Projekt „Bullenmarkt“ – läuft an
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Während die Öffentlichkeit noch über Vorschläge zur Stabilisierung der Konjunktur debattiert, hat die Stabilisierung von DAX Co. längst begonnen.
Mit vereinten Kräften Die Anstrengungen, die derzeit von Politik und Notenbanken zur Eindämmung der Wirtschaftskrise unternommen werden, sind wahrhaft beispiellos. Was manche für Aktionismus halten - schließlich vergeht kaum ein Tag, an dem nicht ein neuer Vorschlag zur Konjunkturankurbelung unternommen wird -, dürfte seine Wirkung mittelfristig nicht verfehlen. Gerade Investitionen in die öffentliche Infrastruktur sollten für zusätzliche Nachfrage sorgen und die Wirtschaftsentwicklung im kommenden Jahr stützen. Sollte darüber hinaus der Arbeitsmarkt hier zu Lande nicht in dem Maße einbrechen, wie zunächst befürchtet, dürfte sich der Konsum wie schon im laufenden Weihnachtsgeschäft als Stütze der Konjunktur erweisen. Schließlich besitzt die große Mehrzahl der Deutschen überhaupt keine Aktien. Die Vermögensverluste infolge der Finanzkrise bleiben damit, anders als in den USA, wo zusätzlich der Einbruch des Häusermarktes Millionen Bürger trifft, zunächst auf eine eher kleine Gruppe beschränkt. Kurzum: Wir befinden uns mittlerweile in einer Phase, in der die Überraschungen ganz klar auf der positiven Seite liegen - auch dank der "Vorarbeit" vieler Massenmedien, die über Wochen hinweg eine Horrormeldung nach der nächsten unters Volk brachten.
Der nette Herr Obama Mit der Wahl Obamas wird es für Europa nicht nur in der Außen- und Sicherheitspolitik zunehmend schwieriger, die Wünsche und Forderungen der Amerikaner nicht zu erfüllen. Auch in Wirtschaftsfragen - das zeigt sich bereits jetzt, wo Obama noch überhaupt nicht im Amt ist - wird man stärker den Schulterschluss mit den USA suchen. Wenn der nette Herr Obama also Konjunkturprogramme über bis zu einer Billionen Dollar ankündigt, wächst zwangsläufig der Druck auf Europa, es der (noch) mächtigsten Wirtschaftsnation gleich zu tun und ebenfalls Milliardensummen in den Wirtschaftskreislauf zu pumpen. Und dann wären da schließlich auch noch die Notenbanken, die ebenfalls den Markt mit Liquidität und niedrigen Zinsen zu stimulieren versuchen. Bislang zugegeben mit noch mäßigem Erfolg, da die Banken das günstige Geld lieber horten oder bei der Notenbank zu wenig attraktiven Konditionen parken. Aber auch diese Situation wird sich entspannen, sobald Zeichen einer Stabilisierung und damit Verbesserung des Sentiments erkennbar werden. Die Bekämpfung der zuletzt deutlich rückläufigen Inflation hat selbst die EZB zugunsten von Wirtschaftswachstum und Beschäftigung längst aufgegeben.
Gewöhnungseffekte Weil der Mensch sich über kurz oder lang an so ziemlich alles gewöhnt, gewöhnt sich auch die Börse an so ziemlich alles. Gerade in den letzten Tagen lässt sich zunehmend feststellen, dass der Markt doch recht gelassen auf negative Nachrichten reagiert. Erst heute wurde bekannt, dass die Regierung offenbar intern mit einem realen Minus von bis zu 3% für das nächste Jahre kalkuliert. Aber auch das scheint den DAX nicht sonderlich zu beeindrucken. Noch vor wenigen Wochen wären deutsche Aktien in Reaktion hierauf deutlich eingebrochen. Das Sentiment war zwischenzeitlich an einem Tiefpunkt angelangt, von dem es unter antizyklischen Gesichtspunkten fast zwangsläufig zu einer Stabilisierung und Trendwende an den Märkten kommen musste. Auch das bisweilen äußerst hohe Put-/Call-Verhältnis und die massiven Mittelabflüsse aus Aktienfonds deuten darauf hin, dass wir die Tiefstände gesehen haben.
Charttechnik
Wie gesagt, das Schlimmste dürften die Börsen verarbeitet haben. Demnach gehen wir von steigenden Aktien in den nächsten Monaten aus, aber das ist ja mittlerweile bekannt. Im Umkehrschluss dazu haben wir natürlich auch eine Meinung zu den Zinsen bzw. zum BUND-Future. Letzterer ging in den letzten Wochen geradezu "durch die Decke". Der Grund war eindeutig darin zu suchen, dass alle Investoren nur noch den sicheren Hafen gesucht haben. Mittlerweile aber ist der BUND an seinem wichtigen Widerstand bei ca. 124,50 Punkten angelangt. Dies war schon vor drei Jahren einmal eine Hürde. Außerdem ist zu erkennen, dass sich der BUND mittlerweile meilenweit von seinem 200-Tage-Durchschnitt (blau) entfernt hat, zu weit wie wir meinen. Daher ist es aus Mean-Reverse-Überlegungen (meint: Kurse tendieren immer wieder zu ihrem Durchschnitt zurück) nur recht und billig, für die nächste Zeit eine Gegenbewegung nach unten zu prognostizieren. In Anbetracht dessen, dass sich die Märkte in den kommenden Wochen beruhigen sollten, gehen wir davon aus, dass der sichere Hafen zukünftig etwas weniger angesteuert werden wird. Zu deutsch: der Bund dürfte ab jetzt wieder die Süd-Richtung einschlagen und respektive die Zinsen wieder nach oben tendieren. Dass der BUND an dieser Stelle bereits eine langfristige Wende nach unten vollziehen könnte, kann man aus diesem Chartbild zwar noch nicht herauslesen. Allerdings entspricht dies tatsächlich unserer Meinung, wie Sie im Kapitalmarktausblick im neuen Heft nachlesen können. Also: die Zinsen dürften ab jetzt für eine lange Zeit steigen.
Musterdepot
Mit dem Jahr 2009 gehören steuerfreie Gewinne aus Aktiengeschäften der Vergangenheit an. Dann langt der Finanzminister über die Abgeltungsteuer pauschal mit 25% zu. Es macht daher Sinn, mögliche Verlustpositionen noch dieses Jahr zu realisieren (es dürfte nicht schwer sein, welche zu finden), um in den nächsten Jahren den dabei entstehenden Verlustvortrag nutzen zu können. Auch unser Musterdepot weist eine Reihe dicker Minuszeichen auf. Da wir jedoch steuerliche Aspekte grundsätzlich außen vor lassen und der Übersichtlichkeit wegen, keine Aktien verkaufen nur um diese kurze Zeit später wieder hinein zu nehmen, verzichten wir auf eine steuerlich motivierte "Depotbereinigung" zum Jahresende. Sie als Anleger sollten es sich aber überlegen und gegebenenfalls Ihren Steuerberater zu Rate ziehen.
Da wir die Verflechtung zwischen unserem Depotwert Highlight (WKN 920299) und der Münchner EM.Sport Media zunehmend kritisch sehen und sich unsere Erwartungen an einen positiven Kursverlauf in keiner Weise erfüllt haben - die Aktie gehörte zuletzt zu den Underperformern im SDAX -, stellen wir die Position zur Eröffnung am Mittwoch zum Verkauf (bestens). Im Gegenzug ordern wir 900 Aktien des in der Schweiz ansässigen Bergbaukonzerns Xstrata (WKN 552834) mit Limit bei 8,00 EUR. Damit setzen wir auf eine Erholung der Rohstoffmärkte als Folge verbesserter Konjunkturerwartungen. Eine ausführliche Analyse zu Xstrata findet sich in Ausgabe 10/2008.
Hinweise
Das Januar-Heft erscheint am kommenden Samstag, zumindest für Inländer. Wir hoffen, dass uns diesmal die österreichische Post nicht wieder im Stich lässt und die Zustellung zeitnah erfolgt. Darin wird es unter anderem gehen um: Die Grenzen des Wachstums, die Unzulänglichkeiten der Konjunkturforscher, die Versorgungssicherheit bei Gold, die Frage nach Deflation oder doch eher Inflation und natürlich um den Kapitalmarktausblick für 2009.
Die nächste Ausgabe des Smart Investor Weekly erscheint feiertagsbedingt erst wieder am Mittwoch, den 7.1.2009. Für unser Musterdepot nehmen wir in der Zwischenzeit keine Änderungen vor.
Fazit
Wir bleiben bei unseren Einschätzungen. Im neuen Heft werden Sie einiges nochmals detaillierter erklärt finden, auch zu den Emerging Markets präsentieren wir dort interessante Fakten. Das Smart Investor Team wünscht Ihnen geruhsame Feiertage und einen guten Start ins neue Börsenjahr!
Ralf Flierl, Marcus Wessel
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