Nullzins sorgt für Schulden-Boom der Unternehmen
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Gastbeitrag von Gottfried Urban, Vorstand der Bayerische Vermögen AG, München
Die tiefen Zinsen sind nicht nur für Staaten unwiderstehlich. Der Nullzins löste in den vergangenen Jahren auch einen Schulden‐Boom bei den Unternehmen aus. Schließlich kosten Kredite (fast) kein Geld mehr. Man muss nur entsprechende Institute oder Sparer finden, die bereit sind, Darlehen zu gewähren oder Anleihen zu erwerben.
Konzerne nutzen den niedrigen Zins und finanzieren Unternehmensaufkäufe oder kaufen eigene Aktien zurück. Der Aktienrückkauf ist ein gutes Geschäft, denn man spart sich eine Dividende von zwei, drei oder mehr Prozent. Stattdessen ist nur eine Zinslast zu zahlen, die nur noch einen Bruchteil der Dividenden ausmacht. Damit wird aber die Relation Schulden zu Eigenkapital verschoben. Bei der nächsten Wirtschaftskrise kann das ein Problem werden.
Auch bei vermeintlich sicheren Aktien gilt es als Anleger deshalb, vermehrt auf die Schulden des Unternehmens zu achten. Das Geschäftsmodell sollte sehr überzeugend sein, der Preis für den Investor fair, und die Verschuldung darf das Unternehmen in Krisenphasen nicht in Schwierigkeiten bringen. Gerade die Konsumgüter‐Hersteller mit ihren stabilen Free Cashflows nutzten die Nullzinszeit, um ihre Verschuldung zu heben. Das Geld am Anleihenmarkt ist billig und gleichzeitig rufen Anleger nach Dividendenerhöhungen und Aktienrückkäufen.
Problematisch könnte werden, dass sich mittlerweile ein großer Teil der Schulden bei Firmen mit nur durchschnittlichem und schlechterem Kreditrating angesammelt hat. Denn was heute als "gerade noch gute" Bonität eingestuft wird, das ist in der nächsten Krise ganz schnell auf "Ramsch-Status" abgestuft. Viele institutionelle Investoren dürfen nur Investment‐Grade‐Papiere (gerade noch gut) halten und müssen schlechtere Ratings automatisch verkaufen. Gemeinsam mit Rating‐Agenturen versuchen Mittelständler mit Kreditbedarf in den „gerade noch gut“ Bereich zu kommen. Verschlechtert sich das wirtschaftliche Umfeld, verschiebt sich die Bewertung jedoch schnell eine oder mehrere Stufen nach unten. Kräftige Kursverluste wären die Folge.
Mittelstandsanleihen sind grundsätzlich eine gute Anlage, wenn die Anleihebedingungen passen und das Risiko mit einem genügend hohen Zinsaufschlag bezahlt wird. Das Geld sollte im Sinne des Anlegers sinnvoll verwendet werden, z.B. zur Finanzierung von Immobilienvorhaben oder zur Rückzahlung älterer, teurer Anleihen. Eine Methodik, die Staaten ebenfalls anwenden und dort gut funktioniert was aber keine Garantie für die Unternehmensanleihen darstellt. Wegen der oben beschriebenen Kursrisiken sollte der Anteil solcher Anleihen im Depot nicht zu hoch ausfallen.
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