Orientierungssuche an den Rohstoffmärkten
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Rückblick: Einzig bei den Industriemetallen zeigt der Trend bereits seit Februar ungebrochen nach oben. Seit Jahresanfang haben sich die Preise für Industriemetalle um 40 % erhöht. Angesichts der Tatsache, dass die weltweite Konjunktur erst gegen Jahresmitte ihren Wendepunkt nach oben gefunden haben dürfte, ist diese Dynamik der Metallnotierungen durchaus bemerkenswert. Die anderen Rohstoffbereiche sind nach wie vor auf der Richtungssuche. Die Marktteilnehmer reagieren zwar auf die Nachrichten aus dem Rohstoffsektor, scheinen aber gleichzeitig eifrig links und rechts am Wegesrand nach den Entwicklungen an den Aktien- und Devisenmärkten Ausschau zu halten.
Ausblick: Die Orientierungssuche an den Rohstoffmärkten wird noch eine Weile anhalten. Erst wenn die Konjunkturindikatoren eindeutig die Richtung nach oben eingeschlagen haben, erwarten wir einen ausgeprägten und breit angelegten Aufwärtstrend der Rohstoffnotierungen. Das dürfte ab Herbst der Fall sein. Dann werden die Energierohstoffpreise, sowie auch weiterhin die Industriemetallpreise am stärksten ansteigen. Mit einer ausgeprägt volatilen, aber aufwärtsgerichteten Tendenz rechnen wir bei den Agrarrohstoffen. Die Edelmetallpreise, allen voran Gold, dürften allerdings nicht mehr viel Potenzial nach oben haben.
Immer mehr fundamentale Stütze für den Ölpreis
1. Aktuelles: Wie von uns erwartet, hat sich der Preis für ein Fass Rohöl noch nicht über 70 USDollar halten können. Im vergangenen Monat sank die Notierung für die Rohölsorte WTI zeitweise sogar wieder unter 60 Dollar.
2. Fundamentale Faktoren: Dennoch gibt es am Rohölmarkt immer mehr fundamentale Faktoren, die eine Stütze für den Ölpreis darstellen. So stiegen die Nettoimporte von Rohöl in China im Juni zum dritten Mal in Folge kräftig über das Vorjahresniveau (17 % yoy). Auch bei der OECD-Ölnachfrage zeigt sich nunmehr deutlich ein Auslaufen des Abwärtstrends. Unterstützung kommt weiterhin vom wichtigsten Ölkonsumenten, den USA. Die Rohölvorräte sind dort seit Mai am Schrumpfen. Begleitet wird dieser Lagerabbau seit ein paar Wochen auch von einem nennenswerten Anstieg der US-Ölnachfrage. Gleichzeitig hält die Produktionsschwäche der Nicht-OPEC-Länder an. So sanken im zweiten Quartal die Ölförderung Norwegens und Mexikos erneut deutlich unter das Vorjahresniveau. Dafür haben die OPEC-Staaten in den Monaten Mai und Juni verstärkt „gemogelt“. Sie erhöhten ihre Produktion, obwohl sie bereits seit Jahresanfang oberhalb der offiziellen OPEC-Quote fördern. Des Weiteren kam im vergangenen Monat eine bedeutende Ölnachricht von der US-Aufsichtsbehörde für den Warenterminhandel CFTC. Der Vorsitzende hat in einem Statement den Startschuss für eine stärkere Regulierung der Rohstoffmärkte gegeben. Die CFTC will in Zukunft gegen exzessive Spekulation vorgehen. Konkret wird die Begrenzung von spekulativen Futurespositionen speziell im Energiebereich geprüft. Zudem wurde angekündigt, dass die CFTC die Transparenz an den Rohstoffterminmärkten erhöhen wird, indem die wöchentlichen Daten zur Handelstätigkeit demnächst detaillierter veröffentlicht werden.
3. Unsere Meinung: Wir gehen zwar davon aus, dass das derzeitige Ölpreisniveau um die 65 US-Dollar pro Barrel für WTI in den kommenden Wochen noch Bestand haben wird. Doch ab Herbst, mit dem fortschreitenden Lagerabbau und der weiter anziehenden globalen Ölnachfrage, rechnen wir mit einem nachhaltigen Anstieg des Ölpreises über die 70 US-Dollar-Marke.
Zentralbanken halten stärker an ihren Goldreserven fest
1. Aktuelles: Der Goldpreis hat sich in den vergangenen Wochen standhaft über der 900 US-Dollar- Marke gehalten, trotz der nach wie vor eher freundlichen Entwicklung an den Finanzmärkten. Sicherlich diente auch der anhaltende Optimismus der Goldspekulanten als Stütze für den Preis.
2. Fundamentale Faktoren: Die Zentralbanken halten zudem immer stärker an ihren Goldreserven fest. Nur zwei Monate vor Ablauf des zweiten Goldabkommens der europäischen Zentralbanken (CBGA) bleibt die unausgeschöpfte Lücke zwischen tatsächlichen und erlaubten Goldmengenverkäufen die größte seit Bestehen der Goldabkommen. Das erste der beiden Abkommen wurde im September 1999 zwischen 15 europäischen Zentralbanken geschlossen. In ihm wurde die maximale Goldverkaufsmenge auf Sicht von fünf Jahren auf jährlich 400 Tonnen beschränkt. Diese Kontingente wurde bis 2004 tatsächlich ausgeschöpft. Das Folgeabkommen gilt von September 2004 bis September 2009 und begrenzt die jährlichen Goldverkäufe der Zentralbanken auf 500 Tonnen. Hierfür ist jedoch kein Bedarf vorhanden. Schon seit 2005/06 unterschreiten die tatsächlichen Goldveräußerungen der Notenbanken das Limit, wobei in den Jahren 2008/09 voraussichtlich nur 150 von den erlaubten 500 Tonnen Gold verkauft werden. Gold wird damit in seiner Funktion als Zentralbankreservewährung gestärkt, was das Sentiment am Goldmarkt positiv beeinflussen dürfte. Der Internationale Währungsfonds IWF plant für die Zukunft nennenswerte Goldmengen zu verkaufen, die in die Fortführung der Goldabkommen, also in ein drittes Abkommen, eingebunden werden sollte. Weltweit halten die Zentralbanken ca. 18 % der überirdischen Goldmengen, wobei hiervon 38 % den europäischen Zentralbanken und 27 % der US-amerikanischen Fed gehören.
3. Unsere Meinung: Der Goldpreis wird in den nächsten Quartalen zwischen nachlassender Finanzkrise, anziehender Weltkonjunktur und aufflammenden Inflationsängsten hin und her gerissen sein. Deshalb erwarten wir keine eindeutige Marschrichtung für die nächsten zwölf Monate.
Kupfer 80 % teurer als zu Jahresbeginn
1. Aktuelles:. Seit Jahresanfang lässt sich bereits eine ausgeprägte Verteuerung bei Kupfer beobachten: Seitdem hat die Notierung um mehr als 80 % zugelegt. Die nicht-kommerziellen Händler dürften mit dieser Entwicklung wenig zu tun haben. Sie sind seit August 2008 am Kupfermarkt kontinuierlich netto-short positioniert. Zwar haben sie in den ersten Monaten dieses Jahres ihre Netto-Short- Positionen reduziert, doch zwischen März und Mitte Juli stagnierten diese nahezu auf demselben Niveau.
2. Fundamentale Faktoren: Es gibt zunehmend Anzeichen für eine physische Verknappung von Kupfer. China, der weltweit wichtigste Kupferverbraucher, ist dabei, seine strategischen Reserven aufzustocken. Dies trug zeitweise dazu bei, dass die chinesischen Kupferpreise an der SHFE (Shanghai Futures Exchange) mit einem deutlichen Aufschlag auf die Kupferpreise an der LME (London Metal Exchange) gehandelt wurden. Als Zeichen der Knappheit muss man auch die sehr niedrigen Lagerbestände von Kupfer an der LME werten. Mit 278 Tausend Tonnen haben sich die Vorräte seit ihrem Höhepunkt im Februar halbiert und sind verglichen mit früheren Zyklen, in denen zum Teil eine Million Tonnen Kupfer auf Lager waren, extrem niedrig. Dass China der Haupttreiber für die Preisentwicklung ist, bestätigt auch der enorme Anstieg der chinesischen Nettoimporte. Von Monat zu Monat erreichen die Einfuhren neue Rekordniveaus. So schwinden die für 2009 von vielen Marktteilnehmern erwarteten Überschüsse am Kupfermarkt nach und nach dahin. Denn die Angebotsseite zeigt sich von ihrer schwachen Seite. Die ICSG (International Copper Study Group) hat jüngst ihre Kapazitäts- und Produktionsprognosen für Kupfer für die Jahre 2009 bis 2011 deutlich nach unten revidiert.
3. Unsere Meinung:. Daher dürfte das Aufwärtspotenzial bei der Kupfernotierung trotz der starken Anstiege seit Jahresanfang noch lange nicht ausgeschöpft sein. Wir erwarten auf Sicht von drei, sechs und zwölf Monaten aufgrund der anziehenden Weltkonjunktur einen höheren Kupferpreis als im Juli dieses Jahres.
Autor: Dr. Dora Borbely - Analystin bei der Dekabank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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