Kommentar
09:28 Uhr, 08.08.2016

Ölpreis-Einbruch: Das nächste Opfer

Die niedrigen Ölpreise fordern immer mehr Opfer. Jetzt trifft es die Sandindustrie (ja, die gibt es wirklich).

Zunächst einmal ist es überraschend, dass es überhaupt so etwas wie eine eigene Industrie für Sand gibt. Sand kennt man vom Strand und er liegt einfach herum. Der Abbau von Sand ist in den letzten Jahren jedoch zu einer Milliardenindustrie geworden. Dahinter steckt der Fracking Boom in den USA.

Sand führte lange Zeit ein Schattendasein. In der Industrie und im Bau wurde Sand schon immer verwendet. Die Mengen hielten sich jedoch in Grenzen. Grafik 1 zeigt die US-Sandproduktion der letzten 100 Jahre. Zwischen 1968 und 2009 stagnierte die Produktion unter leichten Schwankungen. Dann aber geschah etwas Grundlegendes im Jahr 2010.

Es stellte sich heraus, dass für das Fracking Unmengen an Sand benötigt werden. Um das Gestein aufzubrechen und Öl fördern zu können, wird ein Gemisch aus Wasser, Chemikalien und Sand benötigt. Je Bohrung werden zwischen 3.000 und 8.000 Tonnen Sand verwendet.

Dieser enorme Nachfrageanstieg führte zu einer beispiellosen Ausweitung der Sandproduktion. Sand wird dabei nicht vom Strand abtransportiert, sondern in Minen gefördert. Eine besonders hohe Minendichte gibt es im US Bundesstaat Wisconsin. Dort sind die Vorkommen an weißem Sand (hoher Siliziumgehalt) besonders groß. Dieser Sand eignet sich wegen seiner Eigenschaften besonders gut fürs Fracking.

Mit dem Fracking Boom stieg die Nachfrage rasant an. Das Angebot konnte kaum mithalten, sodass sich der Preis für eine Tonne Sand vervielfachte. Inzwischen korrigiert der Preis seit zwei Jahren. Es gibt zu viel Angebot bei sinkender Nachfrage.
Produzenten versuchen niedrige Preise durch höhere Absatzmengen wettzumachen. Das führt letztlich zu einem noch größeren Preisdruck. Derweil fallen die Umsätze im Rekordtempo. Grafik 2 zeigt die Umsätze der 4 größten in den USA an der Börse gehandelten Sandproduzenten ( Fairmount Santrol Holdings Inc Registered Shares DL -,01 (6,697 € 3,94 %) . Bis Anfang 2016 sind die Umsätze im Vergleich zum Rekordquartal 2014 um 65 % gefallen.

Die fallenden Umsätze führen inzwischen zu hohen Verlusten. Im dritten Quartal 2014 schrieben die vier Unternehmen noch über 150 Mio. Dollar Gewinn (Grafik 3). Inzwischen ist aus dem Gewinn ein Verlust von über 100 Mio. geworden.

Die ersten Meldungen über das zweite Quartal 2016 stimmen nicht übermäßig optimistisch. Das Umfeld bleibt schwierig, die Umsätze sinken weiter und Gewinne bleiben nach wie vor aus. Bei einigen Unternehmen hat das bereits zu einer so dramatischen Entwicklung geführt, dass sie negatives Eigenkapital ausweisen.

Fairmount Santrol wies Ende des ersten Quartals negatives Eigenkapital von 74 Mio. Dollar aus. Eigentlich ist das Unternehmen somit insolvent, doch Investoren scheinen an die Zukunft der Firma zu glauben. Ende Juli gelang eine Kapitalerhöhung, die 161 Mio. Dollar in die Kassen spülte. Lange wird dieses Geld nicht reichen, wenn die Verluststrecke nicht bald überwundern werden kann.

Die Chancen für einen Turnaround sind immerhin nicht null. Fairmount Santrol Holdings Inc Registered Shares DL -,01 (6,697 € 3,94 %), Emerge Energy Services LP Reg.Units repr.Lim.Part.Int.oN (8,800 $ -6,48 %) , US Silica Holdings Inc. Registered Shares DL -,01 (39,090 $ 3,00 %) , Hi-Crush Partners L.P. Reg.Units repr.Lim.Part.Int.oN(12,870 $ 0,78 %)) bewegt sich operativ wieder auf die Gewinnschwelle zu, wenn man Abschreibungen außen vorlässt. Bei Emerge Energy Services ist die Sache noch nicht so klar. Hier wurde die Vorlage von Geschäftszahlen verschoben.

Ob die Unternehmen langfristig überlebensfähig sind, muss sich erst noch herausstellen. Die Aktien sind in diesem Jahr bisher sehr gut gelaufen, sodass Anleger den Firmen wohl eine gewisse Chance einräumen. Nichtsdestotrotz bleibt das Segment hochspekulativ.

Clemens Schmale

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2 Kommentare

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  • VSAtrader
    VSAtrader

    Hallo Clemens,

    wie immer sehr interessant und einmalig,

    könnten Sie Blockchains Technologie unter die Lupe nehmen ?

    Danke

    Eurer Fan! Weiter so!

    12:08 Uhr, 08.08. 2016
  • Cristian Struy
    Cristian Struy

    Hallo Clemens, immer wieder interessante Dinge, die Du "ausgräbst", die man oft nicht auf dem Radar hat. Ein Hinweis jedoch: Bitte bei Investitionen in diese Firmen daran denken, dass es sich dabei um MLPs handelt! Zu erkennen an dem Kürzel LP am Ende. davon gibt es relativ viele im Ölsektor. Diese besondere Rechtskonstruktion ermöglicht Firmen zu gazn geringen Steuersätzen zu produzieren und dadaurch sehr hohe Gewinnausschüttungen und Dividenden (90% der Gewinne müssen ausgeschüttet werden). Jedoch ist man kein Aktien/Anteilsscheininhaber, sondern Partner! Sollte es zu einem Insolvenzfall kommen, verliert man nicht nur den Wert des Anteilsscheins, sondern kann auch für Verlustregulierung und ggf Steuernachzahlungen des Unternehmens herangezogen werden. Ausserdem werden auf Dividendenerträge pauschal nicht die üblichen 15%, sondern 39% als Quellensteuer vom US Finanzamt einbehalten.

    So lange MLPs gut laufen, sind sie trotz hoer Abschläge eine Goldgrube. Aus 10% erhält man immer noch 6% Divi. Läuft es jedoch gegen einen, sonhat man ein höheres Risiko als bei AKtien. darüber sollte man sich im klaren sein, wenn man an ein Invest darin denkt.

    Ich persönlich achte bei MLPs immer auf die Divizahlungen. Werden diese beurlaubt, verkaufe ich in der Regel sofort, da es 1. in der Folge zu sehr hohen Kursabschlägen kommt, -30 bis -50% sind keine Seltenheit und 2. das Insolvenzrisiko aufgrund auch des starken Kapitalabflusses von Divi-orientierten Anlegern nochmal steigt.

    Ich habe zu desem Thema auch bei den von mir empfohlenen MLPs was im stream hinterlegt, damit man weiß auf was man sich da einlässt.

    Bitte mit Haftungsrisiken bei MLP beschäftigen! : https://go.guidants.com/start/?strm1=86883

    Hier noch ein link zum Nachlesen für Interessierte inkl Bsp wie so etwas ausgehen kann. Beispiele für Risiken finden man bei z.B. den Frackern Lynn Energy LP und Breiteburn Energy Partners LP. Bei BBEP kann das wegen ausstehender Steuerzahlungen z.B. recht böse für Investoren enden, die erst nach dem starken Kursverfall die Stücke billig aufgesammelt haben. Da ist die Steuerforderung pro Antielsschein höher, als der Kaufpreis war.

    http://www.intelligent-investieren.net/2016/02/was...

    Ein Nachrichten"tracker", in dem über Neuigkeiten seines MLP aktuell informiert wird (meist kommt da nur was 1 im Monat bzw. wenn Quartalsergebnisse besprochen werden) ist Pflichtprogramm bei MLPs!

    11:55 Uhr, 08.08. 2016

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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