Kommentar
16:35 Uhr, 14.06.2018

PAYPAL, VISA, MASTERCARD – Sind diese Gewinnmargen haltbar?

Alteingesessene Zahlungsdienstleister erzielen hohe Gewinne und können kontinuierliche Kurszuwächse vorweisen. Revolutionäre Technologien und neue Wettbewerber könnten jedoch zu Veränderungen in der Machtverteilung führen.

Erwähnte Instrumente

Starker Wettbewerb

Unternehmen wie PayPal oder Adyen sind sogenannte Payment-Service-Provider (PSP), zu deutsch Zahlungsdienstleister. PSPs übernehmen für Onlinehändler die Anbindung an Banken, Kreditkarten-Acquirer (Händlerbanken) oder inzwischen auch an andere PSPs.

Händler können über den PSP die gewünschte Bezahlart auswählen, müssen hierfür jedoch nur noch mit einem Vertragspartner verhandeln, anstatt mit vielen einzelnen. PSPs übernehmen hierbei nicht nur die Integration der Zahlungsdienstleister, sondern auch die Abwicklungen der Bezahlvorgänge. Viele PSPs bieten neben klassischen Zahlungsdienstleistungen auch noch andere Services an, wie zum Beispiel Inkasso oder Risikomanagement. Daher unterscheiden sich das Angebot und das Geschäftsmodell der verschiedenen Zahlungsdienstleister zum Teil stark voneinander.

Unternehmen in der Zahlungsdienstleistungsbranche erwirtschaften hohe Gewinne und bestechen durch kontinuierlich steigende Kursverläufe.

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Es stellt sich jedoch die Frage, wie lange diese Gewinne noch möglich sind. Der Konkurrenzkampf wird immer stärker und neue Technologien ermöglichen innovative Entwicklungen.

Newcomer, wie zum Beispiel Adyen, gewinnen schnell an Beliebtheit und auch die amerikanischen Technologiegiganten wie Amazon oder Apple haben Interesse an der Entwicklung eigener PSPs gezeigt.

Derzeit können die alteingesessenen Zahlungsdienstleister wie PayPal oder VISA zumindest in Deutschland und den USA ihre Vormachtstellung noch halten. Ein Grund hierfür ist die hohe Kundenakzeptanz dieser Zahlungsmittel.

In Deutschland liegt PayPal laut dem Handelsblatt auf Platz 3 und Kreditkarten auf Platz 4 der beliebtesten Zahlungsmittel. In den USA liegen Kreditkarten sogar auf Platz 1 und PayPal belegt Platz 2.

In China hingegen ist die Alibaba-Tochter Ant Financial, früher Alipay, die Nummer eins.

Das chinesische Unternehmen wird von Analysten auf rund 150 Mrd. USD geschätzt und plant noch im Jahr 2018 einen Gang an die Börse.

China ist der größte e-commerce Markt der Welt und bereits heute werden mehr als die Hälfte aller Onlinekäufe in China über Ant Financial getätigt. Händler, die von dem großen Potenzial des Marktes profitieren möchten sind quasi gezwungen, mit dem chinesischen PSP zusammen zu arbeiten. Ant Financial zeigt außerdem zunehmend Interesse an Expansionen außerhalb seines Heimatmarktes.

Doch auch aus Europa droht Konkurrenz.

Erst kürzlich hat eBay bekanntgegeben, dass der Konzern ab 2020 PayPal als Hauptzahlmethode ablösen wird. Ebay wird dann selber als Mittler zwischen Käufer und Verkäufer auftreten und den Handel über das niederländische Unternehmen Adyen abwickeln.

Adyen konnte gestern durch einen erfolgreichen Gang an die Börse überzeugen. Die Aktien wurden mit 240 Euro pro Aktie ausgegeben, welches am oberen Ende der erwarteten Preisspanne lag. Vor allem große institutionelle Investoren haben laut Adyen Interesse gezeigt. Zum Handelsstart am gestrigen Mittwoch eröffnete die Aktie mit einem Kurs von rund 400 EUR. Ayden kommt dadurch auf einen Marktwert von rund 14 Mrd. Euro.

Auch Klarna stärkt seine Position als einer der führenden Zahlungsdienstleister. 2013 hat das schwedische Unternehmen den deutschen PSP 'Sofortüberweisung' übernommen und vergangenes Jahr haben sie mit BillPay einen weiteren deutschen PSP in ihr Portfolio übernommen.

Hinzu kommt, dass PSPs wie zum Beispiel Adyen auch Kreditkarten und PayPal als Zahlungsmöglichkeit anbieten und so von der Beliebtheit der alteingesessenen Zahlungsdienstleister mitprofitieren.

Unternehmen in dieser Branche müssen sich zukunftsorientiert und wettbewerbsfähig aufstellen um ihr Vormachtstellung zu erhalten und ausbauen zu können.


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Gebühren

Gebühren der beliebtesten PSP

Unternehmen Gebühren Händler Gebühren Käufer
PayPal

Pro Transaktion: 1,9 % + 0,35 Cent

Günstigere Händlerkonditionen auf Antrag hin möglich.

1,7 % + 0,35 € (5.001 - 25.000 €)

1,5 % + 0,35 € (über 25.000 €)

gebührenfrei
VISA

Individuell ausgehandeltes Disagio zwischen 2-3 %

Für Großhändler 0,6-1 %

Kreditkartengebühr an Acquirer: 0,3 % pro Transaktion

Je nach Bank:

Jahresgebühren

Auslandseinsatzgebühren

Bargeldabhebungsgebühren

Kredit Gebühren

MasterCard Individuell ausgehandeltes Disagio zwischen 2-3 %

Für Großhändler 0,6-1 %

Kreditkartengebühr an Acquirer: 0,3 % pro Transaktion

Je nach Bank:

Jahresgebühren

Auslandseinsatzgebühren

Bargeldabhebungsgebühren

Kredit Gebühren

Adyen

Bearbeitungsgebühr: 0,10 Euro

Zahlungsmethodengebühr:

  • Kreditkarten:
    Acquirer-Aufschlag: 0,60 %
    Interchange-Gebühr: Gebühr der Kundenbank
    Kartensystemgebühr: Gebühr des Kartensystems
  • Weitere Zahlungsarten:
    Lastschrift 0,25 EUR
    SOFORT: 1-2 %
    Giropay: 1.30 % + € 0.20
    PayPal: Vertrag mit Zahlungsdienstleister
gebührenfrei
Ant Financial (Alipay) 0,7-3 % der Transaktion gebührenfrei
Klarna

3,49 % pro Transaktion

gebührenfrei

(außer bei Kauf auf Raten)

SOFORT(Sofortüberweisung)

Einrichtungsgebühr: 59,90 EUR

Monatliche Grundgebühr: 4,90 EUR

Pro Transaktion: 0,9 % + 0,25 Cent

gebührenfrei
Square 2,75 % bis 3,5 % + 0,15 USD gebührenfrei
Wirecard

SEPA & Kauf auf Rechnung

99 EUR einmalige Einrichtungsgebühr

19,95 Eur monatliche Grundgebühr

3,95 % - 5,5 % + 1,29 Eur pro Transaktion

Visa, Paypal, Sofort

3,95 % Disagio + 0,35 EUR pro Transaktion

  • Bei Einzahlung mit Kreditkarte 3 % des eingezahlten Betrags (mindestens 1 Euro)
  • Bei Lastschrift 1,99 % (mindestens 1 Euro)
  • Bei Überweisung 1 Euro.
  • 1,50 % Gebühren bei Nutzung der Karte in Fremdwährung

Alle Angaben ohne Gewähr

Gebühren spielen im Onlinehandel eine zentrale Rolle: je geringer die Gebühren, desto mehr Gewinn bleibt beim Händler.

Gebühren für PSP-Services fallen je nach Verhandlungsmacht und PSP unterschiedlich aus. Wie man in der Tabelle sieht, fallen die Gebühren der derzeit vorherrschenden Zahlungsdienstleister generell hoch aus. Meistens werden diese Gebühren ausschließlich von den Händlern getragen. Eine neue EU-Richtline verbietet seit 2018 die Überwälzung von Zusatzgebühren für gängige Zahlungsmethoden auf den Kunden. Auch PSPs, die hiervon nicht betroffen sind passen zum Teil selbstständig ihre AGBs dahingehend an, wie etwa PayPal.

Die hohen Gebühren der derzeit beliebtesten Zahlungsdienstleister könnten eine Angriffsfläche für neue Unternehmen bieten, um alteingesessenen PSPs vom Thron zu stoßen.

Zum Beispiel zeigen die großen amerikanischen Technologieunternehmen Facebook, Amazon, Google und Apple Interesse an der Entwicklung eigener Zahlungsdienstleistungen. Diese Unternehmen besitzen eine breite Kundenbasis und bestehende Händlerverbindungen. Durch ihre Preissetzungsmacht können sie Druck auf die Branche ausüben. Da sie theoretisch mit einem neuen PSP keine Gewinne machen müssten, könnten sie durch extrem niedrige Gebühren ihre Konkurrenten aus dem Markt treiben.

Auch Kryptowährungen könnten eine interessante Rolle spielen. Sie ermöglichen auf lange Sicht eine Reduktion von Transaktionskosten mit Tendenz gegen Null. Derzeit werden sie noch kritisch betrachtet, zumindest von den meisten bestehenden großen PSPs. Dennoch haben manche Zahlungsdienstleister das Potenzial bereits erkannt. Das amerikanische Unternehmen Square ermöglicht bereits die Bezahlung mit Kryptowährungen und auch neue Unternehmen könnten hier Chancen wahrnehmen.

Technologische Entwicklungen

Auch die derzeit vorherrschenden PSPs bauen ihrer Wettbewerbsvorteile aus. Sie scheinen hierbei zumindest derzeit den Fokus nicht auf eine Reduktion der Gebühren, sondern eher auf Erweiterung der Services zu legen.

Ant Financial hat Anfang Juni für die Förderung von technologischen Entwicklungen 14 Mrd. USD von Investoren gesammelt. Das Unternehmen legt den Fokus auf innovative Technologien wie Blockchain oder Künstliche Intelligenz. Das chinesische Unternehmen hat bereits rund 50 Blockchain-Patente angemeldet und ist damit Vorreiter in diesem Bereich. Ziel ist jedoch nicht eine Reduktion der Kostenstruktur, sondern ein Ausbau des Serviceangebots, um das Kunden- und Händlererlebnis bei der Benutzung des Zahlungsdienstleisters zu verbessern und so die Vormachtstellung auszubauen

Die Ergebnisse der Studie „Erfolgsfaktor Payment“ im Rahmen des Projektes „E-Commerce-Leitfaden“ gibt dem Vorgehen von Ant Financial Recht:

Es kann sich für Händler durchaus lohnen, einen teureren PSP zu wählen. Laut der Studie haben die angebotenen Zahlungsmöglichkeiten einen erheblichen Einfluss auf die Kaufabbruchsquote und somit auf den Umsatz der Händler haben. Auch Abwicklungs- und Integrationskosten sowie das Risiko und die Kosten verbunden mit Zahlungsverzögerungen oder -ausfällen wirkt sich auf den Umsatz aus. Somit kann es sich für Händler durchaus auszahlen einen teureren PSP zu wählen, wenn das Serviceangebot Kunden mehr anspricht, als das eines PSP mit geringeren Gebühren.

Fazit:

Unternehmen in der Zahlungsdienstleistungsbranche, wie zum Beispiel PayPal oder VISA, erzielen hohe Gewinne und können kontinuierliche Kurszuwächse vorweisen. Der Markt ist jedoch zunehmend starker Konkurrenz ausgesetzt. Neue Zahlungsdienstleister, wie zum Beispiel Adyen oder Ant Financial gewinnen stark an Beliebtheit und werden auch am Markt hoch gehandelt, wie man anhand des Börsenganges von Adyen beobachten konnte.

Die Gebühren der derzeit beliebtesten Zahlungsdienstleister fallen für Händler durchaus hoch aus. Revolutionäre Innovationen wie Blockchain oder Kryptowährungen könnten neuen Unternehmen hier interessante Wettbewerbsmöglichkeiten bieten aber auch Technologiegiganten wie Amazon oder Apple zeigen Interesse an eigenen PSP Diensten. Durch ihre Markt- und Preissetzungsmacht können sie die Gebühren erheblich drücken und somit die alteingesessenen Zahlungsdienstleister unter Druck setzen.

Der Preis allein entscheidet in der Branche der PSP jedoch nicht. Das Gesamtpaket muss stimmen. So könnte es sich für Händler durchaus lohnen, mit einem teureren Zahlungsdienstleister zu kooperieren, falls der Mehrwert seines Serviceangebots gegenüber anderen PSPs die hohen Gebühren rechtfertigt. Dies haben auch bereits große PSP-Unternehmen erkannt und setzten, wie zum Beispiel Ant Financial, gezielt auf den Ausbau ihrer Services.

Der Markt wird sich vorrausichtlich in den nächsten Jahren wandeln, getrieben durch den Wettbewerb und neue Innovationen. Die bestehenden PSPs, werden ihre Vormachtstellung verstärkt verteidigen und ausbauen müssen, falls sie ihre Gewinnmargen halten möchten.


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2 Kommentare

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  • AriKensho
    AriKensho

    Gut recherchierter Artikel, danke!

    10:23 Uhr, 15.06.2018
  • Protheus
    Protheus

    "Starker Wettbewerb" - mit diesem Artikel zeigt Frau Hauser den meisten restlichen Schreibern auf Godmode-Trader, wie ein absolut herausragender Artikel aussehen kann. Ich bin beeindruckt.

    10:07 Uhr, 15.06.2018

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Über den Experten

Lisa Giering
Lisa Giering
Expertin für Vermögensaufbau

Lisa Giering studierte Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Finance. Ihre Leidenschaft für die Börse wurde bereits zu Schulzeiten geweckt und sie begann schon mit 16 Jahren in den internationalen Finanzmarkt zu investieren. Ihr Schwerpunkt liegt auf ETFs und Aktien, mit dem Ziel des mittel- bis langfristigen Vermögensaufbaus. Im Laufe ihres Studiums vertiefte sie ihr Wissen auch in anderen Bereichen der Finanzmärkte, unter anderem durch die Ausbildung zum „Zertifizierten Börsenhändler Derivate“ der Eurex. Neben ihren Muttersprachen Deutsch und Französisch spricht sie auch fließend Englisch und Chinesisch. Der Grundstein hierfür war ihr internationales Aufwachsen in Brüssel und Peking.

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