Kommentar
13:09 Uhr, 29.06.2011

Orangensaft: Performance pur

Seitdem Orangensaft im Februar 2009 ein Tief ausbildete, hat sich der Preis verdreifacht. Obwohl Orangensaft in den Medien fast keine Beachtung erhält, ist der Saft aus der Zitrusfrucht einer der heißesten Tipps für Rohstoffanleger. Denn immerhin kommen 42% aller Orangen aus dem Süden der USA, wo im Sommer und Herbst Hurrikans die Orangenhaine bedrohen. Das war noch nicht immer so. Früher standen die meisten Orangenbäume noch weiter im Norden Floridas und waren von den Hurrikans im Süden relativ gut geschützt. Wegen der Gebirgsketten, die vertikal zur amerikanischen Landmasse verlaufen, kann es immer wieder, trotz tropischer Temperaturen in Florida, zu plötzlichen Frosteinbrüchen kommen. Man hatte deshalb die Plantagen mehr und mehr in die südlichen Gebiete Floridas verlegt, ohne an Hurrikans zu denken. Die Preise steigen immer wieder stark an, wenn Hurrikans die Plantagen bedrohen. So auch Mitte Mai, als das amerikanische Amt für Ozeanografie und Wetter, NOAA, eine aktive Hurrikansaison für dieses Jahr prognostizierte. Die Preise stiegen auf den höchsten Stand seit fast vier Jahren.

Da Orangenbäume mehrjährige Pflanzen sind, kann die Produktion nicht beliebig von einem auf das andere Jahr ausgeweitet werden. Wird eine Plantage von Hurrikans zerstört, so dauert es drei bis sieben Jahre, bis die neu gepflanzten Bäume verwertbare Früchte tragen. Des einen Leid ist des anderen Freud! So auch bei Orangensaft, denn Brasilien rückte in den letzten Jahrzehnten vom unbedeutenden Grenzanbieter zum Weltmarktführer für den Vitamindrink auf. Seit den 1980er Jahren konnte das Land am Zuckerhut seine Produktion mehr als verdoppeln. Die Warenterminbörse ICE ist der weltweit exklusive Handelsplatz für gefrorenes Orangensaftkonzentrat. Die dort gehandelten Kontrakte dienen den Herstellern als Benchmark und ermöglichen ihnen, ihr Preisrisiko gegen die volatilen Kursschwankungen abzusichern. In den vergangenen Jahren wuchs das Volumen stetig an, und auch Spekulanten, die keine physische Ware besitzen, versuchen, von den Schwankungen zu profitieren. Gefrorenes Orangensaftkonzentrat fristet zu Unrecht ein Schattendasein unter den Rohstoffen. Ein Blick auf die handelbaren Zertifikate könnte sich für Anleger lohnen. Denn die Preise könnten in diesem Jahr angesichts der schlechten Ernteaussichten wieder das Niveau des Jahres 2007 bei über 200 Cents ansteuern.

Anleger können an der Preisentwicklung des Orangensafts über zahlreiche Zertifikate teilhaben. Etwa mit dem RICI-Enhanced-TR-Index-Zertifikat (WKN: AA29ML), das rolloptimiert in den Orangensaftpreis investiert. Wer lieber genau den Orangensaftpreis repräsentiert haben möchte und den vorderen Kontrakt spiegeln will, wird bei der HVB (WKN: HV30RA) oder bei Goldman Sachs (WKN: GS0CC3) fündig.

Dieser Artikel ist in unserer Sonderpublikation Rohstoffe erschienen. Weitere spannende Themen können Sie nach einer kurzen kostenfreien Anmeldung hier herunterladen.

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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