Kommentar
10:45 Uhr, 12.04.2022

Preise im Großhandel steigen um 22%, US CPI wohl um 8,5%

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Aktien und Staatsanleihen setzen ihren parallelen Sinkflug fort. Die 10J UST-Rendite hat bei über 2,80 % mittlerweile ein Niveau erreicht, welches dem mutmaßlichen Höhepunkt des Zinsanhebungszyklus entspricht. Die 10J Bundrendite notiert derweil bei über 0,80 % auf einem 7-Jahres-Hoch. Die jüngsten Kursverluste im Rentenmarkt erfolgten weitgehend anlasslos, weshalb es schwerfällt, kurzfristig ein Ende dieser Entwicklung zu antizipieren. Eine Hoffnung ruht ausgerechnet auf den heute zur Veröffentlichung anstehenden Verbraucherpreisdaten aus den USA. Zwar wird hier eine erneute Beschleunigung auf rund 8½% ggü, Vorjahr erwartet. Möglicherweise könnte dies aber den Höhepunkt des Inflationszyklus darstellen und am US Treasury-Markt eine „buy the rumor – sell the fact“-Reaktion auslösen.

Das Statistische Bundesamt (Destatis) bestätigte heute früh die vorläufige Berechnung der Inflationsrate für März mit 7,3 % nach deutscher Berechnungsmethode und mit 7,6 % nach Methode Eurostat. Gleichzeitig veröffentlichte Destatis die Daten zur Entwicklung der Preise im Großhandel. Diese kletterten im März um 22,6 % im Vorjahresvergleich und damit dreimal so stark wie die Verbraucherpreise, was dem stärksten Zuwachs seit Einführung ihrer Erhebung vor 60 Jahren entspricht. Der Preisauftrieb war beim Handel mit Mineralölerzeugnissen mit +70,2 % am ausgeprägtesten. Aber auch bei festen Brennstoffen (+61,9 %) und chemischen Erzeugnissen (+40,1 %) wurden unüblich große Preiszuwächse registriert. Stichtag für die Erhebung der Großhandelspreise war der 5. März. Seinerzeit lag der Brent-Preis bei 110-120 USD/Fass und damit 10-15 % höher als aktuell. Dies gibt Anlass zur Hoffnung, dass wir zumindest bei der Entwicklung der Preise im Großhandel die Spitze des Eisbergs gesehen haben könnten.

Ohnehin ist die Entwicklung der Ölpreise in den vergangenen zwei Wochen bemerkenswert, sind diese doch von mehr als 120 USD/Fass mehr oder weniger stetig auf zuletzt weniger als 100 USD/Fass gefallen. Ein Auslöser hierfür dürften die Ankündigung der US-Administration gewesen sein, ab Mai für 180 Tage jeweils eine Million Barrel Rohöl aus der strategischen Reserve bereitzustellen. Grundsätzlich sind wir jedoch skeptisch, ob diese Maßnahme zu einem dauerhaft niedrigeren Ölpreis führen wird. Erstens ist es schwierig, einem potenziell unbefristeten Mangel an Ölförderung durch die Bereitstellung eines begrenzten Angebots entgegenzuwirken. Zweitens könnte der Markt befürchten, dass die Reserven, sobald sie unter einen bestimmten Schwellenwert fallen, nicht ausreichen, um einen neuen Schock zu bewältigen. Ein zweiter Grund für den jüngsten Ölpreisverfall könnte jedoch auch die Befürchtung einer Verlangsamung der globalen Konjunktur sein.

Die Sorge vor einer Abschwächung der Konjunkturdynamik hat ihre Ursachen zum einen in der chinesischen Zero-Covid-Strategie, zum anderen in der Erwartung stark steigender amerikanischer Leitzinsen. Derzeit preisen die Geldmärkte bis Jahresende neun weitere Zinsanhebungen im Ausmaß von jeweils 25 Bp bis auf ein Niveau von 2,75 % ein (Obergrenze des Zielkorridors). Bei nur noch sechs ausstehenden FOMC-Sitzungen impliziert das nicht weniger als drei Anhebungen um jeweils 50 Bp. Ein als „geldpolitische Taube“ bekanntes FOMC-Mitglied, Chicago Fed Präsident Charles Evans, sprach sich gestern für zügige Zinsanhebungen bis auf 2,25-2,50 % (das von ihm geschätzte „neutrale“ Leitzinsniveau) bis Jahresende aus. Dies wurde an den Märkten offensichtlich als eine Art Alimentierung ihrer (unserer Ansicht nach überzogenen) Leitzinsanhebungserwartungen bewertet.

Heute werden in den USA die Verbraucherpreis-Inflationsdaten für März veröffentlicht. Erwartet wird ein Anstieg in der Jahresrate von 7,9 % auf rund 8½%. Das Weiße Haus in Washington warnte in der vergangenen Nacht vor einer „außergewöhnlich erhöhten“ („extraordinarily elevated“) Inflationszahl. Möglicherweise markiert der März-Wert das Maximum des Inflationszyklus. Zum einen setzen mit den April-Zahlen nennenswerte Basiseffekte ein, welche die Jahresrate drücken sollten. Zum anderen hat sich – wie oben beschrieben – die Entwicklung bei den Rohölpreisen zuletzt spürbar abgeschwächt. Das nächste FOMC-Treffen ist in drei Wochen für den 3./4. Mai terminiert. Sollte der Treasury-Markt nicht, wie eingangs angedeutet, heute eine „buy the rumor, sell the fact“-Reaktion steigen, könnte die 10J UST-Rendite bis dahin noch die 3 %-Marke überwinden…

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