Kommentar
12:09 Uhr, 15.05.2015

Rettet TESLA die Welt?

Vom Autohersteller zum Batterieproduzenten - was kommt wohl als nächstes ? Elon Musk hat eine Mission

Die vor mehreren Wochen angekündigte Produktpräsentation fand tatsächlich statt. Präsentiert wurde das, was alle erwartet hatten: eine Batterie. Im Gegensatz zu der Ankündigung der Präsentation, die über Twitter stattfand, war die Produktvorstellung dann etwas ausführlicher und beleuchtete die Hintergründe und Möglichkeiten der Idee.

Tesla CEO Elon Musk begründet die Produkteinführung mit einer ganz großen Vision: die Gesellschaft kann von erneuerbarer Energie leben. Damit sie das kann, braucht sie leistungsfähige Batterien. Das ist ein klares Statement. Missverstehen kann man das nicht. Trotzdem ist die Frage berechtigt, wieso gerade Batterien die Welt retten werden.

Die Idee hinter der Produkteinführung ist ziemlich genial. Jeder Haushalt soll eine Tesla Powerwall haben. Powerwall ist der Name der Batterie. Diese Batterie ist von der Größe her einigermaßen überschaubar und schaut sogar relativ schick aus. Zu sehen ist die Powerwall auf dem Bild im Hintergrund an der Wand. Vielleicht hängt man sich die Powerwall nicht gleich prominent ins Wohnzimmer, aber verstecken muss man sie auch nicht.

Mit einer Batterie in jedem Haushalt lässt sich etwas bewerkstelligen, was anders nicht umsetzbar ist: die flächendeckende Nutzung erneuerbarer Energie. Der Nutzung von erneuerbarer Energie in jedem Haus stehen viele Probleme gegenüber. Diese Probleme werden durch den Einsatz von Batterien beseitigt.

Ein Hauptproblem von Solar und auch Windenergie ist, dass sie nicht zuverlässig sind. Die Sonne scheint nun einmal nicht nachts. Es hilft nur wenig Solarzellen auf dem Dach zu haben, wenn ein Großteil des Stromverbrauchs dann anfällt, wenn die Sonne nicht scheint. Am meisten Strom wird in der Früh und am Abend gebraucht. Tagsüber, wenn die meisten Menschen außer Haus sind und arbeiten, ist der Stromverbrauch geringer.

Derzeit führt das dazu, dass tagsüber Solarstrom produziert wird, der nicht von den Haushalten auf deren Dächern die Solarzellen sind, gebraucht wird. Der Strom wird ins Netz eingespeist, wo er ebenfalls nicht unbedingt gebraucht wird. Abends, wenn so kein Strom mehr produziert wird, der Verbrauch aber wieder steigt, müssen Kohlekraftwerke für Ausgleich sorgen. Das Kernproblem der erneuerbaren Energie ist die Energiespeicherung.

Teslas Vision nach wird das Problem mit der Powerwall umgangen. Der Strom wird tagsüber produziert und gespeichert. Abends, wenn der Verbrauch am größten ist, leert sich die Batterie dann wieder. Ganz nebenbei macht das Haushalte etwas autarker. Einen Stromausfall kann man gut überbrücken.

Die dezentrale Stromversorgung hat noch ganz andere Vorteile. Momentan haben viele Haushalte auf der Welt überhaupt noch keinen Strom. Das wird sich auf absehbare Zeit auch nicht ändern, denn viele Länder haben nicht die Mittel Stromleitungen bis in das letzte Tal zu verlegen. Das ist einfach zu teuer und ineffizient.
Elon Musk vergleicht das mit der Entwicklung der Mobiltelefonie und dem Festnetz. In vielen Entwicklungsländern gibt es so gut wie keine Festnetzanschlüsse, dafür aber hat fast jeder ein Handy. Diese Länder haben einen Teil der Entwicklung einfach übersprungen. Die Erschließung des Landes mit Telefonleitungen wäre zu aufwendig und teuer gewesen. Als die Länder dann soweit waren und es sich hätten leisten können gab es bereits Mobiltelefone. Das ist deutlich günstiger als große Leitungsnetze zu verlegen. So ähnlich könnte es auch mit der dezentralen Energieversorgung funktionieren. Anstatt Leitungen zu verlegen können abgelegene Haushalte ihren Strom selbst produzieren und durch Speicherung besser nutzbar machen.
Die Idee ist einfach wie genial. Ganz nebenbei lässt sich das auch noch sehr gut vermarkten. Wir wissen alle, dass die CO2 Emissionen in den vergangenen Jahrzehnten drastisch angestiegen sind. Grafik 1 zeigt die jährlichen CO2 Emissionen und einen Temperaturindex. Eine Korrelation lässt sich kaum leugnen.

Geht es nach den meisten Projektionen, dann wird sich an dem Trend auch nicht viel ändern. Grafik 2 zeigt Szenarien für die CO2 Konzentration in der Atmosphäre (in ppm – parts per million). Geht es nach Tesla, dann sind all diese Szenarien hinfällig. Würde die Welt die Idee der Energiespeicherung und der dezentralen Stromversorgung annehmen, dann müsste die CO2 Konzentration nicht mehr lange steigen.

Viele Kritiker bemängeln, dass der Platz für ausreichend Solarzellen gar nicht vorhanden ist, um ein Land mit Energie zu versorgen. Das ist nicht korrekt. Würde man alle Dächer mit Solarzellen ausstatten, dann hätte man fast genügend Fläche, um alle Haushalte zu versorgen.
Elon Musk kündigte in der Präsentation auch an, dass Tesla seiner Open Source Politik treu bleiben wird. Die technischen Details der Produkte können also eingesehen werden. Anderen Unternehmen wäre es möglich, die Produkte zu replizieren.

Ist Tesla so großherzig? Das ist schwer zu sagen. Nachteilig ist es sicherlich nicht, wenn andere Unternehmen ähnliche Produkte auf den Markt bringen. Je mehr Unternehmen sich anschließen, desto schneller wird der Markt erschlossen. Das würde auch Tesla helfen. Der Marktanteil Teslas wäre dann sicherlich kleiner als 100%, dafür ist der Markt als solcher größer. Ist Tesla das einzige Unternehmen, welches den Markt erschließt, dann hat Tesla zwar 100% des Marktes, aber der Markt ist nicht groß. So würde Tesla 100% der Produkte verkaufen. Das wären allerdings nur einige tausend Stück. Es ist besser 20% Marktanteil von einer Millionen Einheiten zu haben als 100% von 50.000.

Tesla ist ein Unternehmen, welches genauso nach Gewinn strebt wie andere Unternehmen auch. Das ist sein gutes Recht. Ganz nebenbei verfolgt das Unternehmen eine nützliche Vision. Diese ist sicherlich nicht vollkommen ohne Schattenseiten. Batterien müssen hergestellt und irgendwann auch wieder entsorgt werden. Ohne Umweltbelastung wird das nicht gehen. Unterm Strich sollte Tesla jedoch einen positiven Beitrag leisten können. Das ist mehr als viele andere Unternehmen behaupten können. Gleichzeitig garantiert es auch bis zu einem gewissen Grad zukünftigen Erfolg, weil Tesla auf einen der größten Megatrends überhaupt setzt: Klimawandel und dessen Bekämpfung.

Bevor Tesla jedoch die Welt rettet, muss sich das Unternehmen erst einmal über die gestrigen Quartalszahlen hinwegretten. Die Zahlen waren gut, sogar besser als erwartet. Der Kurs war jedoch im Vorfeld schon stark gestiegen. Aufschluss über die Richtung der Aktie in den kommenden Wochen hat man nicht erhalten.

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  • Unbedingt
    Unbedingt

    Eine ausreichend dimensionierte Solarstrom-Verbundleitung rund um die nördliche Hemisphere würde dieses Problem auch ohne die Superbatterien lösen. Ich glaube auch nicht, dass die dezentralisierte Versorgungssicherheit, wenn Amerikaner davon reden, dieselbe ist, von der in Deutschland geschwärmt wird. Hier geht es mehr um kommunale Dimensionen als um das Speichermodul im Einfamilienhaus. Die privaten Verbraucher sind sowieso nicht das Kernproblem beim Ökostrom. Insbesondere werden sie es in der Zukunft noch weniger sein als heute. Es gibt Hochrechnungen, die vorhersagen, dass alleine das Internet mit allen seinen Komponenten in weniger als 10 Jahren die heutige Weltstromerzeugung beanspruchen wird. Dazu käme dann das Elektroauto, wenn es bis dahin nicht technisch veraltet und außer Mode ist. Falls es stimmt, sollen die Israelis einen neuen Batterietyp haben, der Weltretter-Qualitäten hat. Allerdings gibt es da politische Hürden, denn es ist wohl klar, dass so eine Technik die Staaten besonders aufwertet, die sehr viel Sonne haben. Also ich würde so etwas auch nicht leichtfertig aus der Hand geben. Im Prinzip kann alle Technologie unvermutet so etwas wie eine Waffe werden.

    18:18 Uhr, 15.05.2015
  • Anonymus
    Anonymus

    Schöner Artikel. Wo sind eigentlich die Milliardenkonzerne wie Siemens, Bosch, General Elektrik usw.? Es braucht wohl einen "Newcomer" der sich nicht auf der Tradition Atom- Kohle und Gaskraftwerke zu verkaufen ausruht. Lasst doch die "alten Geldsäcke" im Rentenalter untergehen. RWE, Eon und Co. haben außer Marketingsprüchen, um uns ein grünes Image vorzugaukeln, nichts bewegt. Im wahrsten Sinne Kohle ohne Ende aber keinen Mumm und Ideen die richtigen Entscheidungen zu treffen. Wenn ich mein Haus zu vernünftigen wirtschaftlichen Konditionen und mit erstklassiger Umweltbilanz umrüsten kann werde ich bei Tesla kaufen. Auch wenn es dann vielleicht billigere Nachahmer aus Fernost geben sollte.

    13:06 Uhr, 15.05.2015
    1 Antwort anzeigen
  • Wolfi81
    Wolfi81

    Ob ein kausaler Zusammenhang zwischen CO2 und dem globalen Temperaturanstieg besteht, geht aus der Korrelation der beiden Graphen nicht hervor. Der Temperaturanstieg korreliert z.B. auch mit der Sonnenaktivität.

    Eine Korrelation zwischen Speiseeisabsatz und Sonnenbränden lässt beispielsweise auch nicht den Schluss zu, dass Speiseeis Sonnenbrand verursacht.

    13:05 Uhr, 15.05.2015
  • Stockhorn
    Stockhorn

    Ach wenn ich das schon höre.. CO2... die grösste Lüge der letzten 20 Jahre! Der grösste Blödsinn den es gibt.. es geht hier einzig und alleine darum:

    1. Mehr Geld aus den Bürgern rauszupressen! Ist ja voll und ganz gelungen! Mit Steuern und viel teureren Produkten!

    2. Die Freiheiten massiv einzuschränken und dem Staat wesentlich mehr Rechte zu geben.

    3. Neue Wirtschaftsimpulse zu generieren.. eben, man braucht neue Autos, Kühlschränke usw..

    In 50-100 Jahren wird man sich totlachen, wie die ganze Welt auf diesen Riesenschwindel hat reinfallen können!

    Was hingegen nicht schadet, die Luftverschmutzung einzudämmen... aber CO2 und Klimaerwärmung, das ist nun wirklich das allerdümmste Ammenmärchen das es gibt!

    13:04 Uhr, 15.05.2015
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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