Kommentar
08:57 Uhr, 23.09.2004

Renten - Öl-Ängste und Tippelschritte

Droht die Weltkonjunktur auf der Ölspur auszurutschen, oder kann der Aufschwung die zwischenzeitlich auf Rekordniveau gestiegenen Ölpreise "wegstecken"? Unserer Meinung nach ist generell mit anhaltend hohen Preisen zu rechnen. Nur reagiert die Weltwirtschaft heute offenbar gelassener auf explodierende Notierungen als in den Ölkrisen der Vergangenheit. Die Notenbanken haben durch ihre erfolgreiche Inflationsbekämpfung an Glaubwürdigkeit gewonnen, womit die Inflationsangst der Marktteilnehmer sinkt und Überreaktionen ausbleiben. Zudem lässt sich das derzeit hohe Niveau - von der Spekulation abgesehen - nicht mit einem Angebotsengpass, sondern in erster Linie mit der steigenden globalen Nachfrage erklären. Und dies könnte besser zu verkraften sein als exogene (politische) Schocks. Nichtsdestotrotz hat der hohe Ölpreis seine Spuren vor allem bei den Stimmungsindikatoren hinterlassen; weitere deutliche Preissteigerungen könnten das globale Wachstum, das ohnehin seinen Höhepunkt überschritten hat, empfindlich dämpfen.

In den USA ist der BIP-Anstieg im zweiten Quartal 2004 von 3,0 Prozent auf 2,8 Prozent nach unten revidiert worden. Für das laufende Quartal zeichnet sich ein gemischtes Bild ab. Neben den hohen Ölpreisen verunsicherte vor allem der zuletzt sehr schwache Beschäftigungszuwachs. Beides dokumentierte sich in einem stark gesunkenen Verbrauchervertrauen. Bei der Beschäftigung gibt es allerdings Anzeichen (u.a. niedriges Niveau der Arbeitslosenmeldungen, höhere Wochenarbeitszeit) für eine mögliche Aufwärtsrevision. Ermutigende Signale kamen weiterhin vom Konsum und aus dem Baubereich. Für das zweite Halbjahr 2004 rechnen wir mit einem Wachstum über Potenzial in einer Größenordnung von etwa 4 Prozent. Für die Euro-Zone gehen wir von einer Fortsetzung der moderaten Konjunkturerholung aus, allerdings rechnen wir nicht mit einer Wachstumsbeschleunigung im zweiten Halbjahr gegenüber dem ersten Semester. Das BIP-Plus für 2004 sehen wir bei 1,7 Prozent. Entscheidend für eine Fortsetzung des Wachstumskurses wird unserer Meinung nach - neben dem Ölpreis - sein, ob der zu erwartende rückläufige Außenbeitrag von einem Anspringen der Binnennachfrage kompensiert werden kann. Zweifel sind angebracht.

Hinsichtlich der Zinspolitik der US-Notenbank gibt es derzeit (noch) keine Anzeichen eines Kurswechsels. Alan Greenspan & Co. schätzen die aktuelle Konjunkturschwäche offenbar als vorübergehend ein und werden unserer Meinung nach vorerst an der Strategie der Tippelschritte festhalten. Für die EZB gibt es auf absehbare Zeit keinen Anlass, an der Zinsschraube zu drehen.

Die gestiegenen Konjunkturrisiken haben für Kursgewinne an den internationalen Rentenmärkten gesorgt. Unserer Meinung nach liegen die Renditen sowohl in den USA als auch in Euroland unter ihrem fundamental angemessenen Niveau. Ziehen Beschäftigung und Wachstum in den USA wieder an, könnten die Renditen in den USA - und in der Folge in Euroland - wieder steigen und die Rentenkurse drücken.

Die zu erwartende Verschlechterung von US-Handels- und -Basisbilanz spricht unserer Einschätzung nach auf mittlere Sicht für eine Abwertung des US-Dollars gegenüber dem Euro.

Quelle: DWS

Die DWS (Die Wertpapier Spezialisten), Fondstochter der Deutschen Bank, ist im Publikumsfondsgeschäft mit einem verwalteten Vermögen von mehr als 120 Mrd. Euro Marktführer in Deutschland. Der Marktanteil in Deutschland liegt in etwa bei 24,5 %. Europaweit zählt die DWS über 4 Millionen Kunden. Die DWS Fonds-Palette deckt alle Regionen und Branchen, viele Anlageformen und Anlagestile ab.

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