Kommentar
09:35 Uhr, 26.05.2008

Professionelles Pullback Trading - Einsteigen, wenn andere ausgestopt werden

Stellen Sie sich vor, dass sich eine Aktie in einem starken Uptrend beziehungsweise einem starken Downtrend befindet. Bedeutet diese Situation nun, dass wir die Aktie lediglich aufgrund des starken Uptrends/Downtrends kaufen/leerverkaufen sollten? Nein, natürlich nicht! Denn auch stark trendierende Märkte sind anfällig dafür, eventuell stark zu korrigieren. Und falls das auftreten sollte, was wir zunächst einmal als kleine Korrektur bezeichnen, bliebe die Frage offen, ob diese Korrektur nur eine Pause, also ein „Luftholen“ vor der Wiederaufnahme des vorherrschenden Uptrends/Downtrends ist oder ob diese Korrektur schon das Ende des Uptrends/Downtrends eingeläutet hat.

Am Mittwoch bin habe ich wieder eine Vorstellung im Traderchat von GodmodeTrader :

[Link "http://premium.godmode-trader.de/chat/" auf premium.godmode-trader.de/... nicht mehr verfügbar]

Ich würde mich freuen, wenn Sie vorbeischauen.

Aus diesem Grunde ist es sinnvoller, auf die Korrektur zu warten und den Trade nur dann einzugehen, wenn die Aktie ihren ursprünglichen Trend wieder aufnimmt. Das ist - einfach beschrieben - die zugrundeliegende Theorie des Pullbacks.
Das Traden von Pullbacks kann sich als Strategie mit relativ geringem Risiko bei gleichzeitig relativ hohem Profitpotenzial erweisen, wenn sie sorgfältig geplant und ausgeführt wird. In dieser Lesson möchte ich Ihnen darlegen,

• wie sich Pullbacks formen und welche Trenddynamik sich dahinter verbirgt,
• welche wesentlichen zwei Arten von Pullbacks man unterscheidet,
• wie man gute Pullback-Kandidaten selektiert und natürlich
• wie man diese Patterns tradet.

Trenddynamik

Wenn Marktakteure beispielsweise an einer Aktie oder einem Future interessiert sind, beginnen die Preise in dem Maße zu steigen, in welchem die Käufer den Markt höher bieten (während die Nachfrage das Angebot übersteigt).

Die initiale Rallye zieht die Aufmerksamkeit von anderen Tradern auf sich, welche nun auf den bereits „angefahrenen Zug aufspringen“ und Angst haben eine größere Aufwärtsbewegung zu verpassen. Dieser Prozess weitet sich selbst aus bis es keine Käufer mehr gibt, die den Markt höher treiben können. Aus diesem Grunde ist es auch nicht ratsam, eine Aktie oder einen Future zu kaufen, „nur“ weil die Aktie oder der Future steigt – Trends halten nicht ewig.

Früher oder später beginnen die Marktakteure damit, Gewinne mitzunehmen. Dabei schließen die schwachen Hände, die spät innerhalb des Trends kauften und über wenig Geduld und/oder Geld verfügen, in Panik ihre Positionen. Später betreten Short Sellers den Markt, weil sie darauf setzen, dass der Markt weiter fallen wird. In dieser stark vereinfachten Darstellung erzeugen alle genannten Faktoren zusammen Korrekturen oder Pullbacks. Das Problem ist nur, dass Sie nicht wissen können, wann diese ganz normalen Erscheinungen auftreten. Es könnte nämlich durchaus sein, dass unmittelbar nachdem Sie den Markt „blind“ gekauft/leerverkauft haben, das Pullback oder die Korrektur einsetzt und Sie aus dem Markt wirft. Aus diesem Grunde verbessert sich die Chance im Trade zu verbleiben erheblich, wenn Sie erst dann den Trade eingehen, nachdem der Markt ein Pullback gebildet hat.

Zwei Arten von Pullbacks

Wir unterscheiden zwei wesentliche Arten von Pullbacks: Zum einen „Pullbacks von Hochs“, welche wir in Aufwärtstrends vorfinden und welche wir „long“ spielen und zum anderen „Pullbacks von Tiefs“ in Abwärtstrends, die wir leerverkaufen.

Professionelles-Pullback-Trading-Einsteigen-wenn-andere-ausgestopt-werden-Kommentar-Redaktion-GodmodeTrader.de-1

In Abbildung 1 sehen Sie das Schema eines Pullbacks von einem Hoch. Der Markt befindet sich in einem starken Uptrend und beginnt zu korrigieren. Bei der Wiederaufnahme des ursprünglichen Trends (z.B. eine Rallye) wird der Entry getriggert. Gleichzeitig platzieren wir einen schützenden Stop knapp unter das Low des Pullbacks - für den Fall, dass die Korrektur noch nicht beendet ist.

Das Eingehen der Position erfolgt, wenn – und nur wenn – der Trend sich fortsetzt. Diese Voraussetzung hilft uns dabei, Märkte zu meiden, die ihr Top ausgebildet haben. In der nachfolgenden Abbildung 2 sehen sie ein anderes schematisches Beispiel für etwas, dass zuerst wie ein Pullback aussah, sich dann aber als Failure erwies, denn es stellt sich heraus, dass es exakt das Top des Marktes war und der Beginn eines neuen Downtrends.

Professionelles-Pullback-Trading-Einsteigen-wenn-andere-ausgestopt-werden-Kommentar-Redaktion-GodmodeTrader.de-2

Selektion von Pullbacks

Trends dauern oft viel länger und gehen oft viel weiter als es die meisten Marktteilnehmer erwarten beziehungsweise akzeptieren. Märkte preschen oft vor, dann erfolgt ein Pullback und dann trendieren sie wieder weiter. Aus diesem Grunde ist es auch ein „Spiel für Verlierer“, Bottoms und Tops zu traden in der Hoffnung, es genau erwischt zu haben, aber der Markt dann nach diesem Pullback wieder seinen Trend fortsetzt.

Andererseits heißt das natürlich nicht, dass Trends eine Ewigkeit lang halten. In der Regel endet jeder Trend irgendwann einmal. In diesem Sinne sollten wir folgendes bedenken: Das, was momentan wie ein Pullback aussieht, kann sich tatsächlich auch als Major Reversal, also Umkehr des Major Trends eines Marktes herausstellen.

Wie auch immer: Dadurch, dass wir auf eine gute Entry-Möglichkeit warten und unser Verlustrisiko mit einem schützenden Stop begrenzen, sind wir in der Lage a) entweder den Trade gänzlich zu meiden (wenn unser Entry nicht getriggert wird) oder b) mit einem moderaten Verlust ausgestoppt zu werden.

In der folgenden Abbildung 3 finden wir ein gutes praktisches Beispiel für eine Vielzahl von Pullbacks.

Professionelles-Pullback-Trading-Einsteigen-wenn-andere-ausgestopt-werden-Kommentar-Redaktion-GodmodeTrader.de-3

Wir können sehr gut erkennen, dass sich die Aktie wie entlang einer Treppe den Weg nach oben bahnte und dabei laufend Pullbacks erzeugte und letztendlich scheiterte und ein Major Reversal ausbildete. Dabei ist eines anzumerken: Je öfter eine Aktie ein Pullback bildet und den Trend wieder aufnimmt, desto weniger wahrscheinlich ist es, dass das nächste Pullback mit einem Follow-Through einhergeht. Anders gesagt: Pullbacks am Anfang eines Trends sprechen mehr für eine Wiederaufnahme des Trends als später auftauchende Pullbacks.

Ein Pullback kann definiert werden und zwar in punkto

• Trend,
• dem neuen Hoch,
• Breite und
• Tiefe.

Dies ist auch in der nachfolgenden Abbildung 4 einmal grafisch veranschaulicht.
Professionelles-Pullback-Trading-Einsteigen-wenn-andere-ausgestopt-werden-Kommentar-Redaktion-GodmodeTrader.de-4

Wie sie in der Abbildung 4 erkennen, muss sich ein Markt in einem Trend befinden und ein signifikantes neues Hoch ausbilden bevor ein Pullback stattfinden kann. Ein Trend kann beispielsweise mit einem ADX-Wert von 30 oder höher und mit einem +DMI > -DMI (oder aufgrund anderer trendqualifizierender Indikatoren/Tools) definiert werden. Es ist sehr wichtig, dass Sie die Pullback-Strategie nur in stark trendierenden Märkten einsetzen. Dazu können Sie auch das Konzept der Relativen Stärke verwenden (siehe frühere Lessons) und beispielsweise die Relative Stärke einer Aktie oder eines Exchange Traded Funds zu dem entsprechenden (stark trendierenden) Sektor bemessen.

Das neue High sollte wenigstens ein Zwei-Kalendermonate-High sein, also zirka 43 Trading-Tade existieren.

BreiteDie Breite beschreibt die Anzahl der Bars seitdem das letzte High ausgebildet wurde. Zum Beispiel beträgt die Breite eines 4-Bar-Pullbacks 4 Tage seit dem letzten High. Dies ist auch in der folgenden Abbildung 5 demonstriert.

Professionelles-Pullback-Trading-Einsteigen-wenn-andere-ausgestopt-werden-Kommentar-Redaktion-GodmodeTrader.de-5

Die Breite sollte weit genug sein, sodass der Markt ausreichend Zeit hat zu korrigieren aber auch nicht zu weit, weil eine zu große Breite das anfängliche Momentum eines Marktes negieren würde. 3 bis 7 Bars sind hier eine gute Daumenregel. Nach 7 Bars kommt es nämlich sehr oft vor, dass Märkte entweder in eine Seitwärts~/Abwärtsbewegung geraten.

TiefeDie Tiefe bezeichnet den prozentualen Verlust während der Korrektur. Wenn zum Beispiel eine Markt eine Rallye startet und bei 100 ein neues Hoch ausbildet, und anschließend bis auf 90 korrigiert, dann hat dieser Markt ein Pullback in Höhe von 10% von seinem Hoch gebildet.

Flache Pullbacks tendieren dazu, länger anzudauern. Tiefere Pullbacks hingegen tendieren dazu, kürzer zu dauern und heftiger zu sein. Generell sind Pullbacks von 15% oder weniger „flach“ und Pullbacks, welche tiefer als 15% sind „tief“. „Flach“ beziehungsweise „tief“ sind natürlich relativ und können in den unterschiedlichen Märkten stark variieren. Zudem ist die Tiefe des Pullbacks auch von der jeweiligen Marktdynamik abhängig.

Per Daumenregel lässt sich dennoch festhalten, dass man nach einem Sell-Off in Höhe von 5-15% Ausschau halten sollte, denn diese Korrekturgröße ist in der Regel groß genug, um long-positionierte Marktakteure an ihrer Position zweifeln zu lassen. Andererseits sollte die Korrekturgröße nicht 20% übersteigen, denn es könnte ein Zeichen dafür sein, dass der Uptrend zuende ist und ein Downtrend begonnen hat. Bitte bedenken Sie dabei auch, dass es sich nur um Daumenregeln handelt. Generell sollten Pullbacks tief genug sein, um die schwachen Hände aus dem Markt zu drängen und nicht zu tief, um als neuer Downtrend kategorisiert werden zu können. Beachten Sie bitte auch, dass Korrekturen in volatilen Märkten, welche das Geld von Day Tradern anziehen, dazu tendieren, tiefer zu sein. In diesem Sinne ist eine tiefere Korrektur in einem Halbleiterwert akzeptabler als in einem Konsumwert

Trading

Eine einfache Möglichkeit, ein Pullback entweder zu erkennen oder zu scannen, ist nach 3 bis 7 aufeinanderfolgenden tieferen Hochs zu achten, nachdem die Aktie ihr neues Hoch gebildet hat, siehe Abbildung 6:

Professionelles-Pullback-Trading-Einsteigen-wenn-andere-ausgestopt-werden-Kommentar-Redaktion-GodmodeTrader.de-6

Nach wenigstens 3 aber nicht mehr als 7 lower highs, sollten wir darauf achten, dann „long“ zu gehen, wenn die Aktie knapp (z.B. $0,10) über dem Vortageshoch notiert. Aber keine Strategie ist komplett ohne eine Risikokontrolle. Obwohl wir unsere Entry Order über dem Markt platzieren und auf diese Weise sicher gehen, dass der Markt in die von uns gewünschte Richtung geht, kann diese Richtungsbewegung auch nur von temporärer Natur sein. Niemals ist damit garantiert, dass das Pullback damit komplett ist und der Markt nun seinen Trend mit voller Kraft wieder aufnimmt. Aus diesem Grund müssen wir unsere Position mit einem Stop schützen. Der beste Platz für unseren Stop liegt unterhalb des tiefsten Bars des Pullbacks. Falls sich nämlich die anfängliche Bewegung als ein Zwischenspiel für eine viel tiefere Korrektur oder den Beginn eines neuen Downtrends herausstellen sollte, werden wir mit einem kleinen Verlust ausgestopt.

Den Stop setzen wir also knapp (z.B. $0,10) unter das Low des Pullbacks, also unter den tiefsten Bar des Pullbacks.

Es folgt zunächst ein Beispiel für die Long-Seite, siehe Abbildung 7:

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1. Yahoo! (YHOO) qualifiziert sich als eine stark trendierende Aktie mit einem ADX-Wert von 60 (schwarze Linie) und +DMI (grüne Linie) > -DMI (rote Linie) (a). Die Aktie hatte sich in den letzten beiden Monaten im Wert verdoppelt, zeigte Wide Range Bars (WRB) (b) und starke Handelsschlüsse (b) in der Richtung des Aufwärtstrends.
2. Die Aktie machte ein Zwei-Monate-Hoch (2).
3. YHOO „pullt“ zurück vom Zwei-Monate-Hoch mit drei Bars (Breite) (3).
4. Das Pullback beträgt sechs Prozent vom diesem neuen Hoch und zählt damit zu den relativ flachen Pullbacks (4).
5. Wir gehen long ab $167.48, $0,10 über dem High von gestern (5).
6. Der Aufwärtstrend wird wieder fortgesetzt und die Aktie tradet über $167.48, unserem Entry.
7. Wir setzten einen schützenden Stop bei $157.65, $0.10 unter dem Low des tiefsten Bars innerhalb des Pullbacks (7).
8. Nach relativen kleinen Bars folgen rechts große Bars in Richtung des Aufwärtstrends und die Aktie gewinnt $70 in den nächsten Tagen (zugegeben ein Beispiel aus der Endphase einer Hausse).

Es folgt ein Beispiel für die Short-Seite, siehe nachfolgende Abbildung 8:

Professionelles-Pullback-Trading-Einsteigen-wenn-andere-ausgestopt-werden-Kommentar-Redaktion-GodmodeTrader.de-8

1. JDS Uniphase (JDSU) qualifiziert sich als eine stark trendierende Aktie mit einem ADX-Wert von 60 (schwarze Linie) und -DMI (rote Linie) > +DMI (grüne Linie) (a).
2. Die Aktie macht ein Zwei-Monate-Tief (2), dem ein größeres Gap Down vorausging.
3. JDSU „pullt“ zurück vom Zwei-Monate-Tief mit sieben Bars (Breite) (3).
4. Das Pullback beträgt fast ¼ des Wertes der Aktie von diesem neuen Low und zählt damit zu den relativ großen Pullbacks (4).
5. Wir gehen short ab $79.78, $0,10 unter dem Low von gestern (5).
6. Der Abwärtstrend wird wieder fortgesetzt und die Aktie tradet unter $79.78, unserem Short-Entry.
7. Wir setzten einen schützenden Stop bei $83.10, $0.10 über das High des höchsten Bars innerhalb des Pullbacks (7).
8. Nach unserem Short-Entry verliert JDSU in den Folgetagen fast 20% seines Wertes.

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