Kommentar
00:00 Uhr, 04.06.2008

Petrodollar und Sovereign Wealth Funds: Die neue Macht an den Finanzmärkten

Mit den explosionsartig steigenden Ölpreisen nehmen auch die Konjunktursorgen zu. Gleichzeitig verbuchen die Förderländer in diesem Jahr Einnahmen von über 2.000 Milliarden Dollar – sehr viel mehr als sie ausgeben können. Diese Petrodollar fließen daher zum größten Teil in riesige staatliche Investmentfonds, die so genannten Sovereign Wealth Funds (SWFs). Dieser Begriff taucht in letzter Zeit zunehmend in den Schlagzeilen auf. Kein Wunder, verwalten diese Staatsfonds aufstrebender Industrienationen und Erdöl produzierender Länder doch Riesensummen von derzeit rund 3.300 Milliarden Dollar, Tendenz steigend, dank Petrodollar und Handelsbilanzüberschüssen. Angesichts des ungebrochenen Aufwärtstrends beim Ölpreis werden diese Fonds in Zukunft sogar noch schneller wachsen. Schätzungen zufolge sollen die Staatsfonds bis 2012 Mittel in Höhe von rund 10.000 Milliarden Dollar angehäuft haben. Diese Summe entspricht dem Gesamtwert aller europäischen Aktienmärkte!

Die Bezeichnung SWF ist indes nur ein neues Gewand für ein bereits seit geraumer Zeit bestehendes Phänomen, nämlich Vermögenswerte, die von Staaten in ausländischen Devisen gehalten werden. Wenn ein Land durch Handelsbilanzüberschüsse mehr Devisenreserven ansammelt, als es zur Deckung seines unmittelbaren Bedarfs braucht, bietet sich die Einrichtung eines Sovereign Fund zur Verwaltung dieser „Extra-Ressourcen“ an. Rund zwei Drittel der SWFs wurden von Ländern eingerichtet, die dank ihres Rohstoffreichtums über erhebliche Einkommensströme verfügen, hauptsächlich in Form von Petrodollar. Das übrige Drittel wurde von Ländern eingerichtet, die mehr Güter und Dienstleistungen exportieren als importieren und daher über Handelsbilanzüberschüsse und rasch wachsende Devisenvorräte verfügen. Dies gilt vor allem für China.

Aber im Gegensatz zu den offiziellen Devisenreserven investieren die SWFs nicht nur in Staatsanleihen, sondern auch in Aktien und Alternative Investments. In letzter Zeit sorgen die SWFs mit ihrem enormen Kapital in den USA und Europa für Unruhe. Pläne zur Übernahme infrastruktureller Vermögenswerte wie z. B. US-amerikanische Häfen sowie Beteiligungen an internationalen Banken in den USA und Europa lösen Besorgnis aus. Seit Anfang 2007 haben SWFs über 60 Milliarden Dollar in westliche Finanzinstitutionen investiert, davon fast die Hälfte im ersten Quartal dieses Jahres.

Der Einfluss der SWFs auf die globalen Finanzmärkte wird in den kommenden Jahren noch zunehmen. Da das Vermögenswachstum vor allem in den Ölförderländern stattfinden wird, die im Übrigen keine Schulden haben und es sich daher leisten können, in risikoreichere Vermögenswerte zu investieren, dürfte die Nachfrage auf den Aktienmärkten in Zukunft entscheidend von SWFs mitbestimmt werden. Zur Veranschaulichung: Wenn die SWFs an ihrer gegenwärtigen Anlagepolitik festhielten und weiterhin über 40 Prozent ihrer Investments auf Aktien entfielen, könnten sie über die nächsten vier Jahre nahezu 10 Prozent des globalen Aktienmarktes aufkaufen. Bedauerlicherweise ist die Anlagepolitik dieser Fonds häufig ein Buch mit sieben Siegeln. Als Gruppe werden die SWFs eine zu hohe Konzentration auf einen bestimmten Sektor bzw. ein bestimmtes Land vermeiden wollen, um nicht die Aufmerksamkeit von Politikern und Aufsichtsbehörden zu erregen. Der Schritt zum Protektionismus ist da nicht weit, jedenfalls was strategisch wichtige Vermögenswerte betrifft.

Ein Teil des SWF-Vermögens wird an externe Asset-Manager ausgelagert und in stark diversifizierte Portfolios investiert werden. Ein weiterer Teil wird direkt investiert werden, indem SWFs Minderheitsbeteiligungen an Großunternehmen übernehmen. Welche Sektoren werden sie bevorzugen? Ihre jüngsten Investments in Banken waren wohl weniger Teil eines groß angelegten strategischen Plans als vielmehr die opportunistische Nutzung sich bietender Chancen. Längerfristig dürften die SWFs auf Markennamen im Konsumgüterbereich, Versorger, Erzeuger knapper Rohstoffe und große Namen bei Infrastruktur und High-Tech setzen. Größere Übernahmen durch SWFs würden aller Wahrscheinlichkeit nach die Aktienkurse eines gesamten Marktsegments massiv beeinflussen und wären daher ein weiterer Faktor, der bei der Sektorenallokation zu berücksichtigen ist. Eines ist jedenfalls klar: Die Investmentmaßnahmen der Staatsfonds zu ignorieren, ist keine Option.

Autor: Ad van Tiggelen, Senior Strategist bei ING Investment Management

Staatsfonds - Größer als die Wirtschaftsleistung von Deutschland,Großbritannien,Frankreich zusammen

Datum 30.04.2008 - Uhrzeit 16:27

In einer aktuellen Studie berichtet das Marktforschungsunternehmen Globalinsight von durchschnittlichen jährlichen Wachstumsraten in der Größenordnung von 24% im Verlauf der zurückliegenden 5 Jahre. Wenn man die Wachstumsraten in die Zukunft projeziere, werde das Volumen der Staatsfonds im Jahr 2015 die Wirtschaftsleistung der USA und im Jahr 2016 die der euroäischen Union überschreiten.

Bereits jetzt mache das Volumen aller Staatsfonds weltweit einen Betrag von 3,5 Billionen US-Dollar aus; ein Betrag größer als die wirtschaftliche Leistung von Deutschland, Frankreich und Großbritannien zusammengenommen, ein Betrag größer als das Volumen von ca. 1,5 Billionen US-Dollar, das zur Zeit in Hedgefunds und ein Betrag größer als das Volumen von ebenfalls ca. 1,5 Billionen US-Dollar, das weltweit in Private Equity Investments angelegt ist.

Die größten Player seien nach wie vor die Fonds aus China, Rußland und Kuwait. Die am schnellsten wachsenden Player stammen aus Nigeria, Oman und Kasachstan sowie Angola, Rußland und Brasilien.

In 2007 habe sich 93% der Investmentaktivität der Staatsfonds auf den westlichen Bankensektor konzentriert. Zunehmend gebe es aber auch Interesse an Aktien aus dem Energie- und Minensektor.

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"Jede Woche bekommen wir 1 Milliarde $ dazu" - Datum 19.03.2008 - Uhrzeit 00:00

Die ZEIT hat ein Interview mit Yngve Slyngstad veröffentlicht. Slyngstad ist Chef des 380 Milliarden $ schweren norwegischen Staatsfonds.

Alleine wöchentlich (!) fließen dem Fonds 1 Milliarde $ an liquiden Mitteln zu, die es zu verwalten gelte.

Aufgrund dieser Fülle von Liquidität habe man bereits die Aktienquote von 40% auf 60% hochgefahren. Außerdem diversifiziere man das Portfolio weiter. Im vergangenen Jahre habe man Aktien von 3500 Unternehmen im Portfolio gehabt, jetzt seien es bereits 7000. Vor 2 Jahren habe man nur sporadisch mehr als 2% an einem Unternehmen gehalten, jetzt seien es oft 4-5%.

Slyngstad versichert, dass der Fonds reiner Investor sei. Man habe keine Absicht sich in Aufsichtsräten zu engagieren.

ZEIT: Wie wichtig sind Fonds wie der Ihre für Banken und Vermögensverwalter?

Slyngstad: Zurzeit lassen wir 16 Prozent des Fonds extern verwalten. Ich schätze, wir sind in Europa der größte Käufer von Dienstleistungen im Fondsmanagement.

Was Investmentbanken betrifft: Wir sind der größte Besitzer von Aktien in Europa – fast ein Prozent des europäischen Aktienmarkts gehört uns ...

Wir folgen den Regeln, die andere festlegen. Investieren wir in Deutschland, sind wir Gast in Ihrem Haus ...


Staatsfonds aus dem nahen und fernen Osten - Genug Kapital, um die ganze Welt zu kaufen ...

Datum 14.02.2008 - Uhrzeit 01:59

In einem der zurückliegenden Kommentare hatte ich von dén derzeitigen Kapitalströmen an den Finanzmärkten berichtet, in dem ich auf 2 Researchstudien einging.

Im Folgenden möchte ich weiteres Material aus der Studie von Morgan Stanley veröffentlichen.

5 Staaten repräsentieren demnach 93% aller strategischen Investments in westliche Finanzinstitutionen. Bei den 5 Staaten handelt es sich um Singapure, China, Abu Dhabi, Dubai und Kuweit.

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Im Folgenden eine Auflistung der größten Staatsfonds weltweit. ADIA ist der Staatsfonds von Abu Dhabi. Abgesehen davon, dass Araber und Asiaten diese Liste dominieren, ist doch bemerkenswert, dass Norwegen an zweiter Stelle rangiert. Die Norweger legen die Einnahmen, die sie über ihr Ölgeschäft generieren, über diesen Fonds an.

Was diese Aufstellungen natürlich nicht zeigen, sind die Kapitalströme, die aus der westlichen Hemisphäre gen Osten wandern.

Insbesondere die US-Amerikaner sind in den asiatischen Tigerstaaten und China massiv investiert. Es kann auch davon ausgegangen werden, dass europäische Pensionfonds in den Emerging Markets überproportional investiert sind.

Wenn Sie in dieser Meldung weiter nach unten scrollen und sich nochmals der Ergebnis der Dresdner Kleinwort Studie zu Gemüte führen, dann werden Sie sehen, dass die US-Amerikaner ihr Engagement am deutschen Aktienmarkt seit Jahren ebenfalls stark ausgebaut haben. Diese Investments dürften sich gelohnt haben. Neben den Kursgewinnen der Aktien, können hohe Gewinne durch die Währungsentwicklung eingestrichen werden.

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Die vollständige Studie können Sie hier herunterladen :

[Link "http://img.godmode-trader.de/charts/3/2005/MS_Sovereign_Wealth_Funds_and_Chinese_Financials_HUWVANSTEENIS_150108.pdf" auf img.godmode-trader.de/... nicht mehr verfügbar]

Sehr informativ ist auch der folgende Link zu einer interaktiven Weltkarte des WallstreetJournals :

http://online.wsj.com/public/resources/documents/info-foreignSWF08.html


Araber und Chinesen kaufen sich in US Banken ein und wer kauft sich in den DAX ein ? - Die Amerikaner.

Datum 17.01.2008 - Uhrzeit 02:00

In den Medien wird seit geraumer Zeit intensiv darüber berichtet, dass sich Staatsfonds und Beteiligungsgesellschaften aus dem nahen Osten und aus dem asiatischen Raum massiv in US Bankaktien einkaufen. Die durch die Suprime Krise schlagartig in Bedrängnis geratenen Kreditinstitute suchen Hände ringend nach kapitalstarken Geldgebern.

Nachfolgend eine aktuelle Aufstellung der Top-Holdings großer Staatsfonds aus Asien und dem Nahen Osten an westlichen Unternehmen aus der Finanzbranche. Bei GIC und Temasek handelt es sich um Staatsfonds aus Singapur. ADIA steht für Abu Dhabi Investment Authority. KIA steht für Kuwait Investment Authority.

Die Informationen sind einer aktuellen Researchstudie der US Investmentbank Morgan Stanley für institutionelle Kunden entnommen. Die Studie ist nicht öfffentlich zugänglich.

Laut Studie entfallen 93% aller strategischen Investments in westliche Finanztitel auf 5 Staaten. Und zwar auf Singapur, China, Abu Dhabi, Dubai und Kuwait.

Insbesondere in den USA wird das Thema politisch heiß diskutiert. Nachvollziehbarerweise wachsen Befürchtungen, dass die Anteilseigner verstärkt Einfluß auf die Unternehmen ausüben könnten.

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Schön und gut.

Schauen wir jetzt aber einmal auf Deutschland.

Das Handelsblatt berichtete vor geraumer Zeit darüber, dass mittlerweile über 50% hochkapitalisierter deutscher Aktien in den Händen ausländischer Investoren sei.

Die Investmentbank Dresdner Kleinwort hat in den vergangenen Tagen eine umfassende Studie mit dem verheißungsvollen Titel "The DAX Perspective: The rise of the US investor and the play for Emerging Markets" veröffentlicht. Die Ergebnisse der Studie fußen im Wesentlichen auf der Befragung von 33 der größten deutschen Unternehmen (alleine 14 aus dem DAX), deren Aktien zusammen eine Marktkapitalisierung von 544 Milliarden Euro auf die Waage bringen. Das entspricht mehr als der Häflte der Marktkapitalisierung aller DAX und MDAX Aktien zusammen.

Die Studie zeigt auf, dass sich 2001 lediglich 2,6% deutscher Aktien in US-amerikanischer Hand befanden, in den Folgejahren stieg der Anteil kontinuierlich weiter an, 2006 waren es bereits 17,8%. Damit sind US Investoren größter ausländischer Anteilseigner deutscher Aktien. Zuvor waren es Briten und Franzosen gewesen.

Bei den US-Investoren handelt es sich vornehmlich um Institutionelle. US Hedgefunds halten lediglich 2,41% von DAX Aktien und 4,13% von MDAX Aktien, wobei diese Angaben mit Vorsicht zu genießen seien. Gerade durch den Einsatz von Derivaten beispielsweise von CFDs könnten höhere Volumina bewegt werden. Davon sei auch auszugehen.

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Die folgende Grafik zeigt die jeweilige Anteilsentwicklung. Während US-Investoren seit 2001 ihre Beteiligungen massiv erhöht haben, zeigt sich bei deutschen Institutionellen ein abfallender Trend. Die Höhe der Beteiligungen von US Investoren (18%) entspricht mittlerweile fast der der deutschen (21%).

53% der im Rahmen der Studie befragten Unternehmen gaben an, dass sie von einem weiter anhaltenden Trend ausgingen. In den nächsten 5 Jahren sei damit zu rechnen, dass die Amerikaner ihre Positionen weiter erhöhen dürften.

Das Gros der Unternehmen gab an, dass eine Rezession in den USA keine relevanten Auswirkungen auf ihre wirtschaftliche Lage haben dürfte. Ein immer größerer Anteil der Umsätze werde in Osteuropa und Asien erwirtschaftet.

Fazit: Globalisierung findet sich auf allen Ebenen. Selbstverständlich gerade auch an den Kapitalmärkten. Die Diskussion darüber, welche Investorengruppen genehmer sind, - Adressen aus dem Westen oder aus dem Osten, Institutionelle oder Hedgefunds -, ist eröffnet ....

Herzliche Grüße,
Ihr Harald Weygand

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Die komplette Studie von Dresdner Kleinwort ist öffentlich zugänglich und kann unter dem folgenden Link heruntergeladen werden.

[Link "http://www.allianz.com/en/allianz_group/press_center/news/studies/downloads/the_dax_perspective_survey_report.pdf" auf www.allianz.com/... nicht mehr verfügbar]

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