mit der Fälligkeit weiter in die Zukunft, bietet beispielsweise ein bis Dezember 2013 laufendes Zertifikat mit einer Barriere bei 8.850 Punkten (CZ1QDJ) sogar eine Bonus-Rendite von über sieben Prozent. Das Aufgeld ist dabei aber in etwa genauso hoch zu veranschlagen.
Ausgewählte DAX Reverse-Bonus-Zertifikate im Einzelnen:
WKN |
Emittent |
Barriere |
Puffer |
Bonus-Level |
Basis |
Fälligkeit |
Seitwärts-Rendite |
Aufgeld |
CZ1QB2 |
COBA |
7.900 |
7,38% |
6.912 |
7.200 |
20.12.12 |
1,54% |
4,49% |
CZ1QB8 |
COBA |
8.250 |
12,15% |
6.912 |
7.200 |
14.03.13 |
1,28 |
4,74% |
CZ1QBJ |
COBA |
8.600 |
17,62% |
6.912 |
7.200 |
20.06.13 |
-0,73% |
4,43% |
CZ1QBV |
COBA |
8.750 |
19,66% |
6.984 |
7.200 |
19.09.13 |
0,58% |
3,88% |
CZ1QBZ |
COBA |
8.200 |
11,41% |
6.624 |
7.200 |
19.12.13 |
9,27% |
1,07% |
CZ1QC5 |
COBA |
8.800 |
20,32% |
7.056 |
7.200 |
19.12.13 |
0,80% |
2,74% |
CZ1QC3 |
COBA |
8.600 |
17,62% |
6.912 |
7.200 |
19.12.13 |
3,31% |
2,20% |
CZ1QDJ |
COBA |
8.850 |
20,33% |
6.392 |
6.800 |
19.12.13 |
7,22% |
7,10% |
CZ1QDL |
COBA |
9.050 |
23,13% |
6.528 |
6.800 |
19.12.13 |
4,24% |
7,87% |
CZ1QD7 |
COBA |
8.900 |
21,03% |
6.664 |
6.800 |
19.09.13 |
2,64% |
7,54% |
CZ1QCV |
COBA |
8.750 |
19,01% |
6.664 |
6.800 |
20.06.13 |
1,36% |
8,70% |
Der BörseGo Tipp:
Ungecappte Reverse-Bonus-Zertifikate eignen sich sehr gut zur Absicherung, wenn man dabei einige wichtige Dinge beachtet. Mit längeren Laufzeiten lässt sich auch hier das Chance-Risiko-Profil deutlich verbessern, wobei Anleger nicht unbedingt bis zur Fälligkeit an dem jeweiligen Investment festhalten müssen, sondern auch durchaus zwischenzeitliche Gewinne mitnehmen und beispielsweise zu einem niedrigeren Kurs wieder neu einsteigen können. Aufgrund der gegenüber direkten Short-Investoren komfortablen Situation der zusätzlichen Bonus-Struktur ist ein rasches Handeln bei einer Bewegung in die „falsche“ Richtung nicht immer gleich vonnöten. Reverse-Bonus-Zertifikate eignen sich deshalb auch besonders gut für Anleger, die ansonsten eher auf der Long-Seite zuhause sind und sich psychologisch betrachtet mit einer ungepufferten Short-Position im Depot nicht so recht wohl fühlen.
Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/zertifikate
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