Kommentar
14:14 Uhr, 09.01.2012

Nun kriegt auch Deutschland Geld umsonst

Die heutige Auktion von deutschen 6-Monatspapieren führte zu einer Rendite von -0,122 Prozent. Volumen: 3,9 Mrd EUR.

Ist das logisch? Sie werden in den Medien die Erklärung lesen, die Investoren vertrauten den Banken nicht. Deswegen lieber dem Staat das Geld leihen, denn der zahlt es sicher zurück.

Doch dies ist nur auf den ersten Blick einleuchtend!

Ist es wirklich sicherer, das Geld Deutschland zu leihen statt z.B. der Deutschen Bank? Oder anders, besser gefragt: Angenommen die Deutsche Bank kann in sechs Monaten Kurzläufer nicht zurückzahlen - wird dann nicht eine derartige Panik ausbrechen,die Wirtschaft so stark einbrechen, dass die Staaten sich erst recht nicht refinanzieren können, die ja von Steuereinnahmen und anderen Abgaben "leben"?

Ich würde daher behaupten, dass es nicht unsicherer ist, einer "systemrelevanten" Großbank Geld zu leihen als dem deutschen Staat.

Es gibt aber noch einen anderen Aspekt. Schauen wir mal, welche Staaten noch zu negativen Zinsen Geld verleihen konnten.

- Dänemark : Hat eine eigene starke Währung (Dänische Krone)
- Schweiz: Hat eine eigene starke Währung (Schweizer Franken, derzeit mit einer Untergrenze bei 1,20 ausgestattet, garantiert von der Schweizer Nationalbank)
- Niederlande: hat den Euro
- Deutschland: hat den Euro

Würde der Euro auseinanderbrechen, wären sowohl Deutsche Mark als auch niederländische Gulden klare "Fluchthäfen". Ebenso wären beide Kandidaten für einen möglichen "Nordeuro", käme es zur Spaltung der Währungsunion.

Wenn Sie mich fragen, betrachten einige Investoren die negativen Zinsen als Währungs-Hedge - für das sehr unwahrscheinliche, aber nicht unmögliche Ende des Euro innerhalb der nächsten sechs Monate!

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Über den Experten

Daniel Kühn
Daniel Kühn

Daniel Kühn ist seit 1996 aktiver Trader und Investor. Nach dem BWL-Studium entschied sich der vielseitig interessierte Börsen-Experte zunächst für eine Karriere als freier Trader und Journalist. Von 2012 bis 2023 leitete Daniel Kühn die Redaktion von stock3 (vormals GodmodeTrader). Seit 2024 schreibt er als freier Autor für stock3. Besondere Interessenschwerpunkte des überzeugten Liberalen sind politische und ökonomische Fragen und Zusammenhänge, Geldpolitik, Aktien, Hebelprodukte, Edelmetalle und Kryptowährungen sowie generell neuere technologische Entwicklungen.

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