NGFS: Extremwetter ist Risiko für bis zu 4,7 Prozent des Euroraum-BIP
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
Von Hans Bentzien
DOW JONES--Extremwettereignisse stellen nach Erkenntnissen des Network für Greening the Financial System (NGFS) auch relativ kurzfristig ein Risiko für das Wirtschaftswachstum des Euroraums dar. Wie Sabine Mauderer, Vizepräsidentin der Deutschen Bundesbank, und Livio Stracca, Stellvertretender Generaldirektor für Finanzstabilität bei der Europäischen Zentralbank (EZB), in einem auf der EZB-Website veröffentlichten Beitrag schreiben, zeigen neue NGFS-Szenarien, dass die kurzfristigen Auswirkungen von Unwetterereignissen auf den Euroraum erheblich sind - unabhängig davon, ob diese Ereignisse innerhalb oder außerhalb Europas auftreten.
Das NGFS entwirft unter anderem ein von Naturkatastrophen und "politischer Stagnation" geprägtes extremes Stressszenario, in dem 2026 alle europäischen Länder von Hitzewellen, Dürren und Waldbränden betroffen sind, gefolgt von einer Kombination aus Überschwemmungen und Stürmen 2027. "Die sich gegenseitig verstärkenden Auswirkungen dieser Gefahren könnten bis 2030 zu einem Rückgang des jährlichen BIP im Euroraum um bis zu 4,7 Prozent führen", heißt es in der Mitteilung. Gemeint ist eine BIP-Einbuße gegenüber der Prognose des Internationalen Währungsfonds (IWF). Da die Produktion unterbrochen werde und die Kreditaufnahme für anfällige Branchen teurer werde, steige die Inflation.
Das NGFS, ein weltweiter Zusammenschluss von Zentralbanken, hat bisher nur Klimaszenarien für das Jahr 2050 veröffentlicht. Die aktuellen Szenarien umfassen auch weniger unfreundliche - zum Beispiel eines, in dem die "Pariser Klimaziele" erreicht werden und eines, in dem eine politische Reaktion zunächst ausbleibt, dann aber mit Verspätung nachgeholt wird. Die sich aus diesem Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft ergebenden Risiken werden als "Übergangsrisiken" bezeichnet.
Sie sind für Europa wegen der bereits angestoßenen Reformen relativ gering. Die "physischen Risiken" durch die Wettererignisse selbst dagegen sind für Europa vergleichsweise hoch. Das gilt auch für den Fall von Extremwettereignissen in anderen Teilen der Welt. Hier könnte sich die BIP-Einbuße auf bis zu 1,8 Prozent belaufen.
Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com
DJG/hab/apo
Copyright (c) 2025 Dow Jones & Company, Inc.