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10:34 Uhr, 12.02.2024

Pfandbriefbanken: Immobilienpreise fallen weiter - keine Trendwende absehbar

BERLIN (Dow Jones) - Die Immobilienpreise sind Ende vergangenen Jahres weiter gefallen und bei den Gewerbeimmobilien wurde im Schlussquartal der bislang stärkste Preisrückgang verzeichnet. Das erklärte der Verband deutscher Pfandbriefbanken (VDP). Eine Trendwende sei in diesem Jahr nicht absehbar. Laut VDP sind die Immobilienpreise im vierten Quartal 2023 im Jahresvergleich um 7,2 Prozent zurückgegangen und haben sich gegenüber dem dritten Quartal um 2,2 Prozent verringert. Der Immobilienpreisindex des Verbands erreicht 2023 einen Wert von 175,2 Punkten, gleichbedeutend mit einem Minus von 10,0 Prozent im Vergleich zu seinem Höchststand im zweiten Quartal 2022 von 194,8 Punkten. Der Verband rechnet für Deutschland mit einem steigenden Wohnungsmangel und weiter steigenden Mieten.

"Hinter der Immobilienbranche liegt ein schwieriges Jahr 2023. Dies zeigt die Preisentwicklung: Auch im vierten Quartal war bei den Preisen noch keine Belebung festzustellen", sagte VDP-Hauptgeschäftsführer Jens Tolckmitt. "Eine Trendwende bei den Immobilienpreisen, über die bereits des Öfteren in der Öffentlichkeit spekuliert wird, ist noch nicht absehbar. Auch 2024 wird vorerst schwierig bleiben."

Die Wohnimmobilienpreise gingen laut VDP im vierten Quartal verglichen mit dem Vorjahreszeitraum um 6,1 Prozent zurück. Gegenüber dem Vorquartal gaben sie um 1,6 Prozent nach. Seit ihrem Höchststand im zweiten Quartal 2022 fielen die Preise für Wohnimmobilien in Deutschland um insgesamt 8,4 Prozent. Zuvor hatten sie sich binnen zwölf Jahren mehr als verdoppelt. Bei selbst genutztem Wohneigentum lag der Preisrückgang im Jahresvergleich bei 5,8 Prozent, bei Mehrfamilienhäusern gingen die Preise mit 6,3 Prozent noch stärker zurück.

   Deutliche Anstiege bei Mieten und Renditen von Wohnimmobilien 

Insgesamt habe es bei Wohnimmobilien deutliche Anstiege bei Mieten und Renditen gegeben. Die Jahresveränderungsrate bei den Neuvertragsmieten in Mehrfamilienhäusern verharrte im vierten Quartal wie im Vorquartal bei 5,8 Prozent. Mit 12,9 Prozent nahmen die Renditen, gemessen am VDP-Index für Liegenschaftszinsen, erneut spürbar zu, die Dynamik war jedoch nicht ganz so ausgeprägt wie im dritten Quartal 2023 (plus 13,5 Prozent), so der Verband.

Unter den Top 7-Städten wies Berlin den Angaben zufolge jeweils den größten Anstieg bei den Neuvertragsmieten in Mehrfamilienhäusern (plus 6,7 Prozent) und bei den Renditen (plus 12,5 Prozent) auf. Hamburg fiel dagegen mit Steigerungsraten von 3,3 Prozent und 9,0 Prozent etwas ab. Im Durchschnitt erhöhten sich die Mieten in den sieben Metropolen um 5,4 Prozent, die Renditen um 11,1 Prozent, so der Verband.

"Die Mietentwicklung zeigt: Wohnraum ist in Deutschland weiterhin ein sehr knappes Gut, insbesondere in Ballungsräumen. Angesichts der rückläufigen Wohnungsfertigstellungen müssen wir damit rechnen, dass der Wohnraummangel in den nächsten Jahren noch weiter zunehmen wird", warnte Tolckmitt. Weiter steigende Mieten wären die Folge. Er appellierte an die Politik, dass die Maßnahmen, die im Bündnis bezahlbarer Wohnraum beschlossen worden sind, und auch noch weiterer Maßnahmen "dringend" umgesetzt werden sollten.

   Größte Preisrückgänge bei Gewerbeimmobilien 

Bei den Gewerbeimmobilien wurden zum Jahresende die größten vom Verband gemessenen Preisrückgänge verzeichnet. Die Einbußen beliefen sich zwischen den Schlussquartalen 2022 und 2023 auf 12,1 Prozent, im Vergleich zum dritten Quartal 2023 auf 4,9 Prozent. Seit dem zweiten Quartal 2022, als die Preise ihren bisherigen Höchststand erreicht hatten, gingen sie laut VDP um 16,5 Prozent zurück. Zwischen 2010 und 2022 hatten sie sich zuvor um rund 55 Prozent verteuert.

Tolckmitt betonte, dass die verhaltene Nachfrage die Büroimmobilienpreise drücke. "Die Immobilienkrise trifft Gewerbeimmobilien stärker als Wohnimmobilien. Besonders im Fokus stehen derzeit die Büroimmobilien, deren Renditen in der Breite offenbar noch nicht das Niveau erreicht haben, das Investoren erwarten. Hinzu kommt: Aufgrund der Unsicherheit über die Wirtschaftsentwicklung in Deutschland und der nach wie vor unklaren Auswirkungen des Homeoffice-Trends auf die benötigte Bürofläche bleibt die Nachfrage nach Büros verhalten, was die Preise weiter drückt", sagte er.

Marktstabilisierend haben demnach in beiden Assetklassen die am VDP-Liegenschaftszinssatzindex gemessenen Renditeanstiege sowie die Entwicklung der Neuvertragsmieten gewirkt. So kletterten die Bürorenditen zwischen den Schlussquartalen 2022 und 2023 um 17,5 Prozent. Auch der Zuwachs der Büromieten setzte sich fort (plus 1,9 Prozent), jedoch nicht mehr so dynamisch wie in den Vorquartalen. Den höchster Mietanstieg hat des dem Verband zufolge bei Einzelhandelsimmobilien gegeben.

Erstmals seit dem dritten Quartal 2019 wiesen die Neuvertragsmieten im Einzelhandel im Jahresvergleich wieder einen Anstieg auf, der mit 2,5 Prozent gleich eine Bestmarke erzielte, so der Verband.

Kontakt zur Autorin: andrea.thomas@wsj.com

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