Analyse
21:00 Uhr, 10.09.2019

Österreich Anleihe: Aus der Rally direkt in den Crash

Die 100jährige österreichische Staatsanleihe fällt seit Tagen wie ein Stein. Weltweit ist der Trend zu beobachten, aber nicht so stark. Bondskurse fallen, Renditen schießen wieder nach oben.

Aktueller Chart anbei. Gilt auch für US Treasuries und Longbonds, aber nicht so ausgeprägt.


Niedrigzinsen: Drehen jetzt alle völlig durch?

7. Aug 2019 um 14:10 (Autor: Oliver Baron)

Kaum zu glauben, aber wahr: Der Performancestar an den Finanzmärkten ist aktuell keine hochgepushte Hightech-Aktie, sondern eine langweilige Staatsanleihe der Republik Österreich, die erst im Jahr 2117 zurückgezahlt wird und inzwischen nur noch eine Rendite von ungefähr 0,7 Prozent pro Jahr abwirft (ISIN: AT0000A1XML2). Wer bei Emission zeichnete, konnte sich noch über eine Rendite von immerhin 2,15 Prozent pro Jahr freuen.

Wie gut die Anleihe performt, zeigt der folgende Chart.

Bundesanleihe der Republik Österreich mit Fälligkeit im Jahr 2117
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Begeben wurde die Anleihe am 20. September 2017 zu einem damaligen Kurs von 99,50 Prozent. Inzwischen steht der Kurs bei mehr als 190 Prozent. Besonders gut lief die Anleihe im ersten Halbjahr 2019 und insbesondere in den letzten Wochen.

Bei Anleihen entwickeln sich die Rendite und der Kurs gegenläufig. Da der Zinskupon fixiert ist, sind steigende Kurse gleichbedeutend mit sinkenden Renditen und umgekehrt. Wer zum aktuellen Kurs die Anleihe kauft, erzielt nur noch eine Rendite von ungefähr 0,7 Prozent pro Jahr, wenn er die Anleihe bis zur Endfälligkeit am 20. September 2117 hält. Wobei die allermeisten Anleger vermutlich dieses Datum überhaupt nicht mehr erleben werden.

Was steckt hinter der Megaperformance?

Der Grund für die auf den ersten Blick wahnsinnig erscheinende Performance ist das immer weiter sinkende Zinsniveau. In Deutschland haben inzwischen Bundesanleihen sämtlicher Laufzeiten eine negative Rendite. Und nicht nur sichere Staatsanleihen, sondern sogar mit Immobilienkrediten besicherte Pfandbriefe rentieren inzwischen erstmals im negativen Bereich, wie Bloomberg mit Bezug auf Dänemark berichtet.

Bei langlaufenden Anleihen ist die Zinssensitivität, also die Reaktion auf Zinsänderungen, besonders groß. Aus diesem Grund ist die Österreich-Anleihe für viele Anleger so interessant: Weil sie eine längere Laufzeit hat als andere europäische Staatspapiere, reagiert sie im Kurs besonders stark auf Schwankungen des langfristigen Zinsniveaus.

Was der Markt hier allerdings inzwischen einpreist, kann einem schon Angst und Bange machen. Denn der Markt rechnet offenbar nicht mehr damit, dass die eigentlich wegen der Finanzkrise begonnene Geldpolitik der Null- und Negativzinsen auf absehbare Zeit überhaupt noch einmal enden wird. Das "New Normal" ist ein dauerhaft gedrücktes Zinsniveau, damit die völlig überschuldeten Staaten und Volkswirtschaften nicht unter dem Gewicht ihrer Schuldenlast kollabieren.

Berücksichtigt man das, muss man vielleicht konstatieren, dass eine garantierte Rendite von 0,7 Prozent pro Jahr bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag vielleicht gar nicht so schlecht ist, wie es sich anhört.

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3 Kommentare

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  • Joey-the-bee
    Joey-the-bee

    Naja langfristig müssen die Renditen wieder steigen. Keiner kann das aufhalten. Somit könnte das der Beginn einer Entladung der Anleihemarktblase sein....

    Da die Welt anscheinend doch nicht unterzugehen scheint...

    07:35 Uhr, 11.09. 2019
  • G3ckOoo
    G3ckOoo

    Was hätte ein Anleihencrash für Auswirkungen auf Aktien? Aktuell sehe ich bei vielen eher ein Boden.

    07:02 Uhr, 11.09. 2019
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Harald Weygand
Harald Weygand
Head of Trading

Harald Weygand entschied sich nach dem Zweiten Staatsexamen in Medizin, einer weiteren wirklichen Leidenschaft, dem charttechnischen Analysieren der Märkte und dem Trading, nachzugehen. Nach längerem, intensivem Studium der Theorie ist Weygand als Profi-Trader seit 1998 am Markt aktiv. Im Jahr 2000 war er einer der Gründer der stock3 AG und des Portals www.stock3.com. Dort ist er für die charttechnische Analyse von Aktien, Indizes, Rohstoffen, Devisen und Anleihen zuständig. Über die Branche hinaus bekannt ist der Profi-Trader für seine Finanzmarktanalysen sowie aufgrund seiner Live-Analysen auf Anlegerveranstaltungen und Messen.

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