Renten - Tritt auf die Euphoriebremse
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In den etablierten Industrieländern ist der Aufschwung noch nicht gesichert, zumindest aber könnte die Deflationsgefahr abflauen. So lässt sich die Nachrichtenlage im Juli zur Entwicklung der Weltkonjunktur zusammen fassen. Für dieses Jahr erwarten die Experten fast unisono zwar nicht mehr allzu viel Gutes, in 2004 soll es dann aber moderat aufwärts gehen. An den Rentenmärkten ist die Konjunkturwende, der Sieg der Optimisten über die Pessimisten, jedenfalls zwischenzeitlich schon einmal ausgerufen worden. Im Juli sind die Renditen der 10-jährigen US-Staatspapiere um rund einen Prozentpunkt nach oben gegangen. Die 10-Jahres-Bundesanleihen zogen mit gebremstem Tempo auf über 4 Prozent nach, was in etwa dem Niveau vom Jahresanfang entspricht.
In der Euro-Zone waren die Konjunkturdaten nach wie vor gemischt - eine nicht untypische Entwicklung für einen konjunkturellen Wendepunkt. Während die Produktionsdaten weiter rückläufig waren, zeigten die Stimmungsbarometer einen moderaten Aufwärtstrend. In Deutschland weckte vor allem der Anstieg von ZEW- und Ifo-Geschäftsklima-Index die Hoffnung, dass die Talsohle durchschritten sein könnte. Allerdings rechnet die Bundesbank "in der nächsten Zeit" nicht mit einer konjunkturellen Erholung, die Gefahr einer Rezession sei derzeit aber kein Thema.
Nachdem Fed-Chef Alan Greenspan noch vor nicht allzu langer Zeit Deflationsängste geschürt und damit die Rentenkurse gestützt hatte, überraschte er die Märkte Mitte Juli mit einer relativ optimistischen Konjunktur-Prognose - eine kalte Dusche für die Anleihen. Laut Greenspans Äußerungen vor Mitgliedern des Kongresses könnte die US-Wirtschaft bereits kurzfristig, begünstigt durch niedrige Zinsen und massive Steuersenkungen, an Stärke gewinnen. Andere US-Notenbanker sahen sich später gefordert, auf die Euphoriebremse zu treten. Dass übermäßiger Optimismus, wie nach unerwartet guten Zahlen zu den Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe und den Auftragseingängen bei langlebigen Wirtschaftsgütern verbreitet, verfrüht sein könnte, zeigte das im Juli überraschend gesunkene US-Verbrauchervertrauen. Gleichwohl sieht die Fed für das laufende Jahr ein BIP-Wachstum in einer Größenordnung zwischen 2,50 und 2,75 Prozent; für 2004 hat sie ihre Prognose von 3,25 bis 3,50 Prozent auf 3,75 bis 4,75 Prozent erhöht. Ein BIP-Plus von annualisiert 2,4 Prozent im zweiten Quartal dieses Jahres könnte als eine erste Bestätigung der Prognosen interpretiert werden.
Wir gehen davon aus, dass die Währungshüter die Leitzinsen zunächst auf dem aktuellen Niveau halten und abwarten werden, ob die erhoffte Konjunkturbelebung greift. Nach der jüngsten kräftigen Korrektur und eines weiterhin günstigen Inflationsumfeldes könnten sich die Märkte beruhigen; auf Sicht von sechs Monaten rechnen wir derzeit bei den 10-Jahres-Bundesanleihen mit einem Niveau von etwa 4,20 Prozent.
Die Schwäche des Euro gegenüber dem US-Dollar könnte unserer Meinung nach nur eine vorübergehende Erscheinung gewesen sein. Wir rechnen auf Grund des US-Zwillingsdefizits (Leistungsbilanz und Haushalt) weiterhin mit einer längerfristigen Abwertung des Greenback, allerdings mit nachlassender Dynamik.
Quelle: DWS
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