Kommentar
07:56 Uhr, 15.10.2004

Osteuropäische Märkte in fester Verfassung

Die osteuropäischen Emerging Markets präsentierten sich in diesem Jahr per saldo in fester Verfassung. Während die Märkte in den USA und Europa immer wieder von Konjunkturzweifeln geplagt wurden und drastische Ölpreissteigerungen sowie Terroranschläge zu Verunsicherungen führten, tendierten die osteuropäischen Märkte über weite Strecken zügig aufwärts. Selbst die russische Börse, welche unter der Yukos-Affäre mit Steuernachforderungen in Milliardenhöhe und Meldungen über eine mögliche Insolvenz des Ölkonzerns heftig zu leiden hatte, konnte die großen westlichen Märkte deutlich outperformen. Während beispielsweise in den USA der DJIA bislang in diesem Jahr Einbußen von nahezu zwei Prozent erlitt und in Europa der DAX lediglich ein in etwa ausgeglichenes Ergebnis ausweisen konnte, erzielte der russische RTS-Index einen Zuwachs von gut 20 Prozent (jeweils in Euro gerechnet). Dieses gute Resultat erhält um so mehr Gewicht, als der Index im Rahmen der Yukos-Ereignisse von April bis Juli nahezu 34 Prozent an Wert verloren hatte. Doch eine Fülle positiver Makrodaten, erfreuliche Unternehmensmeldungen sowie historisch hohe Öl- und Metallpreise, die für eine Fortsetzung des Wachstumsprozesses sprechen, erwiesen sich als solide Stütze. So wurde beispielsweise für Juli ein BIP-Anstieg von annualisiert sieben Prozent veröffentlicht, womit unterstrichen wurde, dass sich das Wirtschaftswachstum weiterhin auf hohem Niveau befindet. Auch ausländische Direktinvestitionen versiegten nicht. Sie stiegen im ersten Halbjahr 2004 um 35 Prozent (gg. 1.Hj 2003) und zeigten damit, dass Russland nach wie vor ein begehrtes Anlageziel ist. Positiv wurde in diesem Zusammenhang vor allem die jüngste Meldung aufgenommen, dass der drittgrößte US-Ölkonzern Conoco Phillips die 7,6 prozentige Beteiligung der russischen Regierung an Lukoil mit Optionen auf einen weiteren Ausbau erwerben wird. Alles in allem positive Entwicklungen, die in den letzten Monaten trotz anhaltender Yukos-Affäre und der jüngsten Terroranschläge in Russland vom Markt wieder mit kräftigen Kurssteigerungen honoriert wurden. Gerade ausländische Institutionelle waren wieder an die russische Börse zurückgekehrt, um ihr teilweise untergewichtetes Engagement aufzustocken.

Neben der tschechischen Börse machte in diesem Jahr vor allem auch der ungarische Aktienmarkt mit kräftigen Kurssteigerungen auf sich aufmerksam. Insbesondere sich mehrende Anzeichen einer wirtschaftlichen Erholung, gepaart mit Leitzinssenkungen auf zuletzt elf Prozent, stimulierten hier das Geschehen. Zuletzt ragten gerade auch die Wachstumsangaben für das zweite Quartal heraus, die mit einem BIP-Anstieg von vier Prozent über den Erwartungen lagen. Begrüßt wurden zudem Reformankündigungen etwa im Bereich der Einkommensteuer. Statt der hier bislang gültigen drei unterschiedlichen Einkommensteuersätze wird es in Zukunft nur noch zwei geben, was für die privaten Haushalte eine Steuerersparnis von umgerechnet rund 400 Mio. Euro bedeuten würde. Auch die sich nun konkretisierenden Pläne zur Reduzierung der Beamtenzahl stießen am Markt auf Zustimmung. Mit Verständnis wurde zudem die Anhebung der Plangröße für das diesjährige Haushaltsdefizit quittiert, die mit 5 bis 5,5 Prozent des BIP (zuvor 4,6%) wesentlich realistischer erscheint. Da sich in den kommenden Jahren der Defizitabbau entgegen vorherigen Schätzungen beschleunigen soll, erscheint der für 2010 geplante Beitritt Ungarns zur Eurozone nicht gefährdet. Per saldo zufriedene Investoren sah man auch an der polnischen Börse, die ihre Impulse ebenfalls von der Makroseite bezog. Wie kräftig hier der konjunkturelle Wachstumspfad ist, unterstrichen die Leitzinserhöhungen der Notenbank. Allerdings wurden die Aufwärtstendenzen am Markt immer wieder durch aufkommende politische Unsicherheiten gedämpft.

Russland und Ungarn bleiben Anlagefavoriten: Dem russischen Aktienmarkt stehen wir trotz Yukos-Affäre und der im Ausland zunehmenden Diskussionen um den von Putin eingeschlagenen politischen Weg nach wie vor positiv gegenüber. Zwar ist das Yukos-Problem bei weitem noch nicht gelöst und auch die Restrukturierungen im Bankensektor dürften zwischenzeitlich für Unruhe sorgen, doch gibt es erste Anzeichen, dass sich der Markt von den Geschehnissen erholt. Hierzu gehört die Belebung im Segment der Mid und Small Caps, welche ermutigend ist. Die dort ausgewiesenen jüngsten Quartalsergebnisse lagen zumeist über den Erwartungen, was unter anderem auch unserem UniEM Osteuropa zugute kam. Darüber hinaus wird die russische Börse weiterhin von robusten Wirtschaftsdaten gestützt, wobei die Schätzungen für das BIP-Wachstum 2004 bei rund 6,5 Prozent liegen. Angesichts des hohen, für die russische Wirtschaft sehr vorteilhaften Ölpreises dürften die Prognosen noch weiter nach oben revidiert werden, wobei die Spanne bis 8 Prozent reicht. Dies zusammen mit der in diesem Jahr vergleichsweise festen Verfassung des russischen Aktienmarktes bestärkt uns in unserer Ansicht, dass die fundamental positiven Rahmenbedingungen sowie die angestrebten Reformprogramme für Wirtschaft und Unternehmen eine Anlage am russischen Aktienmarkt gerade unter längerfristigen Aspekten weiterhin attraktiv machen. Vorsicht wäre allerdings geboten, wenn - wovon wir nicht ausgehen - die größte Produktionsstätte von Yukos zu einem sehr niedrigen Preis an ein Staatsunternehmen verkauft würde.

Neben Russland favorisieren wir den ungarischen Aktienmarkt. Mit einem KGV von unter zehn auf Basis der Gewinnschätzungen für 2005 ist der Markt niedrig bewertet. Darüber hinaus schreitet in Ungarn die Konjunkturerholung voran, was zusammen mit anhaltenden Reformen das Börsengeschehen ebenfalls stimulieren dürfte. In Polen hat der wirtschaftliche Aufschwung deutlich an Kraft gewonnen. Allerdings gehen wir davon aus, dass hier ein Großteil der positiven Nachrichten bereits vom Markt eingepreist ist, sodass wir nur noch begrenztes Aufwärtspotenzial sehen. Außerdem ist die polnische Börse gemessen an einem KGV von etwa 12 auf Gewinnbasis 2005 recht hoch bewertet. Als kurzfristige Belastung könnte sich zudem die für Ende Oktober anstehende Teilprivatisierung von PKO, der größten Bank Polens, erweisen. Die Aktienplatzierung hat einen für den polnischen Markt bedeutenden Umfang von rund 5-6 Mrd. Zloty, was Investoren dazu veranlasst, bereits im Vorfeld Barmittel anzusammeln.

Anlagestrategie:

Im russischen Anlagesegment des UniEM Osteuropa sind wir bereits vor mehr als einem Jahr dazu übergegangen, die Strukturen zu verbreitern, um so eine Ausweitung der Branchendifferenzierung zu erreichen. Hierbei fanden auch verstärkt Titel der zweiten Reihe Beachtung. Diese Maßnahmen zahlten sich in erfreulichem Maße aus, sodass wir jetzt entsprechende Gewinne realisieren konnten. So reduzierten wir unser Engagement in dem Autozulieferer Yaroslavl Tire Plant und trennten uns vollständig von dem Möbelhersteller Shatura. Darüber hinaus lösten wir nach kräftigen Kurssteigerungen unsere Position in der Raffineriegesellschaft Kazanorgsintez auf und nahmen zudem Teilgewinnrealisierungen in dem Stahlproduzenten Novolipetsk Iron and Steel sowie dem Titaniumhersteller Verkhnaya Salda Metallurgical Production vor.

Zu Gewinnmitnahmen kam es auch in dem Mobilfunkanbieter Mobile Telesystems Finance, den wir vollständig veräußerten. Im Gegenzug verstärkten wir jedoch unser Engagement im Festnetzbereich durch Positionsaufstockungen in Volga Telekom.

Weitere Dispositionen konzentrierten sich vor dem Hintergrund drastischer Ölpreissteigerungen auf den Ölsektor. Hier kam es zu Bestandserhöhungen in Surgutneftegaz, Sibneft und Lukoil. Letztgenannter Wert gehört mit einem Anteil am Fondsvermögen von zuletzt gut fünf Prozent zu den größten Einzelengagements des Portfolios. Das Unternehmen hat gute Quartalsergebnisse vorgelegt und dürfte unseres Erachtens auch weiterhin über attraktive Ertragsperspektiven verfügen, gerade im Hinblick auf die Partnerschaft mit Conoco Phillips.

In Ungarn gehören zu unseren Anlagefavoriten OTP Bank und die Raffineriegesellschaft MOL. Beide Titel sind mit rund acht und etwa sieben Prozent Anteil am Fondsvermögen gleichzeitig auch die größten Einzeltitel im Portfolio. Das Indexschwergewicht OTP Bank geriet in jüngster Zeit angesichts einer von der Regierung geplanten Steuererhöhung im Bankensektor unter Abgabedruck. Allerdings konnte das Institut mit Hinweisen unter anderem auf verstärkte Kostensenkungsmaßnahmen die Situation schnell wieder bereinigen.

Mit PKN haben wir in Polen ein weiteres Raffinerieunternehmen im Portfolio, das mit rund sechs Prozent ebenfalls zu den größten Einzelgewichtungen zählt.

Insgesamt nahmen wir in Polen in jüngster Zeit im Wesentlichen Verkäufe vor. So zum Beispiel in dem IT-Unternehmen Ster-Projekt, wo es bereits zuvor angesichts der Aufdeckung von Unregelmäßigkeiten in den Geschäftsbüchern zu deutlichen Bestandsreduzierungen gekommen war.

Unter Gewinnmitnahmen kam es des Weiteren zu Positionsreduzierungen bei dem kleinen IT-Anbieter Emax. Angesichts verhaltener Perspektiven veräußerten wir darüber hinaus das Telekomunternehmen TPSA.

Darüber hinaus lösten wir unser Engagement in Kredyt Bank auf. Die Ergebnisse des Kreditinstituts entsprachen nicht den Erwartungen und auch hinsichtlich der weiteren Perspektiven ergab sich ein eher verhaltenes Bild. Zudem steht im November eine große Aktienplatzierung im Bankensektor an, welche im Vorfeld die gesamte Branche belasten dürfte.

In Tschechien wiederum ist unser bevorzugtes Engagement Komercni Banka, ein Kreditinstitut, das - wie auch die OTP Bank - in besonderem Maße von dem fortgesetzten Konvergenzprozess profitieren dürfte. Insgesamt präferieren wir bei Anlagen im Bankensektor Institute in Tschechien und Ungarn. Dabei überzeugen uns nicht nur gute Ergebnisse, sondern auch die zunehmende Wirtschaftsbelebung in diesen Ländern. In Ungarn dürften sich zudem die Zinssenkungen positiv auswirken, während bei tschechischen Instituten eine Ausweitung der Margen zu erwarten ist. Insgesamt ist davon auszugehen, dass die Kreditnachfrage seitens der Privatkundschaft ansteigt und wesentlich mehr Bankprodukte wie etwa Kreditkarten in Anspruch genommen werden. Alles in allem ist mit weiteren Ertragssteigerungen zu rechnen.

UniEM Osteuropa: Nachdem sich die osteuropäischen Emerging Markets im Gegensatz zu zahlreichen anderen Börsen in diesem Jahr per saldo in fester Verfassung präsentierten, stehen unseres Erachtens die Chancen gut, dass wir auch im weiteren Verlauf erfreuliche Aufwärtsbewegungen sehen werden. Neben strukturellen Reformen, makroökonomischen Besserungstendenzen und relativ stabilen politischen Rahmenbedingungen ist es vor allem eine hohe Liquidität in den Händen ausländischer Anleger, die ihren Weg nach Osteuropa findet und die dortigen Börsen stützt. Vergleichsweise günstige Bewertungen stellen dabei ein zusätzliches Plus dar. Mit Blick auf Russland sind bis zur vollständigen Lösung des Yukos-Konflikts allerdings noch erhebliche Volatilitäten am Markt zu erwarten. In diesem insgesamt positiven Umfeld dürfte sich UniEM Osteuropa auch in Zukunft bewähren und mit einer ansprechenden Performance aufwarten. Der Fonds erzielte per heute für dieses Jahr eine Wertsteigerung von 31,1 Prozent, was gerade angesichts der zwischenzeitlich heftigen Kursrückschläge am russischen Aktienmarkt ein äußerst erfreuliches Ergebnis darstellt. Damit dürfte er auch weiterhin innerhalb seiner Peer-Group eine ausgesprochen gute Figur abgeben. Per 30.09.04 nahm UniEM Osteuropa in der S&P-Rankingübersicht innerhalb seiner Vergleichsgruppe für das laufende Jahr einen Platz im zweiten Quartil ein.

Mit dem UniEM Osteuropa erwerben Anleger auf einfache und kostengünstige Weise ein breit gestreutes regional angelegtes Aktienportfolio, dessen Schwerpunkt auf wachstumsstarken Titeln aus den osteuropäischen Schwellenländern liegt. Da hier hohen Chancen auch beträchtliche Risiken gegenüberstehen, sollte dieser Fonds einem bestehenden Aktiendepot nur zu geringen Teilen beigemischt werden. Insgesamt sollte das Portfolio über alle Vermögensklassen (Aktien, Renten, Immobilien, Liquidität) hinweg diversifiziert sein.

Quelle: Union Investment

Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 113,2 Mrd. Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende März 2004. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.

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