Kommentar
13:45 Uhr, 05.03.2001

Qiagen Analyse

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(©BörseGo - http://www.boerse-go.de)

Geschäftsfeld:

Qiagen betrachtet sich als weltweit führender Anbieter innovativer Technologien und Produkte (Geräte) für die Isolierung und Reinigung von Nukleinsäuren. Nukleinsäuren gehören zu den grundlegenden Regulierungsmolekülen des Lebens. Sie können in den zwei Formen DNA und RNA auftreten. Beide erhalten und geben Befehle weiter, mit denen alle Zellaktivitäten gesteuert werden. Ein DNA- oder RNA-Defekt kann zu einer Zell- oder Proteinfunktionsstörung führen und dabei schwere Erkrankungen wie Krebs, Diabetes oder Arteriosklerose auslösen. Aus diesem Grund hat sich die molekularbiologische Forschung in den letzten 20 Jahren auf die Klärung der zentralen Rolle der Nukleinsäuren bei der Regulierung des Lebens auf Zellebene konzentriert. Diese Forschung hat inzwischen erhebliche Fortschritte in Bezug auf das Verständnis der Nukleinsäuren zur Folge erreicht und ein signifikantes Potential für die Nutzung von Nukleinsäuren in einer Vielzahl von therapeutischen und diagnostischen Anwendungen geschaffen. Hier setzt Qiagen an und bietet Methoden an, die die ganze Forschung einfacher und schneller zu gestalten.

Produkte:

Seit 1986 entwickelt und vertreibt QIAGEN ein breites Spektrum an Produkten, zunächst ausschließlich für den Markt der wissenschaftlichen und industriellen Forschung. In der letzten Zeit haben sich die Anwendungsmöglichkeiten auch in kommerziellen Marktsegmenten stark erweitert. Zu diesen neuen Anwendungsgebieten gehören unter anderem die Genomics (das ist die Sequenzierung und Charakterisierung der gesamten Erbinformation eines Organismus und Analyse der Beziehung zwischen Genaktivität und Zellfunktion), die molekulare Nukleinsäuren-Diagnostik und die Gentherapie (Reparatur eines defekten Gens). Alle großen Biotechfirmen benötigen hochreine Nukleinsäuren, weil die Reinheit dieser Moleküle zum einen eine wesentliche Voraussetzung für die Durchführung zuverlässiger und reproduzierbarer molekularbiologischer Experimente in Forschungslabors ist. Zum anderen können nur mit hochreinen Molekülen präzise Ergebnisse in der molekularen Nukleinsäuren - Diagnostik erzielt und die erforderliche Sicherheit von Arzneimitteln und Impfstoffen (auf Basis von Nukleinsäuren) für die Humanmedizin erreicht werden.
Außerdem fehlen diese Produkte für die Aufreinigung von Nukleinsäuren und Proteinen inzwischen in keinem Forschungslabor der Industrie und Hochschulen.
Bis jetzt hat Qiagen rund 300 Produkte entwickelt, von denen viele unter Patentschutz stehen. Die zukünftigen Geldeinnahmequellen sind also gut abgesichert.

In der Forschung wurde bis vor kurzem mit herkömmlichen Methoden zur Isolierung und Reinigung von Nukleinsäuren gearbeitet. Diese herkömmlichen Verfahren zur Erreichung einer hohen Reinheit unterliegen nach Angaben der Gesellschaft jedoch erheblichen Beschränkungen. Sie sind zeitraubend und arbeitsintensiv, benötigen gefährliche Reagenzien und kostspielige Apparaturen, sie sind ferner nicht geeignet für eine Verarbeitung mit hohem Probenbedarf. Die QIAGEN-Produkte basieren auf eigenen Technologien und sind auf die unterschiedlichen Kundenbedürfnisse in bezug auf Reinheit, Geschwindigkeit, Ertrag, Zuverlässigkeit und Benutzerfreundlichkeit zugeschnitten.
Laborprozesse die früher mehrere Tage dauerten, werden so auf wenige Stunden reduziert, was natürlich immense Kosten spart.

Unternehmensakquisitionen und Allianzen

Seit etwa einem Jahr bildet die Führungsspitze intensiv strategische Allianzen, um das bisher sehr dynamische Unternehmenswachstum in den Zukunftsmärkten aufrecht zu erhalten.
In einem Joint Venture mit EVOTEC sollen Automatisierungs- und Miniaturierungstechniken von Nukleinsäuren weiterentwickelt werden. Ein weiteres Joint Venture wurde im Bereich der medizinischen Diagnostik mit dem amerikanischen Spezialisten Becton, Dickenson & Companygegründet. Ziel des 50/50 Joint-Ventures ist es einen Industriestandard zu schaffen. Erste Produkte sollen ab dem 3. Quartal 2001 vermarktet werden. Für 2004 wird ein Umsatz von bis zu 120 Mio. US-Dollar und einen Nettomarge von 25 Prozent erwartet.

Insbesondere die Kooperationen mit Affymetrix und Zeptosens im amerikanischen Markt sind sehr wichtig. Mit diesen Allianzen hat sich Qiagen eine hervorragende Stellung als führender Technologielieferant im "dem" Zukunftsbereich Genomics aufgebaut.

Übernommen wurde letztes Jahr die schon rentabel arbeitende Operon Technologies, die ein führender Hersteller von synthetischen Genen ist. Dies bringt der niederländischen Qiagen die Möglichkeit auch künstliche DNA anzubieten. Das ist eine Voraussetzung für die Herstellung sogenannter Biochips. Der Fakt das Operon fast alle führenden Genomics beliefert, stärkt außerdem ungemein die Marktstellung in diesem Bereich.

Qiagen gab am 10.01.2001 bekannt, daß die Tochter Qiagen Genomics mit der Daiichi Pure Japan, einen Vertrag über einen Technologietransfer und den Erwerb von Masscode Systemen geschlossen hat. Daiichi wird die nächsten fünf Jahre ausschließlich von Qiagen Genomics die zum Aufbau des Servicegeschäfts im Bereich der Genomtypisierung von SNPs (bedeutend für die Identifikation neuer Targets für die Medikamentenentwicklung) notwendigen Instrumente und Verbrauchsmaterialien beziehen. Die Betreuung und das Training des Daiichi Personals wird im ersten Jahr von Qiagen Genomics durchgeführt.

Qiagen Genomics wird künftig sowohl im Vertrieb als auch in der Entwicklung eng mit der amerikanischen Agilent Technologies kooperieren. Es ist vorgesehen, daß der Vertrieb von Agilent Geräten (Single-Quadrupole Massenspektrometern) durch Qiagen erfolgt. Darüber hinaus werden die Geräte exklusiv an die bis jetzt einzigartige Masscode-Technolgie von Qiagen Genomics angepasst. Qiagen Genomics hingegen wird seine Technologie exklusiv mit Agilent Systemen vermarkten.

Zudem wurde bekannt gegeben, daß mit der School of Pharmacy an der University of Washington ein Forschungs- und Lizenzabkommen abgeschlossen wurde.

Zahlen

Qiagen veröffentlichte am Dienstag, den 20. Februar 2001, die Bilanzzahlen für das 4. Quartal 2000 und präsentierte somit die Gesamtzahlen für das Wirtschaftsjahr 2000.
Im vierten Quartal 2000 stieg der konsolidierte Umsatz von QIAGEN im Vergleich zum vierten Quartal 1999 um 29 Prozent auf US $55,8 Millionen von US $43,3 Millionen. Bereinigt um einmalige Aufwendungen in Verbindung mit der Akquisition der Rapigene Inc. im vierten Quartal 1999 verbesserte sich das operative Ergebnis im vierten Quartal 2000 zum Vergleichszeitraum um 34 Prozent auf US $11,0 Millionen von US $8,2 Millionen mit einem gleichzeitigen Anstieg des konsolidierten Gewinns nach Steuern um 10% auf US $6,6 Millionen von US $6,0 Millionen. Der Gewinn pro Aktie stieg, bereinigt um Akquisitionsaufwände, um 25% auf US $0,05 im vierten Quartal von US $0,04 im vierten Quartal 1999.
Bereinigt um die operativen Aufwendungen der QIAGEN Genomics (vorher Rapigene Inc.) zusätzlich zu den Akquisitionskosten, verbesserte sich das operative Ergebnis im vierten Quartal 2000 zum Vergleichszeitraum um 55% auf US $12,7 Millionen von US $8,2 Millionen bei einem gleichzeitigen Anstieg des konsolidierten Gewinns nach Steuern um 30% auf US $7,8 Millionen von US $6,0 Mio.
Im Geschäftsjahr 2000 stieg der konsolidierte Umsatz der QIAGEN im Vergleich zum Vorjahr um 29% auf US $204,0 Millionen von US $158,2 Millionen. Der Nettogewinn stieg um 45% auf US $20,1 Millionen von US $ 13,9 Millionen. Der Gewinn pro Aktie verbesserte sich um 40% auf US $0,14 im Jahr 2000 von US $0,10 im Jahr 1999.
Der Markt zeigte sich jedoch enttäuscht über die Zahlen. Dabei steht vor allem der Gewinn pro Aktie (GpA) im Mittelpunkt. Dieser beläuft sich! für das Gesamtjahr 2000 auf 0,14US$ (0,15Euro) und liegt damit leicht unter den Erwartungen der Analysten. Der Kurs gab deshalb am 20. Februar deutlich nach.
Zwei Gründe sind für die Belastung des Gewinns verantwortlich. Zum einen die verstärkten operativen Aufwendungen der Qiagen Genomics, die aus der 1999 übernommenen Rapigene Inc. hervorgegangen sind. Die Ausgaben sollten sich jedoch lohnen. Der Umsatz der Genomic-Sparte dürfte sich laut Analystenschätzungen 2001 mindestens verfünffachen.
Der zweite Grund sind Währungseffekte. Rund eine halbe Million hat das Unternehmen durch den starken Dollar eingebüßt. "Dabei sind wir noch gut weggekommen, wenn man bedenkt, dass wir 60% unseres Geschäftes in den USA haben", so die Unternehmenssprecherin.

Bewertung

Qiagen sollte in den kommenden Jahren weiterhin von den Forschungsaktivitäten in der Biotechnologie-Branche profitieren. Hierbei ist zu unterstreichen, daß Qiagen als Zulieferer ein deutlich günstigeres Risikoprofil aufweist als andere Biotechnologieunternehmen, die selber in der Forschung aktiv sind.
Positiv zu werten ist zudem, daß die Entwicklung ergänzender Geschäftsbereiche, wie beispielsweise Qiagen Genomics, konsequent vorangetrieben werden.

Zusätzlich hat Qiagen seine Bruttomarge von 70,9 Prozent im Jahre 1999 auf nunmehr 71,3 Prozent leicht und seine Nettomarge von 8,8 Prozent auf nunmehr 11,8 Prozent deutlich steigern können.

Im Jahr 2002 rechnet die Firma mit einem Gewinn pro Aktie von 40 Cents, dies zieht ein KGV von fast 80 nach sich. Damit ist Qiagen immer noch ambitioniert bewertet, bleibt aber unserer Meinung nach aufgrund der Technologie und der Marktstellung ein Kerninvestment am Neuen Markt. Das Unternehmen ist mit rund 80 Prozent Marktanteil der führende Hersteller von Produkten zur Reinigung und Aufbereitung von Nukleinsäure (DNA). Außerdem gilt Qiagens Geschäftstätigkeit als konjunkturresistent. Die Wahrscheinlichkeit für eine Delle im Gewinn- oder Umsatzwachstum ist dadurch deutlich geringer als bei Unternehmen, die zum Beispiel Medikamente entwickeln.

Qiagen ist ein wachstumsstarker Biotechzulieferer und -dienstleister mit kontinuierlichen Wachstumsraten, hoher Planungssicherheit und weltweit guter Markt-Positionierung. Die Zahlen sind akzeptabel ausgefallen und wir schätzen die Aktie aufgrund des niedrigen Kursniveaus als langfristigen kaufenswert ein.

H.S.

Nachdruck (auch auszugsweise), kommerzielle Weiterverbreitung und Aufnahme in kommerzielle Datenbanken nur mit schriftlicher Genehmigung des Herausgebers.

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