Osteuropa-Börsen geraten ins Wanken: Zwei Strategien auf Long und Short
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Steigende US-Zinsen schlagen in diesen Tagen hohe Wellen. Anleger fürchten sich davor, dass sie die Konjunkturerholung abwürgen könnten, was die Kurse in den Emerging Markets-Börsen bereits unter Druck setzte.
Nebst den US-Zinsen spielt auch die Zinswende in Japan eine Rolle. Grund: Die Nullzinspolitik der japanischen Notenbank versorgte die Märkte bisher mit ausreichend billigem Kapital. Das hat zu einer Senkung der veranschlagten Risikoprämien geführt. In anderen Worten: Die hohe Verfügbarkeit an günstigem Kapital führte dazu, dass Anleger risikoreiche Anlagen immer mehr bevorzugten. "Die Risikoprämie ist wesentlich geringer als vor einigen Jahren", warnte etwa Sanjeev Shah, Fondsmanager bei Fidelity International. "Die Unternehmensbewertungen sind extrem hoch."
Auch Analysten von Dresdner Kleinwort Wasserstein warnen vor einer Umkehr des Liquiditätszyklus. Durch große Mengen neuen Kapitals seien in Asien starke Konjunkturerholungen angeschoben worden, die sich auf immer größere Bereiche der Volkswirtschaften Asiens ausbreiten konnten. Dies habe in Indien, Japan, Osteuropa und anderen Emerging Markets zu unglaublichen Kurssteigerungen geführt. „Nun aber, als Folge der steigenden G7-Anleihenzinsen und als Folge der höheren Rohstoffpreise, kehrt sich der asiatische Liquiditätszyklus rapide um“, so Ian Harwood, Analyst bei Dresdner Kleinwort Wasserstein.
Wenngleich nicht mit einem Ende der asiatischen Wirtschaftswachstums zu rechnen ist, deute dies auf eine Abkühlung hin. „Die chinesische Konjunktur kühlt sich ab“, so Harwood. Auch ein Zusammenbruch der Rohstoffpreise ist nicht zu erwarten. Der Nachfrageschub, der vor allem aus China kam, habe die knappe Versorgungslage bei vielen Rohstoffen verdeutlicht. Bis das Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage wieder im Gleichgewicht ist, sei nicht mit deutlich fallenden Rohstoffpreisen zu rechnen. Und dies werde noch viele Jahre dauern, sind sich die Analysten einig.
Kurzfristig könnten die Börsen in den Emerging Markets sich aber durchaus abkühlen, nachdem sie im letzten Jahr und seit Jahresbeginn einen wahren Boom erlebten. Die Emittenten bieten eine Reihe von Put-Hebelprodukten und Optionsscheinen an, um an dieser Abkühlung profitieren zu können. Anleger, die mit diesen Produkten auf fallende Kurse spekulieren wollen, sollten allerdings nur eine geringe Gewichtung im Portfolio wählen, da die Scheine Kursbewegungen ihrer Basiswerte mit einem Hebel nachbilden.
Die BörseGo-Strategie anhand des CECE-Index:
Das fundamentale Umfeld deutet also auf zunächst fallende Kurse. Nachdem wir nun durch unsere fundamentale Auswertung zu dem Schluss gekommen sind, dass die Kurse in den Emerging Markets kurzfristig heißgelaufen sein könnten, stellt sich die Frage nach dem Zeitpunkt, zu dem die neue Position eröffnet werden soll. Und hierzu eignen sich die Methoden der Charttechnik hervorragend. Unter den Emerging Markets zeigt aus technischen Gesichtspunkten derzeit der CECE-Osteuropaindex das attraktivste Chartbild, um eine Position auf fallende Kurse zu eröffnen. Aktuell notiert er bei 2262 Zählern. Vom Hoch aus der letzten Woche bei 2461 Punkten entfernte er sich bereits um 8 Prozent. Nach Einschätzung der Chartanalysten von www.Godmode-Trader.de ist mit weiter fallenden Kursen zu rechnen, wenn der Wochenschlusskurs unter 2372 Zählern liegt. Das Ziel sehen die Analysten bei ca. 2000 Punkten.
Die ABN Amro bietet ein geeignetes Hebelprodukt an, um diesen Kursrückgang zu spielen. Es hat einen Knockout bei 2940 Punkten und wird zu einem Restwert von 1,99 Euro zurückbezahlt, sollte diese Marke berührt werden. Soweit sollte es allerdings nicht kommen. Denken Sie daran: Die oberste Maxime beim Anlegen sollte der Kapitalerhalt sein! Der ABN-Schein (WKN / ISIN: ABN25Q / NL0000097103) wird aktuell bei 9 Euro gehandelt. Es empfiehlt sich, bei einem eventuellen Kauf einen Stopp etwas über 2372 Punkten (entspricht einem Verkaufskurs des Hebelproduktes von ca. 7,60 Euro) zu platzieren. Damit ist der maximale Verlust von vornherein bei 15 Prozent begrenzt. Das Kursziel des Scheins liegt bei Erreichung des charttechnischen Konsolidierungsziels von 2000-CECE-Punkten bei 11,40 Euro (26 Prozent Kurspotential). Sie sehen bereits: Hebelprodukte ermöglichen einen hohen Kursgewinn, bergen aber auch hohe Verlustrisiken. Daher sollten die Stops streng eingehalten und nur möglichst kleine Gewichtungen im Portfolio gewählt werden.
Wem es zu heikel ist, sich gegen die starken osteuropäischen Börsen zu stellen, kann auch einen möglichen Kursrückgang abwarten und ein „Abstauberlimit“ für ein Long-Hebelzertifikat setzen. Hierzu bietet sich das ABN-Mini-Long-Zertifikat mit der WKN / ISIN ABN0MH / NL0000463081 an. Es wird aktuell zu 9,07 Euro gehandelt. Fiele der CECE auf 2000 Punkte, würde sich der Wert des Scheins auf etwa 6,62 Euro verringern. Der Anleger könnte bei diesem Kurs ein Kauflimit an der Euwax oder in Frankfurt aufgeben, um auf eine anschließende Kurserholung des CECE-Index zu wetten. Aber auch hier empfiehlt sich anschließend das Setzen einer Stopporder und die Begrenzung der Positionsgröße, um mögliche Verluste zu begrenzen.
Denkbar ist freilich auch eine Kombination beider Strategien, bei der an der Marke von 2000-CECE-Punkten die Position von Short auf Long gedreht wird.
Jochen Stanzl – www.boerse-go.de
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