Kommentar
08:34 Uhr, 11.09.2003

Renten - Zinswende vollzogen

Das Geschehen an den Rentenmärkten in den USA und Euroland war im August durch größere Schwankungen gekennzeichnet, doch ergaben sich zuletzt im Monatsvergleich kaum Renditeveränderungen. Angesichts der sich festigenden Konjunkturhoffnungen blieb das Augenmerk der Anleger weiterhin auf Aktien und weniger auf festverzinsliche Wertpapiere gerichtet. Vor allem in den USA wurden die Signale für einen Wirtschaftsaufschwung immer deutlicher. Zuversicht verströmte insbesondere der von ursprünglich 2,4 auf 3,1 Prozent (Jahresbasis) kräftig nach oben revidierte BIP-Zuwachs für das zweite Quartal 2003, welcher die Konjunkturperspektiven weiter aufhellte. Aber auch ermutigende Frühindikatoren wie Verbrauchervertrauen und ISM-Einkaufsmanagerindex sowie verbesserte Zahlen zur Industrieproduktion und zu den Einzelhandelsumsätzen sprechen für einen kommenden Aufschwung. Unterstützung kommt weiterhin von Seiten der Fiskalpolitik. Die im Juli angelaufenen Steuerrückzahlungen sollten ihre Wirkung in nächster Zeit entfalten. In Euroland ist die makroökonomische Situation hingegen noch deutlich eingetrübt, was sich insbesondere in den für das abgelaufene Quartal ausgewiesenen negativen Wachstumsraten der großen Volkswirtschaften Deutschland, Frankreich und Niederlande widerspiegelt. Aber auch hier haben sich erste Anzeichen einer kommenden Wirtschaftsbelebung eingestellt, sodass sich die Stimmung spürbar zu bessern beginnt. Vor allem der zum vierten Mal in Folge gestiegende Ifo-Geschäftsklimaindex deutet für das zweite Halbjahr eine verhaltene Aufwärtstendenz an. Vor diesem Hintergrund blieben sowohl US- als auch Euro-Anleihen unter Abgabedruck. Zum Monatsende rentierten die 10-jährigen US-Treasuries bei rund 4,5 Prozent (Tiefstand im Juni bei 3,1%), die entsprechenden Bundesanleihen bei etwa 4,2 Prozent (3,5%).

Zinswende vollzogen: Mit den mittlerweile in den USA und Euroland im 10-jährigen Bereich erreichten Renditeniveaus ist unseres Erachtens die Zinswende vollzogen. Dabei erscheint uns allerdings das Ausmaß der Renditesteigerungen recht hoch. Insofern gehen wir davon aus, dass vor dem Hintergrund der sich aufhellenden Wirtschaftsperspektiven zwar weitere Renditeanstiege möglich werden, das Ausmaß aber bedeutend geringer sein dürfte als bereits gesehen, zumal die erwartete Konjunkturbelebung bereits größtenteils in den Renditen eingepreist ist. In Euroland kam es vor allem am kurzen Ende des Marktes zu Übertreibungen, sodass wir gerade hier Entlastungen erwarten. In den USA können wir uns durchaus vorstellen, dass das aktuelle Renditeniveau auch am Jahresende Bestand hat, wenngleich zwischenzeitlich kräftige Schwankungen auftreten können.

Übriges Europa

Der Trend zur Konjunkturaufhellung macht auch vor den sog. Euro-Outs nicht halt. An der Spitze liegt Großbritannien, wo die Aufschwungsignale bislang am deutlichsten ausfallen. So stieg der Einkaufsmanagerindex wieder über die wichtige 50-Punkte-Marke. Mit einer Arbeitslosenquote von 3,1 Prozent herrscht nahezu Vollbeschäftigung. In den skandinavischen Ländern sind die Anzeichen für eine konjunkturelle Besserung zwar noch schwächer, aber dennoch nicht zu übersehen. In Norwegen nahm die Zentralbank dennoch abermals eine Zinssenkung um 100 Basispunkte auf nunmehr 3,0 Prozent vor. Überraschend hielt die Norges Bank auch am Easing Bias fest, was für eine abermalige Zinssenkung spricht. Die Aussichten auf einen Euro-Beitritt Schwedens haben sich nach den jüngsten Umfragen nicht entscheidend verbessert. Nach wie vor liegen die Gegner in Front. Vor dem Hintergrund der Konjunkturaufhellung beließ die Riksbank den Leitzins bei 2,75 Prozent. An den osteuropäischen Bondmärkten hat sich das Sentiment wieder verbessert. Allerdings besteht trotz der hohen Realverzinsung am ungarischen Rentenmarkt die Gefahr einer weiteren Schwächung des Forint. Der polnische Bondmarkt bleibt insbesondere in kurzen und mittleren Laufzeiten attraktiv. Bei niedriger Inflation sind dort noch weitere Zinssenkungen möglich. Die Gefahr einer erhöhten Volatilität besteht jedoch auf der Währungsseite fort. In Tschechien gibt es gegenwärtig nur auf der Währungsseite Kurschancen, während die Anleihen wegen des niedrig Renditeniveaus momentan kaum Potenzial mehr bieten.

Quelle: Union Investment

Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 110 Milliarden Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende Juni 2003. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 3,9 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.

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