Kommentar
13:45 Uhr, 11.03.2005

PREMIERE - langfristig signifikantes Wachstumspotenzial

Am Mittwoch stand mit dem Premiere-Börsengang das größte IPO seit geraumer Zeit auf der Agenda. Bei einer geschätzten Erstnotiz von 30-31 Euro (Bookbuildingspanne 24-28 Euro) wird das Unternehmen von der Börse mit knapp 2,5 Mrd. Euro bewertet, was in Relation zu anderen europäischen Bezahlsendern wie BskyB (GB) oder Sogecable (ES) eine durchaus ambitionierte Bewertung darstellt. Hierbei muss jedoch berücksichtigt werden, dass bspw. in Spanien oder Großbritannien die Marktdurchdringung von Pay-TV bereits viel höher ist (ca. 40 %), was für Premiere mit Blick auf die im deutschen Heimatmarkt noch recht geringe Pay-TV-Penetration (ca. 8 %) im Umkehrschluss ein ungleich höheres Wachstumspotenzial impliziert. Den Aussagen Kofler’s, dem verdienten Premiere-Chef, zufolge, sollte das Unternehmen im laufenden Jahr in die Gewinnzone vorstoßen, während bspw. 2001 noch ein Verlust von annähernd 0,8 Mrd. angefallen war. Parallel ist der Umsatz pro Abonnement auf knapp 290 Euro gestiegen, was eine deutlich verbesserte Kostenstruktur ermöglicht.

Mit Blick auf die in Deutschland noch geringe Pay-TV-Penetration dürfte es Premiere, die 2004 rund 1 Mrd. Umsatz erwirtschaftet hat, in den nächsten Jahren nicht schwer fallen, weiterhin ein schnelles Kundenwachstum bei gleichzeitiger Erhöhung des Umsatzes je Abonnement zu generieren. Um die Zielsetzung zu erreichen, benötigt der Bezahlsender pro Jahr einen Nettokundenzuwachs von rund 300-350.000. Angesichts der Erfahrungen in Großbritannien oder Spanien scheint dies für die nächsten Jahre bei einer jährlichen Kündigungsquote von rund 12,5 % durchaus möglich. Bis 2008 erscheint somit ein Kundenzuwachs von 1 Mio. Neukunden machbar, was den Unternehmenswert auf Grund vergleichbarer früherer Korrelationen europäischer Konkurrenten um rund 1 Mrd. erhöhen könnte, was auf Basis der Erstnotiz einer Steigerung des Unternehmenswertes um rund 40 % entspräche. Da die meisten größeren Analystenhäuser in den nächsten Jahren sogar mit jährlichen EBITDA-Wachstumsraten von bis zu 40 % rechnen, handelt es sich hierbei gar um eine konservative Schätzung.

Bezüglich der Kursphantasie sollte zudem beachtet werden, dass Premiere ein potentieller Kandidat für den MDAX ist und als Bezahlsender ein Geschäftsfeld repräsentiert, das in Deutschland so noch nicht vertreten ist. Im Sinne der Diversifikation kann somit von signifikantem institutionellem Interesse ausgegangen werden, ähnliches konnte in Bezug auf die MDAX-Aufnahme von EADS beobachtet werden. Insgesamt kann also von substanziellem Kurspotenzial der Premiere-Aktie ausgegangen werden, vor diesem Hintergrund könnte aus Sicht des spekulativen Anlegers zur Stunde ein Call-Optionsschein auf Premiere interessant werden. Hierbei muss sich der Anleger jedoch über ein durchaus erhebliches Risiko bewusst sein: Die prognostizierten Wachstumsraten sind nur dann realisierbar, wenn es Premiere gelingt, die exklusiven Übertragungsrechte für die Fußball-Bundesliga auch über das Jahr 2006 hinaus zu halten. Davon abgesehen profitiert Premiere als Marktführer in einem mit hohen Eintrittsbarrieren behafteten Markt allgemein von der zunehmenden Digitalisierung und von der unaufhaltsamen Entwicklung hin zu Multi-Channel-Homes. Insgesamt dürfte das Papier somit ein durchaus akzeptables Chance/Risiko-Profil aufweisen.

WAVE Call auf Premiere
WKN: DB2 127
Art: Call
Basispreis: 26,00 Euro
Fälligkeit: 10.05.2005
BzV: 0,1
Aktueller Kurs: 0,60 Euro

Disclaimer:
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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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