Rätselraten um den Anstieg des ifo-Index
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1. Das ifo-Geschäftsklima für Deutschland hat sich überraschend verbessert, es stieg geringfügig von 95,2 auf 95,3 Punkte. Von Bloomberg befragte Volkswirte hatten im Mittel (Median) einen Rückgang auf 94,8 Punkte erwartet, wir prognostizierten nur eine Verschlechterung auf 95,0 Punkte. Während die gegenwärtige Lage erwartungsgemäß um einen Zehntelpunkt schlechter als im Vormonat beurteilt wurde (nun 94,7 Punkte), verbesserten sich die Geschäftserwartungen von 95,7 auf 95,9 Punkte (Bloomberg: 94,7 Punkte, DekaBank: 95,3 Punkte). Der Zeiger der ifo-Uhr tritt damit zum dritten Mal in Folge nahezu auf der Stelle.
2. Während die leichte Verschlechterung der Lagebeurteilung plausibel ist, überraschte die Verbesserung der Geschäftserwartungen angesichts der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen:
- Alles deutet derzeit auf eine langsamere Gangart der Weltwirtschaft und damit auf geringere Wachstumsimpulse hin. So hat sich der OECD-Leading-Indicator für die OECD-Staaten, der einen Vorlauf von einem halben Jahr zur deutschen Exportentwicklung hat, seit geraumer Zeit verschlechtert. Auch die Außenhandelskammern des DIHK berichten von einer geringeren Auslandsnachfrage, und dennoch haben sich die Exporterwartungen und mit ihnen die Geschäftserwartungen verbessert.
- Der Ölpreis erklimmt ein Jahreshoch nach dem anderen und dennoch steigen die Geschäftswerwartungen. Dies lässt sich nur damit erklären, dass die Unternehmen - so wie der Konsensus - von einer deutlichen Abwärtskorrektur des Ölpreises ausgehen. Unseres Erachtens werden diese Erwartungen aber enttäuscht werden.
3. So groß die Erleichterung über das Ausbleiben des dritten Rückgangs in Folge auch ist, sie wird wohl nicht lange anhalten. So wie auch die Diskussion um einen dritten Rückgang im Vorfeld der heutigen Daten überzogen war, denn die Stimmungseintrübung war nur geringfügig, so wird nun die Verbesserung überinterpretiert. Streng genommen tritt das Geschäftsklima seit drei Monaten mehr oder weniger auf der Stelle, und die Risiken nehmen zu. Wenn diese Risiken stärker ins Bewusstsein vordringen, wird auch das Geschäftsklima weiter nachgeben. Darüber hinaus gilt die Dreimonatsregel - wie ein vom Ifo- Institut veröffentlichtes Diskussionspapier zeigt - ohnehin nur eingeschränkt für die gewerbliche Wirtschaft (verarbeitendes Gewerbe, Bauwirtschaft, Einzelhandel und Großhandel). Vielmehr liefert diesem Papier zufolge nur das Geschäftsklima des verarbeitenden Gewerbes eindeutige Signale, und dessen Geschäftsklima sank zum dritten Mal in Folge, allerdings ebenfalls nur leicht.
4. Damit bleibt unser Ausblick unverändert. Die konjunkturelle Entwicklung hat ihren Zenit vorläufig überschritten und wird sich erst einmal verlangsamen, bevor sie gegen Ende des kommenden Jahres wieder neu Fahrt aufnimmt.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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