Kommentar
18:20 Uhr, 17.03.2009

OPEC-Entscheidung nichts zu tun ist ein positives Signal

Erwähnte Instrumente

  • WTI Öl
    ISIN: XC0007924514Kopiert
    Aktueller Kursstand:   (JFD Brokers)

Die Ölpreise starten schwach in die Woche – kein Wunder: Die OPEC hat keine weitere Fördermengenkürzung beschlossen. Kurzfristige Trader, die zuvor in der gegenteiligen Hoffnung Long-Positionen aufgebaut hatten, springen wieder ab. Unserer Meinung nach wäre eine weitere Senkung der Förderobergrenze auch nicht sinnvoll gewesen. Die OPEC soll lieber versuchen, sich innerhalb ihrer Mitgliedsstaaten durchzusetzen. Immerhin wurden schon Quotensenkungen um 4,2 Millionen Barrels/Tag beschlossen, aber bisher nur tatsächliche Fördermengensenkungen von 2,7 bis 3,45 Millionen Barrels/Tag umgesetzt. Eine weitere Senkung der Quoten hätte diese Lücke nur noch größer und sichtbarer werden lassen.

Davon abgesehen zeigte sich die OPEC mit der Stabilisierung der Ölpreise zufrieden. Neue Tiefs hätte es nicht gegeben, sodass nun abgewartet werden wolle, wie sich die Preise weiter entwickeln.

Interessant ist, dass Saudi Arabien als größter OPEC-Mitgliedsstaat sich besorgt über konjunkturelle Folgen einer weiteren Senkung äußerte. Würden die Ölpreise zu stark stimuliert, so könnte dies jede möglicherweise in den nächsten Monaten mögliche Stabilisierung der US-Konjunktur wieder abwürgen. Immerhin war der hohe Ölpreis einer der Auslöser der großen Rezession, in der wir uns jetzt befinden. Also warum soll ein niedriger Ölpreis nicht auch eine stabilisierende Wirkung haben. Und eine solche Stabilisierung wünscht sich auch Saudi Arabien und die gesamte OPEC: Nur so können die Preise wieder „gesund“ im Einklang mit der Nachfrageentwicklung steigen, ohne diese gleich wieder abzuwürgen.

Wir bewerten die Entscheidung der OPEC als positiv. Eine weitere Senkung hätte nur signalisiert, dass die Konjunkturlage von der OPEC noch schlechter eingeschätzt wird, als bisher. Es hätte signalisiert, dass die OPEC Angst vor einer weiteren deutlichen Nachfrageschwäche hat. Dass die Förderquoten jetzt beibelassen wurden ist also ein positives Signal.

Die OPEC rechnet in 2009 mit einer Nachfrage nach ihrem Öl von insgesamt 29,2 Millionen Barrels/Tag, die Internationale Energieagentur sieht die Nachfrage nach OPEC-Öl bei 28,8 Millionen Barrels/Tag. Würden alle Mitgliedsländer sich an die Förderquoten halten und nicht einfach mehr fördern, so läge die OPEC-Fördermenge bei 27,2 Millionen Barrels/Tag, also deutlich unter der erwarteten Nachfrage.

Anbei finden Sie eine interessante Tabelle, die die Preisauswirkungen vergangener OPEC-Senkungen und –Kürzungen zeigt:

Datum

WTI-Preis in USD

Quoten-Änderung in Mio. Brls/tag

Preis nach 5 Tagen in Prozent

Preis nach 90 Tagen in Prozent

17. Dezember 2008

40,06

-2,2

-3

Misserfolg

6

Erfolg

24. Oktober 2008

64,15

-1,5

3

Erfolg

-32

Misserfolg

5. September 2008

106,23

-0,5

-5

Misserfolg

-62

Misserfolg

7. September 2007

76,7

0,5

4

Misserfolg

15

Misserfolg

6. Dezember 2006

62,19

-0,5

-2

Misserfolg

-1

Misserfolg

6. Oktober 2006

59,76

-1,2

-3

Misserfolg

-6

Misserfolg

15. Juni 2005

55,57

0,5

6

Misserfolg

17

Misserfolg

16. März 2005

56,46

0,5

-1

Erfolg

-2

Erfolg

15. September 2004

43,58

1,0

8

Misserfolg

1

Misserfolg

3. Juni 2004

39,28

2,5

-4

Erfolg

12

Misserfolg

10. Februar 2004

33,87

-1,0

4

Erfolg

18

Erfolg

Auf Sicht von fünf Tagen war die OPEC also in 36 Prozent der Fälle erfolgreich, auf Sicht von 90 Tagen nur in 27 Prozent der Fälle.

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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