Obama-Hype = ansatzweise Krisenentschärfung = festerer Euro...
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Der Euro eröffnet heute bei 1.2820 (07.45 Uhr), nachdem im US-Handel Tageshöchstkurse bei 1.2876 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 96.95. EUR-JPY ist gefragt und notiert bei 124.35, während EUR-CHF bei 1.4900 oszilliert.
Die erste Rede Obamas vordem Kongress war ein emotionales Ereignis mit dem Unterton "Yes, we can!". Die Aktienmärkte verfielen in Obama-Hype. Krisenentschärfung ist bekanntermaßen gut für den Euro, ergo die Kursgewinne hier vor dem Aspekt dann niedrigerer Abschreibungen auf USAssets verbunden mit keiner weiteren Rückführung der US-Finanzierungsdarlehen (=potentiell USD-Käufe) seitens der europäischen Finanzinstitutionen.
Er kritisierte deutlich die Fehler der Vergangenheit und konstatierte, dass die USA über ihre Verhältnisse gelebt hätten. Jetzt ginge es darum, die USA wieder aufzubauen. Abrechnung mit der Politik aber auch dem Verhalten der Bürger einerseits, aber andererseits Aufbruchstimmung zu generieren, war ein wesentliches Ziel seiner Rede.
Obama betonte, dass die Kosten der Regierungspolitik hoch seien, Untätigkeit wäre jedoch noch kostspieliger. Obama erwartet Budgetdefizite für 2009 und 2010 in der Größenordnung von jeweils mehr als 1,5 Billionen USD.
Er warnte, dass für den Fall nicht belebter Kreditmärkte, die Erholung abgewürgt würde. Diesbezüglich verwies er auf die aktuellen Maßnahmen der Regierung und der Zentralbank. Schwerpunkte der Regierung werden in den Sektoren Energiepolitik, Erziehung und Gesundheitswesen liegen.
Das Thema Protektionismus wurde entschärft. Die G-20 Zusammenarbeit, globales Wachstum zu fördern, fand Erwähnung.
Obama versprühte Optimismus, indem er sagte, dass die USA sich erholen werden und stärker als zuvor (vor der Krise) hervorgehen werden.
Nun denn, Aufbruchstimmung ist gut, Hoffnungen sind gut. Nun gilt es zu liefern, denn an Taten und nicht an Worten sollten Finanzmärkte sich ausrichten.
So weit wurde der Wechsel vom Ansatz des freien Marktes hin zu dem Thema "Stamokap" locker vom Markt verkraftet und mitgetragen, ja beinahe gefordert. Märkte sind halt pragmatisch oder sind sie opportunistisch?
Ach so, Gold fällt natürlich, wenn Herr Obama spricht, es wird ja alles gut und die nächsten 3 Billionen USD Staatsdefizit per 2009/2010 sind wirklich ein Grund Gold zu verkaufen und den USD zu erwerben, oder?
Genug der verbalen Provokation zu so früher Stunde. Wenden wir uns in sachlicher Manier den gestrigen Veröffentlichungen zu.
Der deutsche IFO-Index enttäuschte mit einem Rückgang von zuvor 83,0 auf 82,6 Punkte. Für den Rückgang war wesentlich die Bewertung der aktuellen Lage verantwortlich. Hier kam es zu einem Rückgang von 86,8 auf 84,3 Punkte. Dagegen legte die Erwartungskomponente von 79,5 auf 80,9 Zähler zu. Hier kam es zum zweiten Anstieg in Folge ausgehend von 76,9 Punkten per Dezember. Ergo spricht die Komposition des Index für eine zukünftige Bodenbildung.
Die Auftrageingänge der Industrie der Eurozone sanken per Dezember um 5,2% im Monatsvergleich. Im Jahresvergleich kam es zu einem Rückgang um -22,3% nach -27,4% im Vormonat. Das Bild bleibt sehr Besorgnis erregend.
Laut dem "S&P/Case-Shiller Home Price Index" sank per Dezember um 18,5% (20 Städte) und um 19,2% (10 Städte). Beide Indikatoren markierten damit historische Tiefststände. Erholung oder Trendwenden sind hier unverändert nicht ansatzweise erkennbar.
Das Verbrauchervertrauen nach Lesart des "Conference Board" kollabierte per Februar auf einen neuen historischen Tiefstwert bei 25,0 nach zuvor revidiert 37,4 Punkten. Analysten hatten lediglich einen Rückgang auf 35,5 Zähler unterstellt.
Der "Richmond Fed Manufacturing Index" sank per Februar von zuvor -49 auf -51 Punkte. Die Subindices spiegelten dieses Ergebnis angemessen. Der Chart belegt eindrucksvoll das rezessive Niveau, dass dieser Indexwert beschreibt.
Heute erwarten wir auf die Veröffentlichung des Absatzes bereits genutzter Immobilien in den USA per Januar. Analysten unterstellen einen leichten Anstieg von annualisiert 4,74 auf 4,79 Mio. Objekte. Der Chart impliziert die Chance auf eine Stabilisierung auf historisch niedrigem Niveau.
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro favorisiert. Erst ein nachhaltiges Unterschreiten der Unterstützung bei 1.2500 - 20 neutralisiert den positiven Bias des Euros.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank
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