Kommentar
23:00 Uhr, 25.03.2009

Ratings bieten wertvolle Entscheidungshilfen

Kritiker bemängeln bei Anlage-Zertifikaten häufig deren Intransparenz sowie Bonitätsrisiken. Dabei existieren längst Werkzeuge, mit denen Privatanleger und Investmentberater die angebotenen Produkte einem Qualitätscheck unterziehen können. Hierzu zählen insbesondere die Ratings unabhängiger Analysehäuser. Aber gewährleisten ihre Benotungen auch eine gute Performance?

Vergleichen wir den Erwerb eines Zertifikats doch einmal mit dem Autokauf: Der Kunde sucht ein Fahrzeug, das seinen Bedürfnissen entspricht und geringe Kosten verursacht. Das Angebot ist viel versprechend. Aber wie es letztendlich um die Zuverlässigkeit seines „Schätzchens“ steht, wird der Interessent im Vorhinein bestenfalls näherungsweise ermitteln können. Vielfältige Informationen erlauben allerdings Rückschlüsse auf die Qualität von Marke und Modell: Testberichte, Preisvergleiche, TÜV-Statistiken sowie die Erfahrungen von Freunden und Nachbarn zählen hierzu.

Ratings für Zertifikate funktionieren nach einem ähnlichen Schema. Mehrere Anbieter wie Scope, IZA oder die European Derivatives Group (EDG) stellen entsprechende Datenbanken bereit. Deren Bewertungen erlauben Rückschlüsse auf die Leistungsstärke der Emittenten und ihrer Zertifikate. Zertifikate-Ratings beschränken sich dabei längst nicht auf das Thema Bonität. Der Ansatz der EDG berücksichtigt z.B. in einem ersten Schritt gleich vier Kriterien: Neben der Kreditwürdigkeit fließen die Kosten des jeweiligen Produkts, seine Handelbarkeit sowie die Verständlichkeit und Güte der Anlegerinformationen in die Bewertung ein. Im Vordergrund stehen hierbei die Erläuterungstexte des Emittenten. Auf die vier genannten Kriterien entfallen 50% des Gesamturteils.

Im Anlegeralltag wirkt sich natürlich die Auswahl der richtigen Börsenstrategie am stärksten auf die Rendite aus. Ratings bieten hier naturgemäß nur eingeschränkt Orientierung. Sie liefern jedoch einen wertvollen Zusatznutzen, indem sie Zertifikate in Risikoklassen einteilen. Die EDG beispielsweise unterscheidet fünf Gruppen, die von „sicherheitsorientiert“ (Risikoklasse 1) bis „spekulativ“ (Risikoklasse 5) reichen. Die Auswahl der passenden Risikoklasse durch den Investor („Risiko-Fit“) fließt ebenfalls zu 50% in die Gesamtwertung ein. Mit Hilfe des Ratings können Anleger somit erkennen, ob sie ggf. ein zu spekulatives oder zu konservatives Produkt ins Auge gefasst haben. Da sich die Verhältnisse am Kapitalmarkt permanent ändern, werden die Bewertungen regelmäßig aktualisiert. Als Bestnote werden fünf Sterne vergeben.

Zusätzliche Qualitätsmerkmale lassen sich auch beim Deutschen Derivateverband recherchieren. Dessen Webseite (www.derivateverband.de) enthält einen Überblick über die Bonitätsbewertung der Emissionsbanken durch die weltweit führenden Kreditrating-Agenturen Standard and Poor´s, Moody´s und Fitch sowie Informationen über die jeweiligen Credit-Spreads. Darunter sind die Zinsaufschläge gegenüber Staatsanleihen erstklassiger Bonität zu verstehen, die eine einzelne Bank am Kapitalmarkt bezahlt. Diese Zusatzinformationen eignen sich zur Beurteilung der aktuellen finanziellen Stärke des gewählten Geschäftspartners. Denn Credit Spreads bilden sich durch Angebot und Nachfrage am Markt und sind tagesaktuell verfügbar.

Fazit: Zertifikateratings bieten wertvolle Entscheidungshilfen für Anleger und stärken den Wettbewerb. Genutzt werden sie bisher jedoch noch viel zu wenig.

Lars Brandau - Der DDV ist die Branchenvertretung der 20 führenden Emittenten derivativer Wertpapiere in Deutschland. Als politischer Interessenverband ist der DDV - weltweit der größte seiner Art - auch in Brüssel aktiv. Die Mitglieder zählen zu den bedeutendsten Emittenten in Deutschland. Sie repräsentieren 90% des Gesamtmarktes. Der DDV fördert den Derivatemarkt und somit die Akzeptanz von Zertifikaten, Aktienanleihen und Optionsscheinen. Zu den Zielen des DDV zählen außerdem der Schutz der Anleger und die Verbesserung der Verständlichkeit und Transparenz der Produkte.

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