Kommentar
23:59 Uhr, 12.06.2009

Noch ist es nicht an der Zeit, der Rohstoff-Rallye adé zu sagen, aber...

Sehr geehrte Leserinnen und Leser,

die Spekulationen darüber, dass sich an den Rohstoffmärkten eine neue Spekulationsblase bildet, häufen sich in diesen Tagen. Die Hoffnungen der Rohstoffspekulanten stützen sich auf eine steigende Inflation im Zuge der monetären und fiskalischen Maßnahmen als auch auf eine schnelle Konjunkturerholung, vor allem in den USA. Im Zuge einer solchen Erholung würde die Kreditvergabe wieder wachsen, was zusammen mit höheren Wachstumsraten zu einer erneuten Verknappung bei vielen Rohstoffen führen könnte. Außerdem würde in diesem Szenario mehr Geld weniger Gütern nachjagen, was im Ergebnis eine höhere Inflation ergäbe. Dabei wirft die Betrachtung der aktuellen Fundamentaldaten große Fragezeichen auf, wenn man sie mit der Preisentwicklung bei Öl, Getreide und den Metallen vergleicht. Offenbar sind weniger die Fundamentaldaten, als vielmehr die Handelsräume großer Wall Street- und City-Banken für die Preissteigerungen verantwortlich. Offenbar auch die Chinesen, die die Gunst der Stunde nutzten und zu niedrigen Preisen bei vielen Rohstoffen zugriffen, um ihre strategischen und kommerziellen Lagerhallen zu füllen. Klammert man aber die schwache Dollarentwicklung seit Beginn der Preiserholung bei den Rohstoffen aus, so relativieren sich die Preissteigerungen bei vielen Rohstoffen schon enorm. Wahrscheinlich ist, dass in den nächsten zwei bis drei Wochen Ernüchterung einkehren wird, was die überzogenen Hoffnungen über eine schnelle Konjunkturerholung anbelangt. Wenn dann die Aktienkurse fielen, gäbe die Risikobereitschaft der Anleger nach, wüchse die Nachfrage nach US-Staatsanleihen und nach Barbeständen, was den Dollar beflügelte und die Rohstoffpreise drückte. Doch noch ist es nicht soweit. Genießen Sie die letzten Tage der Rallye an den Aktienbörsen, der fallenden Dollarnotierungen und steigenden Rohstoffpreise. Das Blatt wird sich unserer Meinung noch einmal gehörig wenden.

Schöne Grüße
Ihr Jochen Stanzl
Chefredakteur Rohstoff-Report.de
London (BoerseGo.de) - Der neue Vorsitzende der CFTC, der Terminbörsenaufsicht in den USA, steht hinter dem Vorschlag mehrere Politiker, Handelsgrößen an Rohstoffterminbörsen stark zu begrenzen. Durch die Begrenzung der maximalen Positionsgröße an Rohstoffbörsen würde es ermöglicht, übertriebene Spekulation einzelner Marktteilnehmer zu vermeiden, so Gray Gensler, der vor einer Woche zum Chef der CFTC ernannt wurde.

In den USA ist die Regulierung und Aufsicht der Aktienbörsen der Securities and Exchange Commission, kurz SEC, untergeordnet. Die CFTC ist hingegen für die Ordnung der Terminbörsen zuständig. Weltweit, aber insbesondere in den USA ist mit der Ölpreissteigerung bis auf 147,27 US-Dollar/Barrel im Juli 2008 die Diskussion darüber entbrannt, welche Rolle Spekulanten und kapitalstarke Marktteilnehmer bei dieser Preissteigerung gespielt haben. Auch in Hinblick auf tägliche Nahrungsmittel wie Weizen und Mais, in denen ebenfalls spekuliert wurde und die ebenfalls deutlich angestiegen sind, wurde eine strengere Regulierung der Rohstoffbörsen gefordert.

„Die CFTC, zusammen mit der Regierung Obama und anderen Regulierungsbehörden arbeiten gemeinsam mit dem Kongress, um eine breite Reform der Regulierung der Terminbörsen umzusetzen“, so Gensler. „Das gilt insbesondere für die Märkte, die bereits von der CFTC reguliert werden, aber auch für die Börsen, die bald unter die Aufsicht der CFTC gestellt werden.“

Im speziellen wolle man sich dabei die so genannten over-the-counter-Termingeschäfte ansehen. Dort wurden die größten Geschäfte getätigt, als der Ölpreis im letzten Jahr so deutlich angestiegen ist. Am over-the-counter-Markt, der abseits der Börsen abgewickelt wird, gibt es bislang keine maximalen Positionsgrößen. So kam es dazu, dass eine schweizerische Handelsgesellschaft im letzten Jahr, als der Ölpreis über 140 US-Dollar/Barrel anstieg, mehr als ein Viertel des gesamten Ölmarktes kontrollieren konnte.

„Wir freuen uns darauf, mit dem Kongress und neuen Behörden zu kooperieren, um maximale Positionsgrößen im Hinblick auf den OTC-Markt (OTC=over the counter) festzulegen, der eine wichtige oder sogar die entscheidende Rolle bei der Preisfindung an regulierten Börsenplätzen spielt.“

Nach dem Gesetzesentwurf, an dem die CFTC nun arbeitet, würde die Beaufsichtigung des OTC-Marktes der SEC und der CFTC zugleich untergeordnet. Die CFTC würde dabei die Macht erteilt, die maximalen Positionsgrößen festzulegen. Laut Gensler fordert die Regierung unter Barack Obama bis zum Jahresende die konkrete Umsetzung des Plans.

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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