Rebellion der Top 1 %
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Die Stimmung der US-Verbraucher hat in den vergangenen Wochen einen Dämpfer erhalten. Die Daten lassen sich in verschiedene Gruppen segmentieren. Man kann die Daten z.B. nach politischer Überzeugung analysieren. Dabei stellt sich heraus, dass die Stimmung unter Demokraten sehr viel deutlicher gefallen ist als unter Republikanern.
Man kann die Daten auch nach Einkommensgruppen gliedern. Die Universität von Michigan unterteilt die Bevölkerung in drei Gruppen. Dabei stellt sich langfristig ein Trend heraus. Wer mehr verdient, ist grundsätzlich besserer Dinge als Geringverdiener. Zuletzt fiel die Stimmung unter denjenigen, die zum oberen Drittel gehören, schneller (Grafik 1).
Es bleibt abzuwarten, ob die Stimmung auf tiefere Werte als im unteren Drittel fällt. So etwas hat Seltenheitswert. Es kam in der Historie bisher nur zwei Mal vor. Das letzte Mal war es während des Bärenmarktes 2022 und davor während der Finanzkrise. Das lässt erahnen, wie relevant der Aktienmarkt für die Stimmung der Besserverdiener ist.
Daten zur Stimmung unter den Top 1 % gibt es nicht. Dafür wissen wir, wie viel sie verdienen. 21 % des Einkommens entfällt auf die obersten 1 %. Zusammen mit den darunterliegenden 9 % entfallen 50 % des Einkommens auf die oberen 10 %. Die untere Hälfte der Einkommensverteilung verdient lediglich 13 % des Gesamteinkommens (Grafik 2).
Was beim Einkommen gilt, gilt beim Vermögen noch mehr. 36 % des Gesamtvermögens entfallen auf die oberen 1 %. Zusammen mit den nächsten 9 % sind es 71 %. Die untere Hälfte aller Haushalte hat einen Anteil am Gesamtvermögen von 1,4 % (Grafik 3).
Einkommen und Vermögen korrelieren mit dem Konsum. Der Konsumanteil liegt ungefähr beim Einkommensanteil. Es ist provokant und nicht ganz sachlich, doch aus wirtschaftlicher und Konsumsicht ist es wichtiger, die Top 10 % oder 1 % glücklich zu machen als die untere Hälfte der Einkommensverteilung.
In der Theorie sollte die Trickle-down-Ökonomie genau das bewerkstelligen. Man senkt Steuern für Reiche. Das nutzt unteren Einkommensschichten aber nicht. Trickle-down gibt es nicht. Dafür konsumieren die Topverdiener mehr, die Wirtschaft wächst schneller. Maßstäbe wie Wirtschaftswachstum suggerieren, dass die Politik gut ist.
Aktuell befindet sich die US-Politik in der Schwebe. Es ist weder Trickle-down-Ökonomie noch profitieren tiefere Einkommensgruppen. Politik, die zu keiner Gruppe passt, kann auch das Wachstum nicht anschieben. Eine Rebellion der Topverdiener kann die Regierung zur Klarheit zwingen. Sie haben es aufgrund ihres hohen Konsumanteils in der Hand, wie es mit der Wirtschaft weitergeht. Die ersten Daten deuten mit etwas Fantasie auf eine kommende Rebellion hin.
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Ich teile die These, dass die Top 1-10 % entscheidend für Wirtschaft und Konsum sind überhaupt nicht. Entscheidend ist vielmehr die Masse der Bevölkerung mit durchschnittlichen Einkommen, das tatsächlich ausgegeben wird. Am Bespiel der Automobilindustrie kann man dies klar sehen, Toyota oder VW sind die größten Hersteller (Umsatz, Gewinn, Beschäftigung) und nicht Porsche oder Ferrari. Das Wirtschaftswachstum der Vergangenheit war getragen durch ein Bevölkerungswachstum (Boomer) mit ausreichendem Einkommen. Ein Schuhmacher an der Wallstreet hat es auch einmal so formuliert, Bill Gates kann auch nur ein Paar Schuhe tragen und einen Anzug anziehen; ok, er kann sich noch 100 andere in den Schrank hängen, aber das ändert an der Grundaussage (Verhältnis Einkommen zu Konsum) nichts. Auch die Vermögensverteilung belegt dies, denn die Top-Einkommen werden überwiegend gar nicht verkonsumiert, sondern für den Vermögensaufbau verwendet. Diese durch die zunehmende Vermögensanhäufung relativ Weniger erhöhte Nachfrage nach Vermögensanlagen hat noch den Effekt, dass dadurch eine Vermögenspreisinflation, z. B. bei Grundstücken und Immobilien, getriggert wird. Diese überträgt sich verzögert über Pacht und Miete auf die "normale" Preisinflation. Das Modell der Trickle-Down-Ökonomie wird nicht funktionieren; es bedingt auch einer immer höhere Verschuldung des Staates zur Kompensation des Konsumausfalls und ist langfristig nicht tragfähig.