Kommentar
18:18 Uhr, 14.10.2013

Nobelpreis für Börsenforscher

Die Wirtschaftsforscher Eugene Fama, Robert Shiller und Lars Peter Hansen haben Modelle entwickelt, mit denen sich auch die Entwicklung von Börsenkursen teilweise vorhersagen lässt. Sie erhalten dafür den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften des Jahres 2013.

Die drei US-amerikanischen Wissenschaftler Eugene Fama, Robert Shiller und Lars Peter Hansen sind mit dem diesjährigen Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften ausgezeichnet worden. Fama, Shiller und Hansen entwickelten Modelle, mit denen sich die Entwicklung von Vermögenspreisen vorhersagen lässt, erläuterte die Schwedische Akademie der Wissenschaften in ihrer Würdigung.

Eugene Fama untersuchte ab den 1960er Jahren Börsenkurse und stellte fest, dass sich die kurzfristige Entwicklung innerhalb von Tagen oder Wochen nur sehr schwer vorhersagen lässt. Neue Informationen, so eine Erkenntnis von Fama, werden bereits innerhalb kurzer Zeit in die Kurse "eingepreist" und sind deshalb kaum nutzbar, um die Kursentwicklung zu prognostizieren. Je effizienter die Märkte funktionieren, desto schlechter ist ihre Vorhersagbarkeit.

Robert Shiller entdeckte in den 1980er Jahren, dass sich die Entwicklung von Vermögenspreisen auf längere Sicht besser prognostizieren lässt. So erkannte Shiller beispielsweise, dass Dividendenrenditen von Aktien und die Renditen von Staatsanleihen dazu tendieren, in einem Zeitraum von z.B. drei bis fünf Jahren zu ihrem historischen Durchschnittswert zurückzukehren. Dies erklärt zum Beispiel, warum eine Value-Strategie profitabler sein kann als eine Investition in den Gesamtmarkt. Kauft man beispielsweise Aktien mit hoher Dividendenrendite oder hoher Gewinnrendite (eine hohe Gewinnrendite ist gleichbedeutend mit einem niedrigen KGV), so schneiden diese Investments auf längere Sicht oft besser ab als Investments in den Gesamtmarkt.

Dies scheint der sogenannten Effizienzmarkthypothese (engl. Efficient Market Hypothesis, EMH) , wie sie von Eugene Fama aufgestellt wurde, zu widersprechen. Nach dieser Theorie sind, weil sämtliche Informationen schnell in den Kurs eingepreist werden, Überrenditen im Vergleich zum Gesamtmarkt nur per Zufall möglich. Aber dies ist nur ein scheinbarer Widerspruch. Denn die Überrenditen, die zum Beispiel von Value-Investoren erzielt werden können, sind nichts anderes als Risikoprämien, die die Investoren dafür erhalten, dass sie besonders riskante Vermögenswerte erwerben oder die Vermögenswerte in besonders riskanten Zeiten halten.

Überrenditen lassen sich also als Risikoprämie verstehen und sind durchaus auch bei einem rationalen Verhalten aller Marktteilnehmer erklärbar, so die Schwedische Akademie der Wissenschaften. Der dritte mit dem Nobelpreis ausgezeichnete Forscher, Lars Peter Hansen, entwickelte eine Methode, die sich laut Schwedischer Akademie der Wissenschaften besonders gut dazu eignet, Theorien zur Entwicklung von Vermögenspreisen statistisch zu untersuchen. Mit dieser Methode konnten Hansen und andere Forscher erkennen, dass sich mit Modellen, die das rationale Verhalten aller Marktteilnehmer unterstellen, ein Großteil der an Märkten beobachtbaren Phänomene erklären lässt. Ein weiterer Teil von Marktphänomenen lässt sich mit der Theorie der effizienten Märkte aber kaum erklären – hierzu sind andere Erklärungsansätze, z.B. die sogenannte Behavioral Finance notwendig. Die Behavioral Finance berücksichtigt auch irrationale Verhaltensweisen von Marktteilnehmern. Mit Modellen der Behavioral Finance lässt sich laut Schwedischer Akademie erklären, warum Vermögenswerte, die offenbar falsch bewertet werden, von Investoren trotzdem kaum genutzt werden (können), um Überrenditen zu erzielen.

Die obigen Erklärungen sind an einigen Stellen stark vereinfacht. Die Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften hat umfangreichere Würdigungen verfasst, in denen die Forschung der drei Nobelpreisträger genauer erklärt wird. Ein Dokument ist für Laien verfasst (hier), ein anderes für (mathematisch geschulte) Wirtschaftswissenschaftler (hier). Beide Dokumente sind nur auf englisch verfügbar.

Der Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften wurde von der Schwedischen Reichsbank gestiftet - mehr als ein halbes Jahrhundert nach dem Tod von Alfred Nobel. Die (umgangssprachliche) Bezeichnung als Nobelpreis ist deshalb umstritten.

Oliver Baron

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Über den Experten

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Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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