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13:51 Uhr, 21.10.2012

Palladium: Unfassbar hohes Potenzial

Es wird zu Unrecht kaum beachtet

Palladium ist ein Edelmetall, das vorwiegend bei der Katalysator-, Elektronik- und Schmuckherstellung Verwendung findet. Es profitiert von vier Treibern: Seiner Seltenheit, der Konzentration seiner Produktion in Russland, den immer strikteren Umweltauflagen für Autos und der schnell wachsenden Nachfrage nach Automobilen in den Schwellenländern.

Die natürlichen Palladiumvorkommen in Amerika, Äthiopien und in Australien wurden wegen des stark steigenden Bedarfs in den vergangenen Jahren fast vollkommen ausgebeutet, sodass Palladium heute vorwiegend als Nebenprodukt beim Abbau anderer Metalle wie Kupfer- oder Nickelerzen anfällt. Eine wichtige Angebotsquelle ist zudem die Entsorgung von Fahrzeugen, bei denen das Palladium aus den Katalysatoren wiedergewonnen werden kann. Da in den Schwellenländern zum Jahrhundertwechsel ein regelrechter Auto-Boom einsetzte und diese Fahrzeuge jetzt im Schnitt gut zehn Jahre alt sind, könnte man für die kommende Zeit ein erhöhtes Recycling-Angebot an Palladium aus den Schwellenländern erwarten. Da die dortige Recycling-Industrie sich allerdings sehenden Auges eben nicht ausreichend auf diese Entwicklung vorbereitete, ist sie jetzt heillos überfordert, die hohe Menge an alten Autos auseinanderzunehmen. Somit muss es auch nicht zwingendermaßen zu einer sprunghaft steigenden Angebotsmenge aus der Palladium-Wiederaufbereitung geben.

Das besonders interessante Argument pro Palladium findet sich somit auch auf der knappen Angebotsseite. So stagnierte das Palladiumangebot im Jahr 2011 bei 7,36 Millionen Unzen, was weitaus weniger ist, als benötigt wird, sodass ein großer Teil dieser Menge aus Lagerbeständen, die es vor allem noch in Russland gab, stammt. Viktor Sprogis, Marketingchef bei dem russischen Bergbauriesen Norilsk Nickel, warnte aber unlängst davor, dass diese Lagerbestände quasi erschöpft seien. Da die Nachfrage somit höher werden könnte, als das Angebot, und die Lagerbestände begrenzt sind, wird Palladium mittelfristig als Investment interessant. Denn die Nachfrage aus der Automobilindustrie wuchs im Jahr 2011 mit rund 8% weitaus stärker, als das Angebot. Exakt 71% der Palladiumnachfrage, im Jahr 2011 waren es etwas mehr als fünf Millionen Unzen, ist Katalysatoren zuzurechnen. 2012 soll die Nachfrage erneut um 8,5% wachsen, schätzt der britische Chemiekonzern Johnson Matthey.

Blickt man genauer auf die Verwendungsseite, so ist vor allem die enge Verwandtschaft der chemischen Eigenschaften des Palladiums zum Platin interessant. Da eine Unze Platin rund 1000 USD mehr kostet, als ein- und dieselbe Menge Palladium, verdrängt Palladium das teurere Platin in der Katalysatorenherstellung, wobei diese Substitution in Phasen, wo der Platinpreis eine deutliche Outperformance gegenüber Palladium entwickelt, auch schubweise zunehmen kann. Seit Jahresbeginn kostet Platin um den Faktor 2,1 bis 2,6 mehr, als Palladium. Dieses Verhältnis hat sich seit Jahresanfang 2009 von fast sechs verringert, was die Attraktivität von Palladium als Substitut zu Platin verringerte. Sollte nun aber die Seitwärtsspanne dieser Platin-Palladium-Ratio zwischen 2,1 bis 2,6 nach oben verlassen werden, könnte man sich Palladium wieder näher betrachten. Denn dies könnte eine Phase der Outperformance des Palladiumpreises mit entsprechend höherer Substitution der Nachfrage zu Gunsten Palladiums andeuten.

Neben der relativen spielt freilich auch die absolute Preisentwicklung eine Rolle, vor allem für Investoren, die neben Silber und Gold auch Palladium als Sachwert ansteuern. Diese Investmentnachfrage ist bei Palladium jedoch kaum vorhanden. Das liegt auch daran, dass für physisches Palladium etwa in Deutschland, aber ähnlich auch in anderen Ländern, der volle Mehrwertsteuersatz von 19% anfällt, während etwa Gold mehrwertsteuerfrei und Silbermünzen mit einem ermäßigten MwSt-Satz von 7% erworben werden können. Gerade Schmuckkäufer mit höheren Einkommen geben Gold und Silber gegenüber Palladium oder Platin fast immer den Vortritt. Jedoch wird jedem Investor, der in Palladium etwa über börsennotierte Produkte investieren möchte, der absolute Unterschied zwischen den Charts von Platin und Palladium auffallen. Während Platin noch 30% unter seinem Preis notiert, der zu Beginn der Finanzkrise gehandelt wurde, hat Palladium diesen bereits wieder erklommen und notierte zeitweise sogar rund 50% darüber. Das ist ein Zeugnis der hohen Dynamik des Palladiumpreises. Aber aus charttechnischer Sicht stehen die Chancen für eine Phase der Outperformance von Palladium nicht schlecht. Sollte es Palladium jetzt gelingen, sich oberhalb der wichtigen Unterstützung von 525 USD/Unze zu halten, sind mittelfristig Preissteigerungen bis 940 oder 1000 USD/Unze möglich.

Gehebelte Long-Zertifikate für Palladium sind hier zu finden: http://www.godmode-trader.de/suche/optionsscheine-zertifikate-anleihen-etfs-fonds/nach-basiswert/basiswert/133983/typ/hebelzertifikat/option/call

Ich habe zu Ausbildungszwecken folgende Trading-Idee zu obiger Analyse ausgearbeitet:

Einstiegs-Szenario: Die nächsten Tage abwarten. Es hat sich im Tageschart eine SKS gebildet, deren Ziel bei 582 USD/Unze liegt:

Es besteht also überhaupt kein Grund, sich irgendwie unter Druck gesetzt zu fühlen, jetzt unbedingt in Palladium einsteigen zu müssen. Vielmehr muss sich meine Analyse oben erstmal in der Praxis beweisen. Und zwar dadurch, dass Palladium im Bereich von 582 USD/Unze einen Boden ausbildet und nicht einfach im Zuge der SKS-Auflösung einfach nach unten unter die immens wichtige Unterstützung zwischen 535-570 USD/Unze durchrauscht. Würde das passieren, wäre das schöne Setup kaputt und man könnte diesen Blogpost im Nachhinein zwar als spannend, aber unnötig betrachten ;-) Aber noch besteht die Chance, dass das sehr gut werden könnte...

WENN ein Boden ausgebildet würde (und ich halte Sie hier in diesem Posting auf dem Laufenden dazu), wäre etwa dieses konservative Zertifikat interessant:

WKN VT28X2

Alle Informationen zum Zertifikat: http://www.godmode-trader.de/profil/aktie/instrumentId/9636777

Stopp im Palladium: 525 USD/Unze

...oder im Zertifikat: Bei aktuellem EUR/USD von 1,3022 USD = 8,36 EUR

Natürlich muss zum Zeitpunkt eines Einstiegs sowie dann fortlaufend der Stoppkurs an die Schwankungen des Währungsverhältnis EUR/USD angepasst werden. Jeder kann den Stopp selbst mit dem Taschenrechner mit folgender Formel berechnen:

Stopp = (Stoppkurs.Palladium - Basispreis.Zertifikat) / EURUSD / 10

Also aktuell:

8,365 = (525 - 416,07) / 1,3022 / 10

Was hier noch schwanken kann ist EUR/USD sowie der Basispreis, der angepasst wird. Also einfach diese Werte in die Formel werfen und den Stopp fortlaufend überprüfen.

Ziele (Berechnet nach obiger Formel, mit EURUSD=1,3022 USD):

Kursziel Palladium USD Kursziel Hebelzertifikat EUR
775 27,56
830 31,79
920 38,70
1070 50,21

Photo von akosihub / Flickr

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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