Kommentar
17:22 Uhr, 02.02.2009

Osteuropa-Währungen im Fokus (Teil 2) - Tschechenkrone unter der Lupe

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Auch die Tschechenkrone bekam den im Zuge der Finanz- und Wirtschaftskrise stark angeschwollenen Abwertungsdruck auf Emerging-Markets-Währungen spüren. Ausgehend von der 26,50er-Marke zu Jahresbeginn kletterte EUR/CZK bis 28,23 im Hoch nach oben, was einer Abwertung der osteuropäischen Valuta zum Euro um 6,5% innerhalb nur eines Monats entspricht. Die Befürchtung, dass die nun grassierende Rezession in Euroland länger andauern und schwerwiegender ausfallen dürfte als zuerst erwartet, ließ der Währungen der exportorientierten, bereits eng mit der EU-Wirtschaft verknüpften osteuropäischen Volkswirtschaften einbrechen. Eine baldige Trendwende ist nicht in Sicht.

Ein weiterer zentraler Grund für den Kursverfall der tschechischen Krone ist die Tatsache, dass die Notenbank des Landes (CNB) mittlerweile auf einen massiven Zinssenkungspfad eingeschwenkt ist. Zuletzt wurde der tschechische Leitzins im Dezember um 50 Basispunkte auf 2,25% gesenkt, was aber noch lange nicht das Ende der Fahnenstange bedeuten dürfte. Bereits beim nächsten geldpolitischen Treffen am 5. Februar sollte es erneut um 50 oder gar 75 Basispunkte abwärts gehen, womit ein neues Allzeittief beim tschechischen Leitzins erreicht wäre. Bis Mitte des Jahres ist dann ein Leitzinsniveau von 1,25% zu erwarten.

Basis der notwendigen weiteren geldpolitischen Lockerung ist der plötzliche und sehr scharfe Rückgang der Inflation. So ist der Anstieg der tschechischen Verbraucherpreise im Dezember mit 3,6% bereits wieder in die von der CNB angepeilte Zielspanne zwischen 2,0% und 4,0% zurückgekehrt, obwohl die Prognose der Notenbank mit 5,7% deutlich darüber lag. Mit dem Fortschreiten der Disinflation erhöht sich der Zinssenkungsspielraum für die CNB weiter, die selbst überrascht zu sein scheint, wie schnell sie ihrem Ziel einer stabilen Teuerungsrate wieder nahe kommt. Zugleich setzt sie das Ausmaß des heimischen konjunkturellen Abschwungs unter Druck, mit einer geldpolitischen Lockerung gegenzusteuern.

Im Zuge des wirtschaftlichen Einbruchs ist damit zu rechnen, dass der Trend der sich seit dem Jahre 2003 fortwährend verbessernden Handelsbilanz nun an seinem Wendepunkt angekommen ist. Die Nachfrage nach den tschechischen Exportprodukten, bei denen ein Schwerpunkt im Automobilsektor liegt, ist deutlich zurückgegangen und wird auch für längere Zeit niedrig bleiben.

Der Einbruch in Tschechiens Wirtschaft hat sich schnell und intensiv vollzogen und wird an den jüngsten Wirtschaftszahlen sehr deutlich. So hat die Industrieproduktion im November ein horrendes Minus von 17,4% zu vermelden gehabt. Die Konsensschätzung hatte bei lediglich -8,8% gelegen, nachdem im September ein Wert von -7,6% erzielt worden war. Die tschechischen Einzelhandelsumsätze sind im selben Zeitraum um 6,3% zum Vorjahr gesunken, womit sie klar schlechter als der erwartete Wert von -3,7% sowie die im Vormonat verzeichneten -3,3% ausgefallen sind. In dieselbe Richtung weist das im Zuge des heftigen Konjunkturabschwungs auf ein neues Zehnjahrestief zurückgefallene Konsumenten- und Unternehmensvertrauen. Der kombinierte Index ist im Dezember von -1,5 auf -10,4 Punkte kräftig abgerutscht. Während die Verbraucherstimmung von -17,6 auf -26,3 Zähler nachgab, verschlechterte sich die Stimmung bei den Unternehmen von 2,5 auf -6,4 Punkte.

Entsprechend schlecht fallen die neuesten Prognosen für die Entwicklung des tschechischen Bruttoinlandsproduktes (BIP) im laufenden Jahr aus. Zentralbankgouverneur Zdenek Tuma musste zuletzt die ursprüngliche Regierungsprognose von 3,0% Wachstum zurücknehmen und zugeben, dass es 2009 voraussichtlich überhaupt keine positive BIP-Entwicklung geben werde. Auch hier ist der Umfang der Abwärtsrevision der Prognosen dramatisch. Das tschechische BIP war im dritten Quartal noch um 4,2% im Jahresvergleich gestiegen (Vorquartal 4,6%).

Mit Blick auf den aktuell um die 28er-Marke pendelnden und damit nur minimal unter den Jahreshöchstständen notierenden Wechselkurs von EUR/CZK sind damit fortgesetzte Kursgewinne zu erwarten. Oberhalb der Kursmarke von 27,25 bleibt der kurzfristige Aufwärtstrend intakt, der das Währungspaar bald in Richtung der 30,00 ansteigen lassen sollte. Als Zwischenziel dient die 28,80, das Verlaufshoch von Juli 2007. Der globale Wirtschaftsabschwung, der die Emerging-Markets-Länder überproportional stark trifft, sowie die Notwendigkeit weiterer kräftiger Zinssenkungen durch die CNB sprechen klar für eine Shortpositionierung in der Tschechenkrone. Von kurzfristigen Gegenbewegungen sollte sich der Anleger dabei nicht beirren lassen, zumal die Volatilität bei EUR/CZK mittlerweile auf ein Zehnjahreshoch geklettert ist. Mittel- bis langfristig dürfte die CZK-Schwäche andauern, wobei bis zum Jahresende 2009 ein Kursniveau von 31,50 erreichbar ist.

Volker Zenk
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