Kommentar
12:50 Uhr, 13.11.2001

PLAMBECK AG - Hier die Analyse !

Das 1994 gegründete Unternehmen Plambeck entwickelt, errichtet und betreibt Windkraftanlagen. Die Geschäftsfelder gliedern sich in die Stromerzeugung auf Basis erneuerbarer Energien und die Servicesparte für Windparks. Dabei kümmert sich Plambeck um die Projektierung, die Standortakquisition, die Errichtung, den Betrieb und Service der Parks. Neben diesen Schwerpunkten ist auch der Einstieg in den Bereich Biomasse erfolgt und ein Pilotprojekt in der Photovoltaik (Stromgewinnung durch Solarenergie) geplant. Zudem wurde der Kapitalvertrieb für Windparkfonds gestartet. Um die Internationalisierung weiter voranzutreiben, erschließt Plambeck die Märkte in Irland, der Türkei, Frankreich und Polen.

Geschäftsbereiche

Die Kernkompetenz von Plambeck liegt in der Entwicklung von Windparks mit einem Umsatz von 215 Mio. DM in 2000e (Umsatzanteil von rund 97,5 %). Für das abgelaufene Jahr 2000 wird die von Plambeck installierte Kapazität auf eine Nennleistung von etwa 86 MW geschätzt. Damit sollte Plambeck eine marktführende Stellung einnehmen (Marktanteil 5,1%). Durch die Übernahme von Norderland sollte Plambeck 2001 seine Position als Marktführer unter den Projektierern mit einem Zubau neu installierter Leistung von etwa 160 MW behaupten können. Norderland zählt zu den erfahrensten und wachstumsstärksten deutschen Unternehmen zur ganzheitlichen Realisierung modernster Windparks.

Analog zu den anderen am Neuen Markt notierten Wettbewerbern begleitet Plambeck den gesamten Wertschöpfungsprozeß der Entwicklung von Windkraftparks, der sich von der Standortakquisition über die schlüsselfertige Errichtung der Windparks sowie dem Vertrieb der Anlagen erstreckt. Im Unterschied zu den Wettbewerbern greift das Unternehmen für den technischen Planungsprozeß auch auf die Dienstleistungen anderer Ingenieurbüros zurück.

Im Auftrag der Investoren übernimmt Plambeck ebenfalls sämtliche Dienstleistungen, die im Zusammenhang mit der Verwaltung und Betriebsführung der Anlagen anfallen. Diese Dienstleistung wird auch für Dritte angeboten.

Die strategische Positionierung von Plambeck schließt auch die Projektierung von Kraftwerken aus anderen Bereichen der regenerativen Energien ein. Momentan befindet sich ein Biomasse-Kraftwerk (5 MW) in Siblitz/ Thüringen im Planungsstadium. Erlöse aus diesem Geschäftsbereich sind erst ab 2002 zu erwarten. Das voraussichtliche Investitionsvolumen des Projektes beläuft sich auf 45 Mio. DM. Weiterhin besitzt Plambeck strategischen Beteiligungen an S.E.T und Nova Solar, die beide in der Produktion von Komponenten für die Solarenergie tätig sind. Die erwarteten konsolidierten Umsätze dieses diversifizierten Geschäftsbereiches für 2000 liegen bei etwa 5,5 Mio. DM, was einem Anteil am erwarteten Gesamtumsatz von 2,5 % entspricht.

Strategie

Der erste Teil der Strategie ist die Unternehmensakquisition:
Die Sicherung von geeigneten Standorten wird aufgrund der relativ hohen Marktpenetration insbesondere in Deutschland zunehmend zum limitierenden Faktor. Vor diesem Hintergrund hat Plambeck die Projektpipeline durch die Übernahme des Wettbewerbers Norderland beträchtlich erweitert. Das Unternehmen hat 100 % der Anteile der Norderland Nature Energy AG im Wege eines Aktientausches übernommen.

Die Norderland AG stand unmittelbar vor ihrem eigenen Börsengang. Sie bringt nach Unternehmensangaben Projekte mit einem Investitionsvolumen von etwa einer 250 Mio. EUR innerhalb der nächsten beiden Jahre ein. In 2001 sollen durch die Übernahme zusätzliche Umsatzerlöse in Höhe von 77 Mio. EUR, in 2002 zusätzliche Erlöse von 153 Mio. EUR realisiert werden. Für Mitte Dezember hatte Norderland ursprünglich seinen Börsengang geplant, der bereits von der Deutschen Börse für den neuen Markt genehmigt war. Durch diese Übernahme ergeben sich Synergien: Norderland bringt seine Projektpipeline ein und Plambeck die Strukturen eines börsennotierten Unternehmens. Dazu zählen u. a. professionelle Organisationsstrukturen, Investor Relations und in zunehmenden Maße ein eigener Kapitalvertrieb. Für die Altaktionäre von Norderland entstehen zudem nicht die Kosten, die mit einem Börsengang verbunden wären. Die Unternehmensführung von Norderland, die aus sechs Mitarbeitern besteht, konnte für einen Zeitraum von 5 Jahren an das Unternehmen gebunden werden.

Ohne die Akquisition von Norderland hätte Plambeck gegenüber seinen größten Wettbewerbern deutlich an Boden verloren.

Basierend auf dem Schlußkurs vom 17. November 2000 (22,30 EUR) entspricht der bilanziell zu aktivierende Kaufpreis für Norderland 83,6 Mio. EUR. Bei Zugrundelegung eines Abschreibungszeitraumes von 10 Jahren entsteht durch die Akquisition jedoch eine jährliche Belastung von 7,5 Mio. EUR. Der Ergebnisbeitrag von Norderland ist damit insbesondere nach Steuern deutlich negativ (-3,3 Mio. EUR in 2001e). Goodwill-Abschreibungen sind steuerlich nicht abzugsfähig. Erst in 2002e entsteht durch Norderland ein positiver Ergebnisbeitrag nach Steuern von 0,9 Mio. EUR.

In der Vergangenheit hat Plambeck die Mittelbeschaffung, insbesondere den margenstarken Vertrieb von Fondsanteilen, den Finanzinstituten, und dabei in erster Linie der Umweltbank, überlassen.
Mitte 2000 hat Plambeck seine Vertriebsstrategie geändert und seine Wertschöpfungskette verlängert. Plambeck vertreibt nun auch direkt Fondsanteile an interessierte Investoren. Für die Errichtung eines Windparks mit einem Investitionsvolumen von 16,5 Mio. DM konnte innerhalb von wenigen Tagen das notwendige Eigenkapital in Höhe von 5 Mio. DM auch mit Hilfe von Vertriebspartnern plaziert werden. Aufgrund der Margenstärke des Geschäftes (Bruttomargen 60-70 %) beurteilen wir es als grundsätzlich positiv, dass auch Plambeck in den Direktvertrieb der Finanzprodukte einsteigt.

Dritter Strategiepunkt ist die Projektakquisition. Im Zuge der Erschließung des Wachstumspotentials des Marktes für Windparkentwicklung beteiligt sich Plambeck an der Konsolidierung des Marktes. In diesem Zusammenhang beteiligt sich das Unternehmen auch zunehmend an bereits initiierten Projekten anderer Unternehmen. Plambeck verfügt als börsennotiertes Unternehmen über einen Zugang zum Kapitalmarkt und besitzt damit die Möglichkeit, Projekte von finanzschwachen Planungsbüros zu akquirieren. Im Vergleich zu den anderen börsennotierten Unternehmen besitzt Plambeck mit einer Nettoverschuldung von 45 Mio. DM in 2000e jedoch eine vergleichsweise ungünstige Ausgangslage.

Neben der Erschließung des in Deutschland weiterhin vorhandenen Marktpotentials rückt der geographische Unternehmensfokus als vierter Strategiepunkt mehr und mehr auf das europäische Ausland. So befinden sich drei Projekte in Polen in der Entwicklungsphase. Mit dem Unternehmen Salomon Industries wurde ein Joint Venture gegründet. In 2001 und 2002 sollen in Polen Projekte mit einem Investitionsvolumen von jeweils 55 Mio. DM realisiert werden. Der erwartete Auslandsumsatzanteil in 2001e liegt bei ca. 14 %. In Irland befinden sich ebenfalls drei Projekte mit einem Volumen von ca. 45 Mio. DM in der Planungsphase. Probleme bei der Netzanbindung lassen hier eine Verwirklichung der Projekte frühestens in 2002 erwarten. Die Märkte Frankreich, Spanien und Türkei werden derzeit von dem Unternehmen intensiv beobachtet.

Im Offshore-Bereich dem großen Zukunftsmarkt für Windenergie plant Plambeck den Aufbau eines Windparks "Borkum Riffgrund", der 40 Km vor den Ostfriesischen Inseln und ca. 60 Km vor dem Festland liegt, mit einer Größenordnung von 90 MW bis 2004, die sich aus 30 Windkraftanlagen mit einer Kapazität von 3 MW zusammensetzen sollen. Bis 2003 sollen dafür alle notwendigen Genehmigungen eingeholt sein. In mehreren Bauabschnitten soll die Kapazität bis 2008 schließlich auf bis zu 900 MW erweitert werden. Mit E.ON wurde bereits eine Einigung hinsichtlich des Netzanschlusses und der Einbindung in die Stromversorgung getroffen, die sicherstellt, dass für den Windpark ausreichend Netzkapazitäten zur Verfügung stehen. Bereits in der ersten Phase lassen sich aus diesem Projekt Umsätze von über 300 Mio. DM generieren. Die Realisierung des gesamten im Planungsstadium befindlichen Projektes wäre schließlich mit einem Investitionsvolumen von ca. 3 Mrd. DM verbunden.

Ebenso wie die anderen am Neuen Markt notierten Wettbewerber würde Plambeck durch die Verwirklichung in neue Größendimensionen wachsen. Der Aufbau von Vertriebskooperationen für die Plazierung von Fondsprodukten für Großprojekte im Offshore-Bereich ist geplant. Wir halten es für sehr unwahrscheinlich, dass Unternehmen aus dem Nicht-Finanzbereich sich innerhalb kurzer Zeit den Zugang zu einem großen Anlegerpublikum verschaffen, so dass Plambeck aus eigener Kraft die Finanzierung von Projekten dieser Größenordnung wohl nicht wird darstellen können. Vor diesem Hintergrund müssen die Vertriebspartnerschaften noch deutlich ausgebaut werden. Einziger größerer Vertriebspartner bei Finanzprodukten ist die Umweltbank.

Weiterer elementarer Bestandteil der Unternehmensstrategie ist eine Diversifizierung in andere Bereiche der erneuerbaren Energien. Plambeck Neue Energien AG verfolgt konkrete Projekte für Biomassekraftwerke mit einer Größenordnung von 5 MW an zwei Standorten in Thüringen. Gegenwärtig läuft der Bauantrag für ein Projekt bei der zuständigen Landesbehörde. Das Unternehmen rechnet bei Realisierung des Projektes mit einem Investitionsvolumen von 45 Mio. DM in 2002.

Durch Beteiligungen an den Firmen Solar Energie-Technik GmbH (S.E.T.) und Nova Solar in Baden-Württemberg versucht Plambeck, sich extern das Know-how im Bereich der Nutzung der solaren Strahlungsenergien durch erfahrene Marktteilnehmer zu beschaffen. An der Nova Solar GmbH besteht eine 50 % Beteiligung. Nova Solar ist Hersteller von Absorbern im Bereich Solar-Thermie. Ebenfalls in 2000 hat sich Plambeck an der Solar Energie-Technik S.E.T. zu 46,7 % beteiligt (Kapitaleinlage: 0,7 Mio. DM). S.E.T. ist in der Produktion von Solarelementsystemen zur Erzeugung von Strom und Wärme aus Sonnenenergie tätig. Plambeck verfolgt die Strategie, sich als integrierter Anbieter von erneuerbaren Energien zu positionieren. Der Einstieg in die Produktion läßt diesen strategischen Fokus u. E. allerdings nur schwer erkennen.

Entwicklung

Ausgelöst durch zunehmende Skepsis über die Sicherheit der Kernenergie und die Auswirkungen aus der Verbrennung fossiler Energieträger auf den Treibhauseffekt wird der Bedarf nach erneuerbaren Energiequellen massiv zunehmen. Diese Entwicklung erfährt durch unterstützende gesetzliche Rahmenbedingungen in vielen Europäischen Staaten und durch die Volatilität der Rohölpreise zusätzlichen Rückenwind. Die Windenergie als der momentan wettbewerbfähigste in Westeuropa in Frage kommende "saubere" Energieträger wird unserer Meinung nach von diesen Trend stark profitieren. In dem Zeitraum von 1993 bis 1999 konnte die Windenergie bereits Wachstumsraten von ca. 40 Prozent pro Jahr aufweisen. Die International Energy Association hält es für möglich, dass die Windenergiebedarf bis 2020 um jährlich 25 Prozent ansteigen wird.

Mit einer Kapazität von 9737 MW besitzt der europäische Markt einen Anteil von 72 Prozent der momentan weltweit installierten Kapazität. Deutschland ist hierbei mit 6113 MW der weltweit größte Markt für die Nutzung der Windenergie.

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