Opposition in der Türkei gewinnt bei Kommunalwahlen
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
Von Jared Malsin und Elvan Kivilcim
ISTANBUL (Dow Jones) - Die größte Oppositionspartei der Türkei CHP hat bei den Kommunalwahlen einen überraschenden Sieg errungen und behält die Kontrolle über die wichtigsten Städte des Landes. Für Präsident Recep Tayyip Erdogan stellt dies eine herbe Niederlage dar, die die Unzufriedenheit der Bevölkerung hinsichtlich der Wirtschaftsentwicklung widerspiegelt.
Der amtierende Bürgermeister Istanbuls, Ekrem Imamoglu, einer der größten Kritiker Erdogans und möglicher Präsidentschaftskandidat, lag nach Angaben der staatlichen türkischen Nachrichtenagentur am frühen Montagmorgen, nach Auszählung von mehr als 95 Prozent der Wahlurnen in der Stadt, mit 50,8 Prozent gegenüber 40,1 Prozent vor seinem Gegner.
Istanbul ist ein strategischer und symbolischer Sieg. Die Stadt am Bosporus, die Europa und Asien trennt, ist mit ihren 16 Millionen Einwohnern ein globales Kultur- und Handelszentrum und das wirtschaftliche Herz der Türkei, das 30 Prozent des gesamten Bruttoinlandsprodukts des Landes erwirtschaftet. Erdogan, ein ehemaliger Bürgermeister der Stadt, der in einem der Arbeiterviertel aufgewachsen ist, hatte sich zum Ziel gesetzt, die Stadt für seine Regierungspartei AKP zurückzuerobern.
Die Wahl ist ein Rückschlag für Erdogan, eine polarisierende Figur innerhalb der Türkei, die in der Weltpolitik eine wichtige Rolle spielt. In den letzten Jahren hat Erdogan sich als Vermittler im Krieg in der Ukraine betätigt, während er gleichzeitig danach strebt, die Türkei wieder zu einer Weltmacht zu machen. Als Vorsitzender einer konservativen religiösen Partei hat er versucht, sich als Führer der muslimischen Gemeinschaften weltweit zu positionieren.
"Leider haben wir bei diesen Kommunalwahlen nicht die gewünschten Ergebnisse erzielt", sagte Erdogan nach Mitternacht vor dem Sitz seiner Partei in Ankara zu seinen Anhängern. "Die Demokratie ist der Gewinner dieser Wahl."
Die Oppositionspartei CHP erhielt zum ersten Mal seit den 1970er Jahren landesweit den größten Anteil der Stimmen und führte in 36 Provinzen gegenüber 23 Provinzen für die regierende Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung (AKP), wobei landesweit mehr als 93 Prozent der Wahlurnen ausgezählt waren, wie die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu berichtet. Die Oppositionspartei gewann landesweit an Boden, selbst in konservativen ländlichen Bezirken, die traditionell Hochburgen der AKP sind.
Kontakt zum Autor: konjunktur.de@dowjones.com
DJG/DJN/err
Copyright (c) 2024 Dow Jones & Company, Inc.