Kommentar
20:27 Uhr, 01.03.2007

Nokkie vs. Stokkie - Divergierende Zinsaussichten

… oder auf gut Deutsch: Norwegerkrone gegen Schwedenkrone. In diesem Duell hat die schwedische Valuta zuletzt gehörig eins auf die Mütze bekommen. Auslöser war nicht die Zinserhöhung durch die Riksbank Mitte Februar auf 3,25%, sondern die Ankündigung der schwedischen Währungshüter, nur noch einmal bis zum Jahresende an der Zinsschraube drehen zu wollen. Dabei hatte die Riksbank zuvor die Wachstumsaussichten für das laufende Jahr von 3,1% auf 3,5% angehoben.

Dem gegenüber gab sich die Norges Bank relativ zinsbullisch: Die Wirtschaft läuft ebenfalls auf allen Zylindern, der riesige Leistungsbilanzüberschuss sorgt für sprudelnde Steuereinnahmen – auch der Ölpreis ist immer noch hoch. Obwohl die norwegischen Verbraucherpreise im Januar nur um 1,2% auf Jahresbasis gestiegen sind (Konsens: +2,1%) und der Preisdruck in Norwegen damit ähnlich moderat wie in Schweden ausfällt, hat die Norges Bank Angst vor einer möglichen Lohn-Preis-Spirale (Inflationsreport am 15. März). Der Leitzins muss daher weiter rauf, so der Tenor. Dem entsprechend strichen die Notenbanker die Phrase „kleine, nicht allzu viele“ Schritte aus ihrem jüngsten Statement.

Aktuell notiert der norwegische Ausleihesatz 50 Basispunkte über dem Riksbank-Zins. Da in Norwegen weitere Zinsanhebungen bevorstehen, sollte der Spread auf mindestens 100 Basispunkte klettern. Die Schwedenkrone könnte dann bei Carry Tradern ins Visier rücken, da Schweden auch im Vergleich zum Rest des alten Europas das Zins-Schlusslicht darstellt. Carry Trader leihen sich kurzfristig zu niedrigen Zinsen Geld, um es langfristig in Hochzinsländern anzulegen. Norwegen gehört zwar noch nicht dazu, jedoch verzeichnet der drittgrößte Ölexporteur der Welt robuste Kapitalzuflüsse.

Ein Beleg: Seit November hat sich die Osloer Börse von der in Stockholm abgekoppelt: Rund 2% mehr konnten die norwegischen Anleger bis dato einstreichen. Dieser Trend dürfte sich fortsetzen und damit ebenfalls für eine Aufwertung von NOK/SEK sorgen. Am Devisenmarkt ist die Schwedenkrone in den vergangenen sechs Monaten kontinuierlich verkauft worden. Dass die Norwegerkrone im Verhältnis zu anderen Währungen in den letzten vier Wochen ebenfalls geshortet worden ist, darf nicht als Indiz für eine Trendwende im Bezug auf die Stimmung gewertet werden. Vielmehr war dies eine Reaktion auf die moderaten Inflationsdaten. Mit Blick auf das nächste Treffen der Norges Bank sollte die Nachfrage nach der norwegischen Valuta wieder zunehmen.

Für NOK/SEK dürften die Kursprognosen daher bald angehoben werden, nicht zuletzt wegen der Charttechnik. Denn NOK/SEK hat in den Monaten Oktober, November und Januar einen soliden Dreifachboden bei etwa 1,0840 ausgebildet. Nach dem Anstieg über die 1,12er-Marke sollte NOK/SEK nunmehr die 1,1630 attackieren. Wird diese Hürde übersprungen, winkt binnen Jahresfrist sogar die 1,2110 – auf diesem Niveau notierte das Währungspaar zuletzt im Mai 2006.

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Über den Experten

Harald Weygand
Harald Weygand
Head of Trading

Harald Weygand entschied sich nach dem Zweiten Staatsexamen in Medizin, einer weiteren wirklichen Leidenschaft, dem charttechnischen Analysieren der Märkte und dem Trading, nachzugehen. Nach längerem, intensivem Studium der Theorie ist Weygand als Profi-Trader seit 1998 am Markt aktiv. Im Jahr 2000 war er einer der Gründer der stock3 AG und des Portals www.stock3.com. Dort ist er für die charttechnische Analyse von Aktien, Indizes, Rohstoffen, Devisen und Anleihen zuständig. Über die Branche hinaus bekannt ist der Profi-Trader für seine Finanzmarktanalysen sowie aufgrund seiner Live-Analysen auf Anlegerveranstaltungen und Messen.

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