Kommentar
12:22 Uhr, 17.07.2012

Ölpreis mit Zins-Chance

Erwähnte Instrumente

  • Reverse Convertible Bond Plu
    Aktueller Kursstand:  
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Viele Kleinsparer werden in diesen Tagen wieder einen Brief von der Bank ihres Vertrauens erhalten, in dem eine abermalige Senkung der sowieso schon extrem niedrigen Spar- und Tagesgeldzinsen angekündigt wird. Das ist die logische Folge der in der vergangenen Woche erfolgten EZB-Zinssenkung auf das neue Rekordtief von 0,75 Prozent. Aber auch ohne gleich wieder dem letzten verbliebenen Rest an Rendite die Inflationsrate in der Eurozone von zuletzt 2,40 Prozent buchhalterisch gegenüberzustellen, ist jedem Anleger schon längst klar, dass er mit derartigen Investments real Geld verliert. Wer sich in diesem Wettstreit behaupten will, muss schon zumindest zu Anlagen greifen, die auch in der momentanen Niedrigzinsphase einige Prozentpunkte mehr ermöglichen. Der Zertifikatemarkt bietet dazu im Rahmen der verschiedenen Formen strukturierter Anleihen ein sehr breites Angebot, bei dem das Kapital zum Laufzeitende auch noch kapitalgeschützt ist. Allerdings tauscht der Investor hier seinen „Rettungsschirm“ in Form der Einlagensicherung gegen das Ausfallrisiko des jeweiligen Anbieters.

Anleger, die in Bezug auf ihre Renditeerwartungen die Teuerungsrate deutlicher hinter sich lassen möchten, müssen zusätzlich zu dem Emittenten- auch ein gewisses Kursrisiko in Kauf nehmen. Ein allseits beliebtes Investmentvehikel dieser Kategorie stellen die sogenannten Aktien- bzw. Indexanleihen oder besser Reverse-Convertible-Bonds (RCBs) dar. Bei den „umgekehrten Wandelanleihen“ geht das ansonsten beim Anleger angesiedelte Wandlungsrecht in Aktien auf den Emittenten mit der Folge über, dass als Entschädigung für das damit einhergehende Aktienrisiko ein deutlich über dem allgemeinen Marktzins liegender Kupon erstattet wird. Investoren sollten sich von dessen Höhe nicht blenden lassen und beachten, dass die durch den Zusatz „Anleihe“ suggerierte Sicherheit de facto nicht besteht, da zwar der attraktive Kupon in jedem Fall gezahlt wird, bei starken Kursverlusten allerdings statt des Nominalbetrages der Anleihe im „Worst-Case“ nahezu wertlose Aktien ins Depot gebucht werden. Der hohe Zins stellt dann keinen adäquaten Ausgleich mehr her. Insofern handelt es sich bei RCBs ebenso um Vollrisikopapiere wie bei Discountern, die noch dazu über die finanzmathematische Beziehung der „Put-Call-Parität“ (Aktie–Call = Festgeld–Put) das gleiche Endergebnis liefern. Denn was der Aktienanleihe der Kupon, stellt für den Discounter letztendlich der Rabatt dar. Allerdings wird von vielen Anlegern mittlerweile der fest ausgezahlte Zins häufig dem „Schnäppchenkauf“ vorgezogen, was die große Beliebtheit von RCBs erklärt.

Während sich die meisten Produkte auf Aktien oder Indizes beziehen, existieren mitunter auch einzelne Exoten, wie das gerade „frisch“ emittierte Produkt der Commerzbank auf den Brent Öl Future zeigt. Nach dem starken Rückgang des Ölpreises der vergangenen Monate von rund 30 Prozent in der Spitze könnte sich das Papier auf dem aktuellen Niveau insbesondere für risikobewusste Investoren eignen. Ausgestattet mit einer Laufzeit von nur einem Jahr erhält der Anleger bei Fälligkeit im Juli 2013 in jedem Fall einen Kupon in Höhe von attraktiven 5,50 Prozent p.a. ausgezahlt. Dafür ist jedoch die Tilgung von der Entwicklung des schwarzen Goldes abhängig, wobei in die vorliegende Variante eine zusätzliche Barriere bei 59,50 Prozent des Emissionsniveaus von 98,19 US-Dollar eingebaut wurde. Dies erhöht die Sicherheit und damit die Rückzahlung des vollständigen Nennbetrages von 1.000 Euro deutlich. Denn ein Verlust würde hier nur dann entstehen, wenn die Notierung von Brent zu irgendeinem Zeitpunkt während der Laufzeit auf ein Niveau von 58,42 US-Dollar abrutschen würde, eine Marke, die möglicherweise selbst einem stärkeren Konjunktureinbruch standhalten könnte, da z.B. von Seiten der Öl-Anbieter entsprechende Stützungsmaßnahmen die Folge wären. Sollte der Puffer von noch einmal gut 40 Prozent aber tatsächlich nicht ausreichen, müsste ein Verlust realisiert werden, der der tatsächlichen Entwicklung des Basiswertes seit Emission entsprechen würde. Aufgrund des zusätzlichen Quanto-Mechanismus würde der Wechselkurs zwischen Euro und US-Dollar dabei aber keine Rolle spielen.

Der BörseGo Tipp:

Der neue 1-jährige Öl-RCB bietet auf dem aktuellen Niveau ein interessantes Rendite-Risiko-Profil und stellt insbesondere für diversifikationswillige Anleger eine Alternative zu vergleichbaren Zinsanlagen mit Aktienmarkt-Bezug dar. Wer dagegen speziell den Ölmarkt stärker ausreizen möchte, könnte stattdessen auf entsprechende Capped-Bonus-Zertifikate mit etwas niedrigeren Puffern setzen.

Quanto Aktienanleihe Plus auf Brent Crude Oil Future

Emittent/WKN:

Commerzbank / CK9ACL

Laufzeit:

11.07.2013

Preis: (17.07.2012)

Geld / Brief: 100,07 € / 101,07 €

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/zertifikate

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Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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