Öl, Öl, Öl....
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Wie selten zuvor prägte das schwarze Gold das Geschehen an den Finanzmärkten. Nahezu alles Ungemach wurde am hohen Ölpreis festgemacht. Dabei sind viele, durchaus positive, Indikatoren in den Hintergrund gerückt.
Der deutliche Anstieg des Ölpreises hat die Entwicklung an den Finanzmärkten in den letzten Wochen sichtbar geprägt. Negativ war dabei der Zusammenhang mit dem Aktienmarkt: Mit einem anziehenden Ölpreis sanken die Notierungen und umgekehrt. Höhepunkt dieses Zusammenhangs war das Sinken des deutschen Aktienindex Mitte August auf einen Jahrestiefstand als der Ölpreis (West Texas) bei fast 50 US-Dollar notierte. Mittlerweile hat sich die Lage an der Ölfront zwar etwas gemäßigt, dennoch liegt die Notierungen jenseits der 40 US-Dollar.
Mit der jüngsten Entspannung haben sich die Kurse zwar wieder leicht erholt. Insgesamt waren im August aber nur seitwärts tendierende Kurse zu vermelden. Lediglich die Emerging Markets, vor allem Osteuropa und Lateinamerika, konnten zulegen. Öl diente auch als Schmiermittel in der Branchenwelt: Defensive und wenig ölabhängige Branchen waren Trumpf. Zulegen konnten primär Pharmaund Versorgertitel. Finanzwerte, die von den abnehmenden Zinsängsten profitierten, gehörten gleichfalls zu den Gewinnern. Technologiepapiere waren wiederholt die Verlierer, Energietitel nach guter Performance in Monaten zuvor ebenfalls. Stellt sich die Frage, ob die Märkte überreagieren und welche makroökonomischen Auswirkungen vom hohen Ölpreis ausgehen? Zweifelsohne wirkt der gestiegene Ölpreis wie eine Steuer und lässt die Konsumenten und Unternehmen ihre Investitionspläne überdenken. Doch Studien zeigen, dass sich die so genannten Entzugseffekte beim Wachstum bei einem Ölpreis von 40 US-Dollar auf etwa 0,3 Prozentpunkte belaufen. Beherrschbar.
Dass die Märkte den ölinduzierten Konjunktursorgen dennoch mehr Beachtung als den Inflationsängsten schenken, zeigt der Blick auf die Rentenmärkte. Per saldo gaben die Renditen 10-jähriger Staatsanleihen im letzten Monat nach.
Und sonst?
Man könnte meinen, es gab keine Geschehnisse abseits des Ölmarktes. Doch es gab sie. Der übliche monatliche Reigen aus verschiedenen "harten" und Stimmungsindikatoren prasselte im Mehltau des Öls auf die Märkte nieder. Sie bestätigen grosso modo das von uns in der letzten Ausgabe beschriebene Konjunkturbild, waren aber nicht in der Lage, den Marktteilnehmern bei der Klärung der Schlüsselfrage - Abschwächung?, Einbruch?, Reifere Phase? - behilflich zu sein. Denn hierzu fielen die Daten zu gemischt aus und sowohl für Optimisten als auch für Pessimisten war was dabei. So wurde das US-BIP für das zweite Quartal aufgrund des geringeren Außenbeitrags (leicht) nach unten revidiert, gleichzeitig aber der private Konsum nach oben. Für einen weiterhin schwächelnden Konsum nach dem "soft patch" in den Sommermonaten spricht auch das Verbrauchervertrauen des Conference Board für August. Hier sind vornehmlich die Erwartungen stark gesunken. Der kräftige Anstieg der privaten Ausgaben im Juli zeigt allerdings, dass von einer dauerhaften Konsumzurückhaltung keine Rede sein kann.
Die Auftragseingänge langlebiger Güter, ein guter Indikator für die Investitionstätigkeit, wiesen zwar einen stärker als erwarteten Anstieg aus. Aber nur auf den ersten Blick. Auf den zweiten Blick zeigt sich die Verzerrung nach oben durch den Flugzeugsektor.
Wichtig für die Frage: "Quo vadis, US-Konjunktur?" wird die weitere Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt. Zahlreiche Indikatoren für den Arbeitsmarkt stehen zwar mit einer günstigen Beschäftigungsentwicklung in Einklang. Eine negative Überraschung wie im Frühjahr ist dennoch nicht ausgeschlossen.
In der Gesamtschau ist es noch zu früh, ins Lager der Pessimisten zu wechseln. Es droht nicht das Ende der US-Konjunkturerholung, sondern eine Normalisierung des Zyklus. Ähnlich stellt sich die Lage im Euroraum dar, wenn auch auf niedrigerem Niveau. Wichtige Stimmungsindikatoren, wie der deutsche Ifo- Index oder der Frühindikator der belgischen Nationalbank gaben zwar erwartungsgemäß vor dem Hintergrund des hohen Ölpreises und schwächerer US-Daten leicht nach. Allerdings konnte sich die aktuelle Lagebeurteilung beim Ifo- Index verbessern, was den Gesamtrückgang relativiert. Abzuwarten bleibt jedoch, in wie weit sich die Stimmungseintrübung auf die Realwirtschaft niederschlägt. Die Erholung dürfte sich fortsetzen, aber im zweiten Halbjahr nicht weiter beschleunigen.
Quelle: dit
Der dit (Deutscher Investment Trust) verfügt über mehr als 45 Jahre Fondsmanagement-Erfahrung in Deutschland und ist Teil einer der größten Vermögensverwalter der Welt - der Allianz Dresdner Asset Management. Die Gesellschaft verwaltet derzeit in über 700 Wertpapier- und Geldmarktfonds ein Anlagevolumen von über 125 Mrd. Euro.
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