Kommentar
17:54 Uhr, 04.09.2007

Ölsand, Ölsand, Ölsand - Was ist schon Ölsand ?

Ölsand ist ein Hoffnungsträger. Für die Industrieländer, die sich mit dem aus dem Ölsand gewonnenen Erdöl von den unsicheren Lieferanten im Nahen Osten und Afrika emanzipieren können. Für Kanada, das durch die enormen Ölsandvorkommen noch auf Jahrzehnte in die Zukunft wichtiger Ölexporteur bleiben wird und die eigene Marktstellung sogar noch ausbauen kann. Ölsand könnte auch der Grund sein, warum das Fördermaximum bei Erdöl nicht schon jetzt oder in wenigen Jahren, sondern erst in vielen Jahrzehnten eintreten wird. Denn die Vorräte an Ölsand könnten rund zwei Drittel der weltweiten traditionellen Öl-Ressourcen ausmachen.

Ölsand ist eine Mischung aus Ton, Sand, Wasser und Kohlenwasserstoffen. Die Kohlenwasserstoffe machen 1% bis 18% des Gemischs aus und sind unterschiedlich zusammengesetzt, von Bitumen bis hin zu normalen Erdöl. Ölsand mit einem Kohlenwasserstoffanteil von über 6% gilt dabei als besonders wertvoll, da er sich bei Ölpreisen um 70 Dollar pro Barrel rentabel abbauen lässt. In einigen Regionen treten die Ölsandschichten an die Oberfläche und kommen mit Sauerstoff in Kontakt, wo sie oxidieren und sich zu Asphalt verwandeln. Heute wird Ölsand vorwiegend im Tagebau abgebaut, die Extraktion tiefer liegender Schichten wird durch den steigenden Ölpreis wirtschaftlich rentabel.

Das Angebot

Auf mindestens 1,7 Milliarden Barrel werden die aus Ölsand möglicherweise zu extrahierenden Mengen an Erdöl geschätzt, die traditionellen Ölreserven summieren sich auf rund 2,7 Milliarden Barrel. Zusammen betragen die traditionellen und alternativen Erdölreserven somit 4,4 Milliarden Barrel. Selbst wenn die weltweite Nachfrage nach Erdöl jährlich um 3% wachsen würde, könnten laut einer Prognose der EIA die aus dem Ölsand zusätzlich gewonnenen Mengen an Erdöl ausreichen, um die Welt noch bis ins Jahr 2049 mit Erdöl zu versorgen.

Ölsand findet man heute auf der ganzen Welt, die größten Lagerstätten befinden sich aber in Venezuela am Orinoco-Fluss und im Bundesstaat Alberta in Kanada. Kanada gewann im Jahr 2006 durchschnittlich 1,1 Millionen Barrel Erdöl aus Ölsand, während die venezolanische Produktionsmenge auf 0,3-0,5 Millionen Barrel geschätzt wird. Durch die Abschottung Venezuelas unter Hugo Chávez gegen ausländische Investitionen gelangt hier auch keine neue Technologie ins Land, mittels derer die immensen Ölsandvorkommen Venezuelas gehoben werden könnten. So wird heute der größte Teil des Ölsands in mit Wasser angereichter Form direkt verbrannt, um Wärme und Elektrizität zu erzeugen. Nur ein geringer Teil wird tatsächlich zu Mineralölprodukten oder für den Export freigegeben, da die Technologie hierzu fehlt. Für Anleger ist daher vorwiegend der kanadische Ölsandmarkt interessant. Die meisten heute von den Emittenten angebotenen Zertifikate werden auch auf Aktien von Unternehmen begeben, die in Kanada ansässig sind.

Die kanadische Ölindustrie setzt seit Jahrzehnten auf die Produktion von Erdöl aus Ölsand. Die immensen Vorkommen, die auf ein Drittel der weltweiten Ölsandvorkommen geschätzt werden, wurden von der Great Canadian Oil Sands (heute Suncor) erstmals im Jahr 1967 rentabel abgebaut. Heute wird der Ölsandmarkt in Kanada von wenigen Unternehmen beherrscht:

1) das Albian Sands Konsortium bestehend aus den Gesellschaften Western Oil Sands, Chevron und Shell
2) Syncrude Canada Ltd und
3) der in diesem Report analysierten Suncor Inc.
4) Außerdem entwickelt Petro Canada zusammen mit UTS Energy Corp und Teck Cominco eine Mine in Kanada, die 2012 in Produktion gehen soll.

Die durchschnittlichen Produktionskosten für ein Barrel Erdöl aus Ölsand lagen im Jahr 2004 bei 20 Dollar pro Barrel und stiegen bis in dieses Jahr auf rund 28 Dollar an. Die bestehenden Projekte sind also bei einem Ölpreis von rund 70 Dollar profitabel. Doch auch ohne den steigenden Ölpreis scheint es den Ölsandproduzenten gut zu gehen. Im Juli veröffentlichte Royal Dutch Shell seinen Jahresbericht für 2006 und berichtete darin über eine durchschnittliche Gewinnspanne pro Barrel Ölsand von 21,75 Dollar, was fast 100% über der Marge aus dem traditionellen Ölgeschäft von 12,41 Dollar lag.

Dennoch steigen die Kosten für Güter und Lohnkosten an, da es einen Mangel an geschulten Fachkräften und allen Maschinen und Dienstleistungen gibt, die zur Erschließung einer neuen Ölsandmine benötigt werden. Seit 2005 sind die Kosten um 55% angestiegen. Dennoch scheint die zukünftige Profitabilität der Ölsand-Produzenten optimistisch eingeschätzt zu werden. Denn die Regierung in Toronto hat 2007 beschlossen, die bestehenden Subventionen und Steueranreize für neue Ölsandprojekte schrittweise zu beenden. Bei Ölsand entstehen ganz im Gegensatz zur Erdöl außerdem keine zusätzlichen „Suchkosten“, da die Vorkommen recht gut kartographiert und erfasst sind. Die Investitionen in neue Ölsandprojekte halten daher unvermindert an.

Investieren in Ölsand

Wer heute in Ölsand investieren möchte, findet am Markt eine Vielzahl von verschiedenen Zertifikaten. Wie bereits erwähnt, basieren die meisten Zertifikate auf Ölsand-Gesellschaften aus den USA und Kanada.

Emitent

WKN

Basiswert

Briefkurs am 31. August

Deutsche Bank X-markets

DB8BTS

http://www.godmode-trader.de/front/index.php?p=profil&p=profil&id=163210

S-BOX Ölsand Index

108,32

ABN AMRO

AA0SAN

http://www.godmode-trader.de/front/index.php?p=profil&p=profil&id=251977

Sustainable Oil Sands Sector Total Return (TR) Index

228,79

Aus der S-BOX-Indexfamilie gibt es den S-BOX Ölsand Index, auf den Deutsche Bank X-markets ein passendes Open End Index (X-Pert) Zertifikat mit der WKN „DB8BTS“ begeben hat. Der S-BOX Ölsand Index wird von der börse-Stuttgart AG berechnet und veröffentlicht. Alle im S-BOX Ölsand Index beinhalteten Aktien sind an der Toronto Stock Exchange notiert. Außerdem muss jedes der im Index enthaltenen Unternehmen einen signifikanten Umsatzbeitrag von mindestens 10% des Umsatzes im Bereich Ölsand tätigen. Wenn noch keine Umsätze im Bereich Ölsand getätigt worden sind, so muss ein signifikanter Teil der Forschungs- und Entwicklungsausgaben auf diesen Bereich entfallen. Das Mitte November 2006 emittierte Zertifikat erwirtschaftete bis heute eine Performance von 8%.

Mit dem Oilsand Total Return Index Open End Zertifikat geht die ABN AMRO ins Rennen. Das Zertifikat mit der WKN „AA0SAN“ basiert auf dem von Standard & Poor’s berechneten Sustainable Oil Sands Sector Total Return (TR) Index. Die Unternehmen in diesem Index müssen wie beim S-BOX-Zertifikat einen Großteil ihrer Erträge aus dem Ölsandsektor generieren. Zudem ist die Aufnahme in den Index an die Bedingung geknüpft, dass das Unternehmen bis zum Jahr 2015 mindestens 25,000 Barrel Erdöl am Tag aus Ölsand produziert. Außerdem gibt es ein Mindesthandelsvolumen für die im Index enthaltenen Unternehmen. Seit Auferlegung im März 2007 gewann das Zertifikat um 27% an Wert. Das S-Box-Zertifikat brachte es seit diesem Tag auf einen Zuwachs von 20,3%.

Quelle: Rohstoff-Report.de

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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