Kommentar
16:20 Uhr, 21.10.2003

Optimismus mit beschränkter Haftung

Auch wenn die Aussichten für die globale Konjunktur besser geworden sind, über den Berg ist die Weltwirtschaft noch nicht. Die Ungleichgewichte in den Leistungsbilanzen vieler Länder und Haushaltsdefizite bergen Risiken für die noch fragile Erholung. Der Internationale Währungsfonds (IWF) warnte insbesondere vor einer beschleunigten Abwertung des US-Dollars auf Grund des riesigen US-Zwillingsdefizits, die den Aufschwung vor allem in Europa und Asien gefährden könnte. Gleichwohl sieht der IWF ein weltweites Wachstum von 3,2 Prozent in diesem und 4,1 Prozent im kommenden Jahr. Neue Besorgnis ausgelöst hat die überraschende Entscheidung der OPEC, die Öl-Fördermengen zu reduzieren.

Die IWF-Einschätzung stützt sich weitgehend auf einem prognostizierten BIP-Anstieg in den USA um 2,6 Prozent im laufenden und 3,9 Prozent im nächsten Jahr. Die Erholung basiert vor allem auf einer bemerkenswerten Steigerung der Produktivität, überraschend steigenden Konsumausgaben und einer anhaltenden Erhöhung der Staatsausgaben. Allerdings ist die Nachrichtenlage immer noch durchwachsen. Nachdem das Verbrauchervertrauen im September überraschend auf den tiefsten Stand seit November 1993 gefallen war, kamen erneut Zweifel an der Nachhaltigkeit des Aufschwungs auf. Schwierig könnte die Lage auf dem Arbeitsmarkt bleiben (z.B. drohender Stellenabbau in der Automobilindustrie), sodass die Szenarien einer "jobless recovery" oder eines konjunkturellen Strohfeuers nicht auszuschließen sind.

In Euroland herrscht "Optimismus mit beschränkter Haftung". Die Konjunktur könnte im zweiten Quartal dieses Jahres die Talsohle erreicht haben. Für das laufende Jahr rechnen wir mit einem BIP-Plus von 0,5 Prozent, für 2004 mit ca. 1,5 Prozent. Ohne den "Bremser" Deutschland könnte es besser aussehen; der größten Volkswirtschaft des Euro-Raumes wird unisono ein 2003er-Wachstum von oder nahe Null vorher gesagt. Verbesserte Stimmungsindikatoren sowie einzelne "handfeste" Faktoren wie die gestiegene Industrieproduktion im Juli könnten aber eine Rückkehr des Patienten auf den Wachstumspfad im kommenden Jahr ankündigen. Randnotiz: 2004 könnte die deutsche Wirtschaft auf Grund härterer Konsolidierungsmaßnahmen der Unternehmen erstmals seit acht Jahren wieder stärker wachsen als die französische.

Die Wechselkurs-Diskussionen haben auch den Zinsblick in Euroland verändert. Die Dollar-Schwäche könnte dazu führen, dass sich die Zinswende nach oben bis weit ins nächste Jahr verschiebt. Da jede weitere Euro-Aufwertung Wachstum kostet, schließen wir auch eine neuerliche Leitzinssenkung durch die EZB nicht aus. Insofern bleiben die Euroland-Rentenmärkte unserer Meinung nach vorerst gut unterstützt. Signale der Fed und Zweifel an der Konjunktur-Erholung deuten darauf hin, dass die Leitzinsen in den USA nicht vor Mitte nächsten Jahres angehoben werden.

Der US-Dollar wird gegenüber dem Euro unserer Meinung nach weiter unter Druck bleiben. Das gilt auch für den Fall, dass die US-Wirtschaft auf absehbare Zeit wieder auf den alten Wachstumspfad zurückkehrt. Denn die strukturellen Probleme der US-Volkswirtschaft (Leistungsbilanz und Haushalt) wären damit nicht gelöst.

Quelle: DWS

Die DWS (Die Wertpapier Spezialisten), Fondstochter der Deutschen Bank, ist mit einem verwalteten Vermögen von weit mehr als 100 Mrd. Euro Marktfüherer in Deutschland. Der Marktanteil liegt in etwa bei 24,7 %. Europweit zählt die DWS 4 Millionen Kunden. Die DWS Fonds-Palette deckt alle Regionen und Branchen, viele Anlageformen und Anlagestile ab.

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