Kommentar
10:40 Uhr, 23.02.2024

NIKKEI - Was kommt nach dem Allzeithoch?

Manchmal dauert es ein wenig länger. Im Fall vom Nikkei sind es 34 Jahre. Jetzt ist das bisherige Allzeithoch praktisch erreicht, doch was kommt danach?

Die Performance des Nikkei und anderer japanischer Aktienindizes ist beeindruckend. Dies gilt vor allem deshalb, weil Japans Wirtschaft nicht gerade boomt. Japans Wirtschaft hat eine lange Tradition von regelmäßig vorkommenden Rezessionen. Für die Wirtschaft galt 20 Jahre lang das Motto: zwei Schritte vor, einer zurück.

Eine solche Entwicklung ist für ein Land, in dem die arbeitsfähige Bevölkerung schrumpft, nicht ungewöhnlich. Mit der ultralockeren Geldpolitik nach 2012 blieben technische Rezessionen größtenteils aus. Es blieb aber dabei, dass Japans Wirtschaft regelmäßig in einem Quartal schrumpfte.

Die Pandemie brachte eine hohe Volatilität in das Wachstum. Die Sondereffekte verschwinden nach und nach und nun befindet sich Japan wieder in einer technischen Rezession (Grafik 1). Man kann nicht ausschließen, dass Japan in das alte Muster regelmäßiger Rezessionen zurückfällt.

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Für den Aktienmarkt muss das kein Problem darstellen. Die Geldpolitik war zwar schon einmal lockerer, weil mehr Anleihen von der Bank of Japan gekauft wurden, doch im Vergleich zu den USA oder Europa bleibt die Geldpolitik sehr expansiv. Das äußert sich in einer großen Zins- und Renditedifferenz.

10-jährige US-Anleihen haben eine Rendite, die 3,5 Prozentpunkte höher ist als die Rendite in Japan. Zinsen bestimmen den Wechselkurs (Grafik 2). Der Yen dürfte auch in den kommenden Monaten schwach bleiben. Eine wesentliche Abwertung ist allerdings nicht zu erwarten. Bei einem Kurs zum Dollar im Bereich von 150 scheint in Japan die Schmerzgrenze zu liegen. Es ist auch nicht zu erwarten, dass die Renditedifferenz weiter ansteigt. In den USA kommen früher oder später Zinssenkungen, in Japan zumindest keine Zinssenkungen oder sogar ein vorsichtiger Versuch, die Ära der Negativzinsen zu beenden.

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Ein schwacher Yen macht Unternehmen im Ausland wettbewerbsfähig. Der Yen allein ist allerdings nicht für das Gewinnwachstum verantwortlich. Unternehmen haben ihre Managementpraktiken angepasst und werden aktionärsfreundlicher. Dieser Trend bleibt, unabhängig davon, wohin die Währung tendiert.

Dank Gewinnwachstums ist die Bewertung des Nikkei oder des breiteren Topix nicht beunruhigend hoch. Die Bewertung liegt im Rahmen der vergangenen zehn Jahre. Der Nikkei kann mit den Unternehmensgewinnen weiter steigen. Der Trend des Gewinnwachstums ist aktuell sehr positiv, trotz einer Rezession in Japan (Grafik 3).

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Wird das bisherige Allzeithoch aus dem Jahr 1990 erreicht, kann es aus technischen Gründen zu Gewinnmitnahmen kommen. Das bedeutet nicht, dass der Nikkei an diesem Widerstand scheitert. Langfristig kann der Nikkei mit den Gewinnen wachsen. Das langfristige Gewinnwachstum hat sich in Japan bei ungefähr 7 % etabliert.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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