Öl feuert Performance in Euroland an
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Die abgelaufene Nachosterwoche war an den meisten europäischen Aktienmärkten nach schwachem Beginn von einer per Saldo aufwärtsgerichteten Kurstendenz gekennzeichnet. Lediglich die Schweiz sowie Schweden zeigten eine negative Indexentwicklung (-0,6 bzw.-0,9%). Wallstreet, Nasdaq sowie die fernöstlichen Aktienmärkte inklusive Japan verbuchten ebenfalls eine negative Indextendenz. Die Weltaktienmärkte insgesamt wiesen im Gegensatz zur Vorwoche nur noch eine schwach negative Kursdynamik auf (-0,2%).
Nachdem die US-amerikanische Notenbank FED Zinserhöhungsspekulationen zurückgewiesen hatte, konnte sich Wall Street zum Wochenschluss wieder fangen und einen Teil seines zwischenzeitlichen Wochenverlustes wettmachen. Im Gegensatz dazu gab die Technologiebörse Nasdaq - nicht zuletzt wegen zurückhaltender Ausblicke bei den Gewinnberichterstattungen (u.a. IBM, Intel und Nokia in Europa) - mit 3,4% deutlicher nach. Die überwiegend guten Konjunkturindikatoren setzten dagegen keine positiven Impulse: Die Einzelhandelsumsätze sind beispielsweise im März überraschend stark um 1,8% gegenüber dem Vormonat angestiegen. Dazu trugen neben Autoverkäufen alle anderen Bereiche des privaten Konsums relativ gleichmäßig bei. Aber auch die Frühindikatoren Empire State Manufacturing sowie Philly Fed konnten nach zuletzt schwächerer Tendenz wieder zulegen. Sie sollten den nächsten nationalen Einkaufsmanagerindizes Anfang Mai wieder positive Stimmungsimpulse geben. Derzeit steht die Gewinnberichterstattung für das 1. Quartal im Vordergrund. Von den S&P-500-Unternehmen haben bislang etwa ein Fünftel berichtet. In etwa 75% der Fälle wurden die Erwartungen leicht übertroffen. Lediglich 10% berichteten unter den Erwartungen. Apple verdreifachte ihren Gewinn gegenüber dem Vorjahr und präsentierte ebenso wie Texas Instruments einen ausgesprochen bullishen Ausblick. Andere Unternehmen berichteten nur leicht über den Erwartungen, konnten aber bei der allgemein guten Grundstimmung keine allzu positiven Ausblicke bieten. Das stimmte die Anleger eher vorsichtig. Generell verstärkte sich im Wochenverlauf die Tendenz in Richtung defensiver bzw. spätzyklischer Sektoren und Einzelwerte.
Europa zeigte trotz der positiven Kurstrends an den meisten Börsen eine seitwärtsgerichtete Tendenz. Grund: Die negativen Indexentwicklungen in der Schweiz und in Schweden. Hinzu kam, dass die Konjunkturindikatoren keine merklichen Marktimpulse setzen konnten. Der Anstieg der Konsumentenpreise in Euroland zeigte im März mit +0,7% den stärkste Monatsanstieg seit der Existenz dieser statistischen Reihe überhaupt. Dabei kamen negative Impulse im wesentlichen aus der Erhöhung der deutschen Tabaksteuer sowie dem Anstieg der Benzin- und Importgüterpreise. In Deutschland hat sich der Anstieg der Großhandelspreise um +0,8% im Vergleich zum Vormonat (+0,3%) ebenfalls merklich beschleunigt. Der NTC-Bauindex war im März rückläufig. In Italien zeigte die Industrieproduktion noch keinerlei Anzeichen für eine konjunkturelle Belebung. Die vom deutschen Wirtschaftsforschungsinstitut Ifo veröffentlichte Konjunkturprognose - in Zusammenarbeit mit dem nationalen Statistikamt Frankreich (INSEE) und dem italienischen Institut ISAE - rechnet für das erste Quartal lediglich mit einem Anstieg des BIP von 0,3% und im zweiten und dritten Quartal von jeweils 0,4%. Die Industrieproduktion werde demnach in den ersten beiden Quartalen voraussichtlich stagnieren und erst im dritten Quartal um etwa 0,3% steigen. Damit bliebe das Wachstumsgefälle zwischen Euroland und den USA auf Sicht Jahresmitte tendenziell erhalten. Von Unternehmensseite kamen - ähnlich wie in den USA - von Technologieunternehmen eher negative Meldungen. "Insbesondere hat der weltweit führende Produzent von Mobiltelefonen Nokia nach dem bereits pessimistischen Quartalszwischenbericht ein unerwartet negatives Quartalsergebnis bekannt gegeben", berichtet ADIG-Fondsmanager Matthias Grimm. "Bei einem um 2% rückläufigen Nettoumsatz ging der Betriebsgewinn um 17% zurück. Die Betriebsgewinnmarge sank im Bereich Mobiltelefone von 29% auf 25,6% und die Verkäufe fielen hier um 16%. Der Marktanteil bei Mobiltelefonen war weltweit auf 35% rückläufig und hat sich somit von den angestrebten 40% noch weiter entfernt", so der Europa-Experte weiter. Die niederländische Philips konnte zwar im ersten Quartal Umsatz und Ertrag steigern, womit die Erwartungen insgesamt übertroffen wurden. Allerdings waren die Ergebnisse im operativen Geschäft schlechter als erwartet - der Betriebsgewinn im Segment Haushaltsgeräte halbierte sich sogar nahezu. Unter den STOXX-Branchen war so der Technologiesektor mit einem Indexrückgang von mehr als 6% wie in der Vorwoche Wochenverlierer. Gewinner war der Ölsektor mit +3,1% der, wie in der Vorwoche, den ersten Rang in der Branchenperformance der Eurolandsektoren einnahm. Die OPEC hat nun das voraussichtliche Volumen der Weltölnachfrage für 2004 nach oben revidiert. Mit den Ereignissen im Irak wachsen die Befürchtungen, dass die Ölproduktion zunehmenden Störungen durch Sabotageakte unterliegen könnte.
Nach Erreichen eines neuen Jahreshochs beim japanischen Börsenindex Nikkei-225 in der ersten Wochenhälfte, überwogen im weiteren Verlauf die Abgaben, was in erster Linie auf Gewinnmitnahmen nach dem länger anhaltenden Kursanstieg zurückzuführen ist.
Ausblick
In den USA steht die Gewinnberichterstattung auch in dieser Woche im Vordergrund. Unter anderem berichten bedeutende Unternehmen wie 3M (heute), Altria, General Motors, Motorola, Pfizer, Wells Fargo (Dienstag), Coca-Cola, Eastman Kodak, Ford Motor, J.P. Morgan Chase, Qualcomm, SBC Communications, United Technologies (Mittwoch), American Express, AT&T, Broadcom, Caterpillar, Merck & Co, Microsoft, Peoplesoft (Donnerstag) und International Paper (Freitag). Eigentlich sollten sich jetzt die Gewinnberichte positiv auf die Markttendenz auswirken. Verhindert wird dieses durch die wieder aufkommenden geopolitischen Risiken. Neben der revolutionären Entwicklung im Irak sind die anhaltenden Unruhen in Israel sowie die Entwicklungen in Saudi Arabien besorgniserregend. Wegen befürchteter terroristischer Anschläge wurden US-Diplomaten aus Saudi Arabien abgezogen.
In Europa sind insbesondere die ZEW-Indikatoren Euroland und Deutschland, interessant: "Beide werden sich zwar etwas von ihren Höchstständen zurück entwickeln aber noch deutlich über der Expansionsmarke 50 bleiben", meint ADIG-Fondsmanager Matthias Grimm. "Für Deutschland gehen wir von einem Wert um 55,5, für Euroland von 60 aus." Weitere wichtige Kennzahlen der Woche: Auftragseingänge Euroland für Februar, Verbraucherausgaben für März in Frankreich, Verbrauchervertrauen für April in Italien sowie der OECD-Konjunkturindikator für April in Belgien. Von Unternehmensseite stehen unter anderem Jahreszahlen von Ahold und Tesco an. Weiterhin die Quartalsergebnisse von Saab, SKF, Nestle, Bankinter, Comdirect, Novartis, Sanovi-Synthelabo; SAP, und Ericsson. "Besonders gespannt sind die Marktteilnehmer auf das Ergebnis von Ericsson nachdem der Konkurrent Nokia in der vergangen Woche so enttäuscht hat. Ericsson sollte aber deutlich bessere Zahlen zeigen können. Bei Sanofi werden weniger die Quartalszahlen als vielmehr Neuigkeiten zur geplanten Übernahme des deutsch-französischen Konkurrenten Aventis im Vordergrund stehen.", so Grimm.
In Japan werden unter anderem von folgenden Gesellschaften die Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr bekannt gegeben: Nissan, Sony, Toshiba, Honda Hitachi, NttDoCoMo sowie Toyota Motors. Diese könnten den Gesamtmarkt durchaus wieder aufmischen und anregen.
Quelle: ADIG
Die ADIG Allgemeine Deutsche Investment-Gesellschaft mbH, Fondstochter der Commerzbank, wurde 1949 gegründet. Das verwaltete Fondsvermögen beträgt mehr als 24,6 Mrd. Euro in 270 Publikumsfonds. Die Aktivitäten der ADIG werden seit kurzem unter dem Dach der COMINVEST Asset Management GmbH geführt.
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