Kommentar
18:24 Uhr, 04.10.2005

Niedersachsens Stahlgigant – Salzgitter AG

Der Aktienkurs des im MDAX notierten niedersächsischen Stahlherstellers hat in der Vergangenheit eine außerordentlich positive Entwicklung erfahren. Seit dem Tief im Jahre 2002 bei rund 6 Euro hat sich das Papier mit einem Kurs von zwischenzeitlich über 42 Euro vervielfacht. Da die Ertragssteigerungen gleichzeitig deutlich nach oben weisen, kann trotz dieses Kursschubes keine fundamentale Überbewertung festgestellt werden. Ganz im Gegenteil erscheint die Aktie sogar weiterhin mit sehr günstigen Bewertungsrelationen behaftet. So beläuft sich nach Consensus-Schätzungen das KGV für das aktuelle Geschäftsjahr auf 5,8 und für 2006 auf 10,3. Dies bedeutet nicht nur eine Unterbewertung im Vergleich zum Gesamtmarkt, sondern auch einen Abschlag, bezogen auf die Peer Group. Dabei könnten die EPS-Prognosen möglicherweise weiter angehoben werden, sodass sich die Relationen weiter zu Gunsten einer attraktiven Bewertung verschieben könnten. Grund hierfür ist zum einen, dass die Stahlpreise in jüngster Zeit wieder angezogen haben. Offenbar gelingt es den Stahlherstellern, die höheren Rohstoffkosten an die Abnehmer weiterzureichen. Zum anderen plant der Konzern derzeit, sich - nach Genehmigung auf einer außerordentlichen Hauptversammlung am 17. November - eine neue Struktur zu geben, um steuerliche Nachteile auszugleichen, die bisher auf 130-150 Mio. Euro jährlich beziffert wurden. Im Röhrengeschäft könnte außerdem demnächst ein Großauftrag winken. So dürfte möglicherweise ein Großteil der Röhrenaufträge für die neue Off-Shore-Pipeline von Russland nach Deutschland an Salzgitter vergeben werden. Zuletzt wurden die Kurse auch von Übernahmespekulationen beflügelt. So wurde gemutmaßt, dass der britisch-niederländische Corus-Konzern Interesse an dem Unternehmen in Niedersachsen haben könnte. Auch ThyssenKrupp und Mittal Steel wurden in diesem Zusammenhang bereits genannt. Begehrenswert für die Konkurrenten könnte Salzgitter aufgrund seiner hohen Barbestände sein. Da der Vorstand aber an einem Fortbestehen als eigenständiger Konzern interessiert ist, werden verstärkt eigene Aktien zurückgekauft, um den hohen Barbestand abzubauen und sich gegen eine potenzielle feindliche Übernahme zu schützen. Da zudem das Land Niedersachsen eine Sperrminorität von 25,2% an dem Unternehmen hält und mindestens bis 2010 halten möchte, erscheint es somit fraglich, ob eine feindliche Übernahme eine realistische Option wäre. In jedem Fall beflügeln derartige Spekulationen jedoch die Kurse und so könnte das Thema möglicherweise zum Gefallen der Anleger fortwirken.

Betrachtet man die Aktie aus einem charttechnischen Blickwinkel heraus, so fällt der absolut intakte Aufwärtstrend in allen Zeitebenen auf. Deutlichere Rücksetzer waren in den vergangenen Monaten nicht vorhanden. Prozyklisch agierende Anleger könnten daher erwägen, in den laufenden Trend mit einer kleinen Call-Position und einem der eigenen Risikoneigung angepassten Stopp einzusteigen. Risikoaverse oder antizyklisch orientierte Anleger sollten in Betracht ziehen, zunächst eine Korrektur der Preiskurve abzuwarten, um eventuell dann einzusteigen.

Optionsschein auf Salzgitter
WKN DB5 816
ISIN DE000DB58163
Art Call
Basispreis 40,00 Euro
BzV 0,1
Laufzeit 11. Dezember 2006
Aktueller Kurs 0,65 Euro

Disclaimer:
Die Deutsche Bank AG und/oder mit ihr verbundene Unternehmen betreuen das analysierte Finanzinstrument oder dessen Emittenten an einem Markt durch das Einstellen von Kauf- und Verkaufsaufträgen.
Die Deutsche Bank AG und/oder mit ihr verbundene Unternehmen haben Aktien des Emittenten, der bzw. dessen Finanzinstrumente Gegenstand der Finanzanalyse sind, im Handelsbestand.

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

Mehr über Jochen Stanzl
Mehr Experten