Kommentar
19:04 Uhr, 19.01.2009

Osteuropa-Währungen im Fokus - Polnischer Zloty: Schwäche dürfte anhalten

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Der im Zuge der Finanz- und Wirtschaftskrise stark angeschwollene Abwertungsdruck auf Emerging-Markets-Währungen hat auch die osteuropäischen Valuten nicht verschont. Der ungarische Forint, die Tschechenkrone sowie der polnische Zloty verbuchten deutliche Kursverluste zu den etablierten Währungen Euro oder US-Dollar, da Investoren aufgrund der massiv gestiegenen Risikoaversion Hochzinswährungen auf breiter Front verkauften. Hinzu kamen Bedenken um die finanzielle Solidität des Banken- und Finanzsystems (besonders Ungarn) sowie die Befürchtung, dass die gerade begonnene Rezession in Euroland länger und schwerwiegender ausfallen werde, als zuerst erwartet. Hierunter dürften die exportorientierten, bereits sehr eng mit der Wirtschaft der Eurozone verknüpften osteuropäischen Volkswirtschaften besonders leiden. In Teil 1 unserer Osteuropa-Serie wollen wir die Kursaussichten des polnischen Zloty für 2009 genauer unter die Lupe nehmen.

Allein im gerade begonnen Jahr 2009 hat der Zloty bereits Kursverluste von knapp 5% zum Euro hinnehmen müssen. EUR/PLN startete das neue Jahr zu Kursen um die 4,1500, testete kurz vergeblich die 4er-Marke auf der Unterseite und drehte dann massiv bis 4,3457 in der Spitze nach oben. Damit wurde der seit September 2008 bestehende kurzfristige Aufwärtstrendkanal von EUR/PLN nochmals nach oben verlassen und durch einen noch steileren Aufwärtstrend ersetzt. Prinzipiell ist mit einem Andauern der Zloty-Schwäche weit ins laufende Jahr hinein zu rechnen, wofür eine ganze Reihe von Faktoren sprechen.

Kurzfristig wird der Kurs der polnischen Valuta von den Entwicklungen am Geldmarkt belastet. So haben sich zahlreiche Unternehmen des Landes nicht ausreichend gegen einen fallenden Zloty abgesichert und müssen nun, da die Währung in recht kurzer Zeit deutliche Kursverluste hinnehmen muss, ihre Europositionen zu einem besonders ungünstigen Zeitpunkt hedgen. Händler berichten, dass die Kursgewinne von EUR/PLN zu Jahresbeginn bereits Züge eines „Short Squeeze“ trugen. Polnische Unternehmen sollen im Zuge der seit September 2008 andauernden beschleunigten Aufwertungsbewegung des Währungspaars bereits Verluste von über einer halben Milliarde PLN mit Optionsgeschäften angehäuft haben, hieß es aus dem polnischen Finanzministerium. Besonders das Überwinden der auch psychologisch bedeutsamen 4er-Marke und die daraus resultierenden Stopp-Käufe zur Verlustbegrenzung hievten EUR/PLN noch über die 4,3000 nach oben, womit das Währungspaar ein neues Vierjahreshoch erreichte.

Längerfristig leidet die Notierung des Zloty darunter, dass sich die polnische Ökonomie mit Blick auf die erheblich an Fahrt verlierende globale Ökonomie hochgradig verwundbar zeigt. Strukturelle Probleme treten in der Abschwungphase wieder deutlich zutage, wobei die enge Ankoppelung der sehr exportabhängigen Wirtschaft an die Konjunktur des Euroraums die Achillesferse darstellt. Das Defizit in der polnischen Handelsbilanz hat sich im November auf 1,60 Milliarden EUR erhöht, nachdem es im Vormonat noch bei 1,53 Milliarden EUR gelegen hatte. Zugleich stieg die Arbeitslosenquote von zuvor 8,8% auf 9,1% deutlich an (erwartet 9,0%). Besonders schwach präsentierten sich die polnischen Einzelhandelsumsätze für November, die mit einem Plus von lediglich 2,7% im Jahresvergleich weniger als halb so stark zulegten, wie von Analysten im Schnitt mit 6,1% erwartet (Vormonat: +7,9%). Die polnische Vize-Finanzministerin Katarzyna Zajdel-Kurowska betonte, sie sei "überrascht" über die schwachen Einzelhandelsdaten. Man habe zwar schlechte Daten erwartet, aber nicht so einen deutlichen Rückgang. Dies gelte vor allem, da sich das Lohnwachstum fortgesetzt habe, betonte sie.

Der an Fahrt gewinnende konjunkturelle Rücksetzer in Polen hat die Notenbank bereits auf Zinssenkungskurs einschwenken lassen, der allerdings noch nicht so ausgeprägt wie bei den großen Zentralbanken ist. Selbst nach der deutlichen Senkung im Dezember 2008 um 75 Basispunkte liegt das polnische Leitzinsniveau mit 5,00% weiter relativ hoch. Damit ist mit einer fortgesetzten geldpolitischen Lockerung im ersten und zweiten Quartal 2009 zu rechnen, was wiederum neuen Abwertungsdruck für den polnischen Zloty mit sich bringt.

Die an Schwung verlierende polnische Wirtschaft sowie die Aussicht auf weiter sinkende Zinsen lassen fortgesetzte Kursgewinne von EUR/PLN erwarten. Unruhe bringen zudem die Spekulationen darüber, ob die polnische Regierung an ihrem Zeitplan zur Euro-Einführung am 1. Januar 2012 festhalten wird. Polens Premierminister Donald Tusk ließ kürzlich in einem Interview verlauten, man wäre bereit, dieses Ziel zu überdenken, falls sich die Konditionen als ungünstig erweisen sollten. Zudem deutete die polnische Regierung an, dass man möglicherweise den für Juni 2009 geplanten Beitritt zum EUR-Wechselkursmechanismus II (ERM II) nach hinten verschieben werde.

Auch wenn kurzfristige Gegenbewegungen immer möglich bleiben, sind die charttechnischen Aussichten für EUR/PLN klar bullisch. Oberhalb der 3,96er-Marke bleibt der kurzfristige Aufwärtstrend intakt, zudem dient die 4,0000 als solide Haltemarke. Bei aktuellen Kursen um die 4,30er-Marke hat EUR/PLN kurzfristig Luft bis 4,5000 nach oben, wo das Verlaufshoch von August 2004 angesiedelt ist. Danach rücken die 4,8000 sowie das 2004er-Jahreshoch bei 4,9404 in den Fokus.

Volker Zenk
FXdirekt Bank

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